Gemeinsam durch ein bewegtes Jahr
Gilles Marchand, Generaldirektor SRG, und Jean-Michel Cina, Verwaltungsratspräsident SRG
Es gibt Jahre, an die man sich immer erinnern wird: erfolgreiche Jahre, schwierige Jahre oder solche, die unberechenbar und herausfordernd waren. 2020 gehört zu den Letzteren. Es war geprägt von grosser Komplexität, unerwarteten Wendungen und viel Unsicherheit, ausgelöst durch die Pandemie. Doch schliesslich haben wir 2020 auch viel gelernt.
Die SRG ist systemrelevant
Das Jahr 2020 hat die Beziehung zu unserem Publikum gestärkt. Denn wenn man von einer schweren Krise wie der Corona-Pandemie getroffen wird, bietet der Service public Stabilität und Orientierung. Er schenkt gemeinsame Momente. Er verleiht Emotionen und teilt sie. Und vor allem stellt er verlässliche Informationen bereit. Aus diesem Grund verzeichneten die Programme der SRG letztes Jahr aussergewöhnlich hohe Nutzungszahlen. Die Newsberichterstattung spielte dabei eine zentrale Rolle und wurde sehr geschätzt. Aber nicht nur sie allein. Unsere Sender passten ihre Programme rasch an und entwickelten neue Formate in den Bereichen Kultur, Bildung und Sport. Wir haben Konzerte aufgenommen und ausgestrahlt, viele Schweizer Filme auf unseren Sendern gezeigt und Festivals unterstützt, welche das Coronavirus lahmgelegt hatte. Zahlreiche sportliche Grossanlässe mussten zwar verschoben oder ganz abgesagt werden, aber dafür kamen neue bereichernde Angebote hinzu. So etwa die vielen Schweizer Serien, welche die SRG zusammen mit unabhängigen Filmproduzentinnen und -produzenten realisiert hat. Das gemeinsame Interesse der Filmbranche und der SRG, den Schweizer Film zu stärken, wurde mit der Erneuerung des Pacte de l’audiovisuel einmal mehr bekräftigt.
Play Suisse schlägt eine Brücke zwischen den Sprachregionen
Im Jahr 2020 wurde auch die neue Streaming-Plattform Play Suisse aus der Taufe gehoben. Die nationale Plattform der SRG ist mehrsprachig, personalisiert und bietet Dokumentationen, Serien und Filme mit Untertiteln in drei bis vier Landessprachen an. Play Suisse schlägt eine Brücke zwischen den Sprachen und Kulturen unseres Landes und zeigt die Qualität und Vielfalt der audiovisuellen Produktion in der Schweiz auf. Unser Ziel war es, die Digitalisierung in den Dienst unseres Service-public-Auftrags und unseres Publikums zu stellen. In nur wenigen Wochen haben sich denn auch knapp 250’000 Menschen auf Play Suisse registriert.
Die SRG treibt die Transformation voran und steigert die Effizienz
Im Berichtsjahr wurde auch das Transformations- und Sparprogramm weitergeführt, mit dem die SRG auf die rasche Veränderung des Mediennutzungsverhaltens und auf den drastischen Rückgang der Werbeeinahmen reagiert. Seit 2018 hat die SRG bereits 100 Millionen Franken eingespart. Bis 2024 muss sie weitere 50 Millionen Franken einsparen, was leider auch einen Abbau von rund 250 Stellen zur Folge hat. Um den Stellenabbau abzufedern, hat sich die SRG zusammen mit ihrem Sozialpartner auf einen soliden Sozialplan sowie zusätzliche Begleitmassnahmen geeinigt.
Die SRG schliesst das Geschäftsjahr mit einem leichten Defizit von 12,9 Millionen Franken ab und kann genügend Rückstellungen bilden, um die laufenden Restrukturierungen zu finanzieren. Die digitale Transformation der SRG in allen vier Landesregionen ist eine Voraussetzung dafür, dass sie weiterhin alle Menschen in der Schweiz, insbesondere auch die junge Generation, erreichen kann. Es geht nicht darum, weniger anzubieten, sondern es auf eine andere Art und Weise zu tun. Wir müssen Prioritäten setzen und Entscheide treffen. Diese lösen Diskussionen in der Gesellschaft aus, die wichtig und legitim sind.
«Die digitale Transformation der SRG in allen vier Landesregionen ist eine Voraussetzung dafür, dass sie weiterhin alle Menschen in der Schweiz, insbesondere auch die junge Generation, erreichen kann.»
Wenn wir dieses besondere Jahr Revue passieren lassen, müssen wir auch die Krise erwähnen, welche die Belästigungsvorwürfe bei RTS und RSI ausgelöst haben. Diese Vorfälle haben das Unternehmen erschüttert und den Verwaltungsrat der SRG veranlasst, umgehend externe Untersuchungen einzuleiten und Massnahmen zu treffen, um die Fälle zu analysieren und die bestehenden Instrumente und internen Prozesse zu überprüfen, damit solche Probleme frühzeitig erkannt und angegangen werden können. Denn auch hier gilt: Wenn wir es schaffen, die richtigen Lehren aus der Krise zu ziehen, werden wir gestärkt aus ihr hervorgehen.
In diesen aussergewöhnlichen Zeiten möchten wir unserem Publikum, das unsere Programme durchs ganze Jahr hindurch verfolgt hat, ganz herzlich danken. Ein grosses Dankeschön gilt auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in allen Regionen, die sich unermüdlich dafür eingesetzt haben, die schwierige Situation zu meistern und den Auftrag der SRG sicherzustellen. Und schliesslich sind wir den vier Regionalgesellschaften zu Dank verpflichtet, die sich dafür starkmachen, dass die SRG in unserer Gesellschaft gut verankert ist.
Gilles Marchand
Generaldirektor SRG
Jean-Michel Cina
Verwaltungsratspräsident SRG