Spielfilme, Serien, Animationsfilme: Die SRG bietet ihrem Publikum eine reiche Auswahl an internationalen und schweizerischen Produktionen. Seit 2020 sind die zahlreichen Serien, Filme und Dokumentationen auch auf der neuen Streaming-Plattform Play Suisse zugänglich.

«Frieden» – eine Serie über das Leben in der Schweiz nach dem Zweiten Weltkrieg

Frühling 1945 – endlich Frieden in Europa. Mit der fiktionalen TV-Serie «Frieden» taucht SRF in die Nachkriegszeit in der Schweiz ein, in jene Monate, über die in der Öffentlichkeit nur wenig bekannt ist. Die Dramaserie von Petra Volpe handelt von einer Unternehmerfamilie, die vor wirtschaftlichen Herausforderungen und schwierigen Entscheidungen steht. Die Koproduktion von Zodiac Pictures, SRF und Arte unter der Regie von Michael Schaerer ist auf Play Suisse zu sehen; ausserdem lief der Sechsteiler im November 2020 auf SRF 1, wo im Schnitt 634'000 Personen einschalteten.

«Mit der Dramaserie ‹Frieden› ist es gelungen, die Zeit unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs emotional greifbar und lebendig zu machen – und damit ein Bewusstsein für die Vergangenheit zu schaffen, die bis heute wirkt.»

Bettina Alber
Leiterin Serien SRF

«Cellule de crise» – Genfer Politthriller mit Starbesetzung

Als der Präsident einer humanitären Organsiation bei einem Terroranschlag im Jemen ums Leben kommt, beginnt im Hauptquartier der Organisation in Genf ein Kampf um seine Nachfolge. Der designierte Präsident, Guillaume Kessel (André Dussollier), bietet in der Folge Unidozentin Suzanne Fontana (Isabelle Caillat) das Präsidium an. Als neue Präsidentin muss Fontana alles in Frage stellen, woran sie geglaubt hat. Die Serie wurde von RTS zusammen mit Tipi’mages Productions (Schweiz), Entre Chien et Loup (Belgien) und Samsa Film (Luxemburg) produziert. Die Serie war auf RTS, RSI und SRF zu sehen und ist auf Play Suisse verfügbar.

«Film4You»: ein interaktives Fernsehexperiment bei RSI

Sag uns, was du schauen willst! Im April konnte das italienischsprachige Publikum während vier Wochen einen von vier Filmen aussuchen und so das Abendprogramm von RSI LA 2 mitgestalten. Abgestimmt werden konnte auf der Facebookseite und der Website von RSI. Es stimmten pro Woche durchschnittlich 1800 Personen ab. Die Nutzungszahlen übertrafen die Erwartungen von RSI. «Film4you» erzielte mit der Ausstrahlung des ersten Filmes einen Marktanteil von über 23 Prozent.

RTR produziert die erste rätoromanische Webserie

Die Geschichte von «Metta da fein» der beiden Jungautoren und Regisseure Carlo Beer und Urs Berlinger überzeugte die Jury von RTR: Die «Metta da fein» ist eine mysteriöse Sagenfigur, die all jenen die Beine abschneidet, die durch eine Wiese gehen, bevor der Bauer diese gemäht hat. Gedreht wurde die vierteilige Serie in Vrin und Lumbrein. Für die Produktion konnten viele junge Talente und die regionale Theaterkultur eingebunden werden. «Metta da fein» lief im Dezember auf Play Suisse und auf rtr.ch.

Längere Online-Nutzungsrechte für Serien und Filme

Auf der Streaming-Plattform Play Suisse finden Nutzerinnen und Nutzer Dokumentationen, Serien und Filme aus allen Landesregionen der Schweiz – in Originalsprache und mit Untertiteln in drei bis vier Landessprachen. Ein wesentlicher Teil des Angebots auf Play Suisse sind Koproduktionen. Das sind Produktionen, welche die SRG in Zusammenarbeit mit anderen Schweizer Produktionsfirmen realisiert. Der Pacte de l’audiovisuel bildet die rechtliche Grundlage für diese Zusammenarbeit und für die Nutzungsrechte der Koproduktionen. Gregory Catella, Content-Manager Play Suisse, spricht im Interview über den neuen Pacte de l’audiovisuel und dessen Bedeutung für das Angebot auf Play Suisse.

Gregory Catella
Content-Manager Play Suisse

Gregory Catella, der neue Pacte-Vertrag regelt auch die Onlinerechte für Serien und Filme. Was muss man darüber wissen?

Zum ersten Mal hat die SRG im Rahmen des Pacte de l’audiovisuel längere Senderechte für die Onlineverbreitung ihrer Koproduktionen bekommen. Das heisst konkret: Neu darf die SRG ihre koproduzierten Serien, Filme und Dokumentationen auch online während sechs Monaten zur Verfügung stellen. Danach hat sie die Möglichkeit, die Rechte zu verlängern, wenn die Produzenten einverstanden sind.

Wie sind Rechteerwerb und -vergütung für die Onlinenutzung der Serien und Filme im neuen Pacte geregelt?

Die Rechte für die sechsmonatige Onlinenutzung der Fernsehfilme und -serien sind mit dem Produktionsvertrag bereits abgegolten. Danach kann die SRG die Streaming-Rechte für weitere sechs beziehungsweise zwölf Monate erwerben. Das ist insbesondere bei Produktionen sinnvoll, die bei den Nutzerinnen und Nutzern sehr beliebt sind. Kino-Koproduktionen darf die SRG gemäss Pacte de l’audiovisuel einmalig sechs Monate nach Ausstrahlung auf Play Suisse zugänglich machen. Dafür zahlt sie den Produzentinnen und Produzenten eine Pauschalentschädigung – auch diese ist im Pacte festgelegt. Die Produzenten haben jedoch die Möglichkeit, von einem «Opting-out» Gebrauch zu machen und der SRG dieses Recht nicht einräumen. Aus diesem Grund können wir einige Kinofilme leider nicht auf Play Suisse zeigen. Insbesondere wenn Produzenten ihre Filme kommerziell gut vermarkten können, ist es schwierig, die Rechte zu erwerben. Die Wünsche der Rechteinhaber gilt es zu respektieren. Das sind aber Ausnahmen, denn viele Produzentinnen und Filmemacher schätzen es, ihre Filme über die Sprachgrenzen hinweg bekannt zu machen.

Welche Kinofilme sind auf Play Suisse zu sehen?

Das Spektrum ist gross. Es gibt viele tolle Filme zu sehen oder wiederzuentdecken. Unter anderem den preisgekrönten Animationsfilm «Ma vie de Courgette» von Claude Barras, das Familiendrama «Miséricorde» von Fulvio Bernasconi, «Chris The Swiss», eine Dokumentation von Anja Kofmel mit Animationssequenzen, oder den Dokumentarfilm «One More Jump» von Emanuele Gerosa, der den Preis für den besten europäischen Dokumentarfilm 2020 beim Prix Europa bekommen hat. Auch Schweizer Klassiker wie «Die letzte Chance» (1945), «Charles mort ou vif» (1969) oder «Das Boot ist voll» (1981) sind auf Play Suisse verfügbar. Besonders freut mich, dass wir 2021 – im 50-Jahr-Jubiläum des Schweizer Frauenstimmrechts – «Die göttliche Ordnung» von Petra Volpe anbieten können.

Welche Pacte-Produktionen sind auf Play Suisse besonders erfolgreich?

Besonders beliebt sind unsere neuen fiktionalen Serien, allen voran «Frieden», «Cellule de crise» und die dritte Staffel von «Wilder». Die Tatsache, dass sämtliche Staffeln der jeweiligen Serien verfügbar sind, führt zu einer höheren Nutzung des Angebots (siehe auch «Kennzahlen Play Suisse»). Das gilt auch für Eigenproduktionen wie beispielsweise die sieben Staffeln der Erfolgsserie «Der Bestatter». Auch Produktionen, die im Fernsehen mässig erfolgreich waren, finden auf Play Suisse grossen Anklang, wie beispielsweise die zweite Staffel der SRF-Serie «Seitentriebe».

Neuer Pacte de l'audiovisuel

Die SRG ist neben dem Bundesamt für Kultur die wichtigste Förderin des Schweizer Filmschaffens. 1996 schuf sie zusammen mit Partnern der Filmbranche den «Pacte de l’audiovisuel». Der Vertrag definiert die Rahmenbedingungen für Produktionen, welche die SRG zusammen mit unabhängigen Produzentinnen und Produzenten realisiert. Dank des Pacte entstanden seit 1996 über 2900 Filme und Serien. Im Januar 2020 haben die SRG und die Schweizer Filmbranche den Pacte de l’audiovisuel 2020–2023 unterzeichnet. Die SRG investiert neu 32,5 Millionen Franken pro Jahr in die nationale Filmförderung – fünf Millionen mehr als bisher.

Dreharbeiten zur dritten Staffel der SRF-Krimiserie «Wilder»

«Wir brauchen in unserem Land Filme, die von Schweizerinnen und Schweizern gemacht werden. Zudem ist es wichtig, eine Plattform zu haben, auf der unsere Filme einen besonderen Platz erhalten.»

Francine Lusser
Produzentin Tipi’mages Productions

129 Koproduktionen

2020 beteiligte sich die SRG an 129 Koproduktionen (siehe Tabelle), darunter der Spielfilm «Foudre», die dritte Staffel der Serie «Wilder», die Dokumentation «La grande histoire du ski» oder die Kurzfilmsammlung «Collection Lockdown».

Kulturförderung Film – Anzahl Filme
Programm 2020* 2019 2018
Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 54 77 61
Radio Télévision Suisse (RTS) 52 71 61
Radiotelevisione svizzera (RSI) 16 26 21
Radiotelevisiun Svizra Rumantscha (RTR) 7 7 5
Total 129 181 148

* 2020 wurden weniger Koproduktionen realisiert als in den Jahren zuvor, da es aufgrund der Corona-Pandemie zu Unterbrüchen und Verzögerungen bei den Dreharbeiten kam.