Der Publikumsrat ermöglicht einen institutionalisierten Dialog
Die Konzession der SRG sieht vor, dass jede Regionalgesellschaft einen repräsentativ zusammengestellten Publikumsrat hat. Die zentrale Aufgabe der Publikumsräte von SRG.D, RTSR, Corsi, SRG.R und SWI swissinfo.ch ist, als beratendes Gremium einen Beitrag zur Weiterentwicklung der SRG zu leisten. Die rund 80 Publikumsrätinnen und Publikumsräte beobachten und beurteilen das SRG-Angebot kritisch und unabhängig in allen vier Sprachregionen und für den internationalen Dienst SWI swissinfo.ch.
«Angesichts der mächtigen und lautstarken sozialen Netzwerke braucht es den Publikumsrat heute mehr denn je.»
Gemäss Radio- und Fernsehgesetz (RTVG) muss das Publikum in der Organisation vertreten sein. Durch die Vereinsform der SRG ist ein institutionalisierter Dialog zwischen Gesellschaft und Unternehmen möglich. Dieser leistet einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag für den medialen Service public. Im Rahmen der nationalen Arbeitsgruppe Präsidien Publikumsräte erfolgt ein Austausch zu Qualitätsstandards bei der Programmüberprüfung, der Arbeitsweise der regionalen Publikumsräte sowie der Tätigkeit der Ombudsstellen, welche den Publikumsräten unterstellt sind. Eine weitere Aufgabe der Arbeitsgruppe ist die regelmässige Durchführung von gemeinsamen nationalen Programmbeobachtungen in allen Publikumsräten. Mit Gérald Berger (RTSR), Marcel Stutz (SWI) und Roberto Stoppa (Corsi) haben drei neue Publikumsratspräsidenten ihre Arbeit im Jahr 2020 aufgenommen. Sie äussern sich zu Motivation, Zielen und Schwerpunkten.
«Unser gemeinsames Ziel war es, ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis im Publikumsrat aufzubauen.»
Welche Ziele haben Sie sich als neuer Präsident des Publikumsrats in Ihrer Region gesetzt?
Gérald Berger: Angesichts der mächtigen und lautstarken sozialen Netzwerke braucht es den Publikumsrat heute mehr denn je. Ich möchte im Rat Überlegungen anstossen, um seine Wirksamkeit zu verbessern – nicht zuletzt, um den neuen Verbreitungsmöglichkeiten des RTS-Angebots besser Rechnung zu tragen.
Marcel Stutz: Für den Rat von SWI swissinfo.ch ist die sprach- und kulturübergreifende Beurteilung der Beiträge wichtig. Damit die Rückmeldungen an die verschiedenen Redaktionen wertvoll sind, müssen sie kohärent sein. Der Übergang von der Sprach- zur Themenorientierung ist für SWI eine spezielle Herausforderung.
Roberto Stoppa: Grundlegende Themen wie Kultur, Information und Bildung müssen im audiovisuellen Service-public-Angebot breit beurteilt werden. Als Service-public-Unternehmen hat die SRG die Veränderungen in der Gesellschaft konstant zu beobachten, bei gleichbleibender Qualität und vertiefter Auseinandersetzung mit den einzelnen Themen. Ab diesem Jahr werden wir das Publikum auf unterschiedliche Weise in unsere Analysetätigkeit einbeziehen.
Die nationale Arbeitsgruppe Präsidien Publikumsräte wurde im Jahr 2020 neu zusammengesetzt. Wo sehen Sie die Schwerpunkte bei der Zusammenarbeit?
Gérald Berger: Für mich stehen der Austausch zwischen den Publikumsräten und die gegenseitige Information im Vordergrund. Die Rolle der Arbeitsgruppe besteht auch darin, die Programmschaffenden zu ermutigen, nationale Produktionen und den Austausch von Programmangeboten zwischen den Regionen zu fördern sowie wechselseitige kritische und konstruktive Programmanalysen durch den Publikumsrat sicherzustellen.
Marcel Stutz: Es ist das Ziel der neuen Arbeitsgruppe, durch einen interregionalen Austausch auf Präsidentenebene einen höheren Wirkungsgrad der Publikumsräte nach innen und aussen zu erreichen.
Roberto Stoppa: Bei den gemeinsamen Sitzungen spürt man sehr gut, wie sehr jedem Ratsmitglied die Qualität des Schweizer Service-public-Angebots am Herzen liegt. Der Austausch zu spezifischen Themen schafft eine starke Verbundenheit zugunsten des Service public, wenn auch je nach Sprachregion mit etwas anderen Visionen. Die Schweiz besteht aus unterschiedlichen Kulturen, und dieser Aspekt ist auch gut in der Arbeitsgruppe abgebildet.
«Der audiovisuelle Service public spielt in der Schweiz eine zentrale Rolle für die soziokulturelle Entwicklung und die Integration. Die Augen und Ohren des Publikumsrats sollen die Qualität des Angebots sicherstellen.»