Die SRG bietet sowohl populären als auch weniger bekannten Sportarten eine Plattform – im Radio, im Fernsehen und online. Im Jahr 2020 kam aufgrund der Corona-Pandemie jedoch vieles anders als geplant. Für die Sportabteilungen von RSI, RTR, RTS und SRF bedeutete das vor allem eines: kreativ sein.
Die Fussball-Europameisterschaft 2020: verschoben. Die Olympischen Sommerspiele in Tokyo 2020: vertagt. Die Eishockey-WM 2020 in der Schweiz: abgesagt. Fast alle grösseren nationalen und internationalen Sportveranstaltungen fielen aufgrund der Corona-Pandemie ins Wasser. Eine schwierige Situation für die Athletinnen und Athleten, Clubs, Verbände, Sponsoren, Fans – und eine Herausforderung für die Sportmedien. «Es war frustrierend für unsere Sportabteilung, insbesondere weil schon alle Vorkehrungen getroffen und die mediale Berichterstattung bis ins Detail geplant war», sagt Massimo Lorenzi, Chefredaktor von RTS Sport. Stattdessen halfen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der RTS-Sportabteilung temporär in der Newsabteilung aus – eine Unterstützung, die dort sehr willkommen war.
Sporthighlights aus dem Archiv
Sportliche Höhepunkte gibt es zur Genüge, wie ein Blick in die Archive von RSI, RTR, RTS und SRF zeigt. Um die Sportevent-Flaute zu überbrücken, brachten die sprachregionalen SRG-Sender sportliche Highlights aus der Vergangenheit zurück auf den Bildschirm. Das Spektrum reichte von Fussball, Eishockey und Ski Alpin über Schwingen und Radsport bis hin zu Formel 1 und Tennis. Unvergessliche Matches und Rennen früherer Jahre sorgten für willkommene Unterhaltung beim Fernsehpublikum. RTR thematisierte im Radio und Online Nischensportarten wie beispielsweise Minigolf und ging der Frage nach, was ehemalige Profis heute beruflich machen.
Fitnessprogramme für zu Hause
Auf Wunsch des Publikums entwickelte SRF im März 2020 das neue Format «sport@home». Die Videoserie beinhaltete drei wöchentliche Trainingseinheiten und wurde auf den SRF-Onlinekanälen publiziert sowie im Fernsehen ausgestrahlt. Das Besondere daran: Schweizer Sportstars konzipierten und leiteten die 15- bis 30-minütigen Fitnesseinheiten. Jedes Training war anders, alle eigneten sich aber bestens für ein Ausdauer-, Koordinations- oder Kraftprogramm in den eigenen vier Wänden. Den Anfang machte Mountainbike-Olympiasieger Nino Schurter. Es folgten Biathletin Elisa Gasparin, Sprinterin Salomé Kora, Handballer Nicolas Raemy und viele mehr. Insgesamt entstanden rund 30 Workout-Videos. Anfang April ergänzte SRF das Fitnessangebot mit der Sendung «Fit mit Adriano» für die ältere Generation.
Profifussballer und Fitnessliebhaber Dennis Hediger hat für die SRF-Serie «sport@home» ein Athletiktraining angeleitet.
Neue Sportsendung bei RSI
Auch RSI lancierte eine neue Sportsendung. In «Pronti, ripartenza, via...» berichtete Andrea Mangia während etwa 90 Minuten über die Welt des Sports auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene – in Form von Analysen, Interviews im Studio, Liveschaltungen und Videobeiträgen. Insgesamt wurden acht Folgen jeweils am Dienstagabend auf RSI LA 2 ausgestrahlt.
Youth Olympic Games 2020 in Lausanne
Vom 9. bis 22. Januar fanden in Lausanne die Youth Olympic Games (YOG) 2020 statt. 1880 Athletinnen und Athleten im Alter von 15 bis 18 Jahren – darunter 112 Schweizer Talente – kämpften in acht Sportarten, 16 Disziplinen und 81 Wettkämpfen um Edelmetall. Die Sportgrossveranstaltung zählt zu den wenigen, die 2020 durchgeführt werden konnten. Die SRG produzierte im Auftrag des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) das Weltsignal der alpinen Skirennen in Les Diablerets sowie der Ski- und Snowboard-Freestyle-Wettkämpfe in Leysin. RSI, RTR, RTS und SRF berichteten über die YOG. Da die Veranstaltung in der Westschweiz stattfand, stellte RTS ein umfassendes Sportprogramm zusammen. Die YOG wurden im Fernsehen, auf rts.ch/sport und in der App «RTS Sport» begleitet – in insgesamt 150 Stunden, davon 30 Stunden live. Rund 338’000 Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten in der Westschweiz das Sportgeschehen im Fernsehen bei RTS. Die Website und die RTS-Sport-App erzielten zusammen pro Tag 193’000 Visits. Erfolgreich war auch der Wettbewerb «Les défis des JOJ», der auf der RTS-Sport-App angeboten wurde.
Die Women’s Super League im Fokus
Seit 2020 berichten RSI, RTS und SRF live über die höchste Spielklasse im Schweizer Frauenfussball. In der Saison 2020/21 übertragen die SRG-Sender bis zu neun Livespiele der neu lancierten Women’s Super League auf den Onlineplattformen sowie punktuell im Fernsehen. So steht es in der 2020 unterzeichneten Vereinbarung zwischen der SRG und dem Schweizerischen Fussballverband (SFV). Dazu Tatjana Haenni, Direktorin Frauenfussball beim SFV: «Wir sind überzeugt, dass der Frauenfussball auch in der Schweiz hohes Wachstumspotenzial hat. Deshalb ist es von grosser Bedeutung, dass wir ihn in allen Bereichen weiterentwickeln. Die mediale Berichterstattung ist ein wichtiges Puzzleteil, um den Frauenfussball in der Schweiz nachhaltig zu fördern.» Das Eröffnungsspiel zwischen dem FC St. Gallen-Staad und dem GC Zürich vom 13. August 2020 wurde von SRF und RSI live im Fernsehen übertragen, RTS zeigte den Saisonauftakt als Livestream.
Virtuelles Rennformat: «The Digital Swiss 5»
2020 schloss die SRG mit Cycling Unlimited, den Organisatoren der Tour de Suisse, einen Vertrag für die Ausstrahlung des neuen Formats «The Digital Swiss 5» ab. Die Vereinbarung ermöglicht es RSI, RTR, RTS und SRF, bis 2022 exklusiv und live über dieses virtuelle Radrennen in der Schweiz zu berichten. Beim virtuellen Etappenrennen «The Digital Swiss 5» treten die Fahrer an fünf aufeinanderfolgenden Tagen auf Abschnitten der Tour de Suisse gegeneinander an. Die Radprofis sind auf ihren Rennrädern zu Hause durch smarte Rollentrainer miteinander verbunden. Während die Fahrer auf ihren Monitoren die Original-Streckenteile der Tour de Suisse und ihre jeweilige Position im Rennen in Echtzeit als Videobild vor sich sehen, geben die smarten Rollentrainer den jeweiligen Widerstand auf die Pedale – angepasst an die echte Topografie der Strecke. Die Austragung der digitalen Pro-Cycling-Rennen, an denen täglich 57 Fahrer aus 19 Teams teilnahmen, fand vom 22. bis 26. April 2020 statt. SRF präsentierte das virtuelle Rennen im Fernsehen, RTS und RSI berichteten punktuell.
Anstrengend wie an der echten Tour de Suisse: die virtuellen Etappen bei «The Digital Swiss 5».
Inspiration Games: Ein Schweizer Innovationsprojekt mit SRG-Beteiligung
Acht Disziplinen, sieben Stadien, sechs Länder: Im Sommer hat das Leichtathletik-Meeting Weltklasse Zürich im Rahmen der Inspiration Games Fernduelle mit 30 der weltbesten Athletinnen und Athleten organisiert. Zeitgleich traten die Stars gegeneinander an, obwohl sie tausende Kilometer voneinander entfernt waren. Als Host Broadcaster war die SRG massgeblich an der Projektentwicklung und Umsetzung beteiligt. Die grosse technische Herausforderung bestand darin, pro Disziplin bis zu drei Standorte für das Fernsehpublikum synchron zu schalten.
«Sports Awards»: 2020 wurden die Besten aus 70 Jahren gekürt
Traditionell werden zum Jahresende an den «Sports Awards» die Schweizer Sportstars gewürdigt, so auch 2020. Wegen der Corona-Pandemie standen dieses Mal aber nicht die erfolgreichsten Sportpersönlichkeiten des Jahres im Fokus, sondern die Besten seit Beginn der Preisverleihung vor 70 Jahren. «Wir wollten dem Schweizer Sport auch in diesen herausfordernden Zeiten eine würdige Plattform bieten und damit ein Zeichen für Optimismus und Zusammenhalt in der ganzen Sportszene setzen», sagt Roland Mägerle, Leiter Business Unit Sport SRG und SRF Sport. Die TV-Gala «Sports Awards – Die Besten aus 70 Jahren» fand am 13. Dezember 2020 statt und wurden auf SRF 1, RTS 2 und RSI LA 2 übertragen. Im Rennen um die Ehrung waren die bisherigen Siegerinnen und Sieger der «Sports Awards» seit 1950 – die Auszeichnungen wurden in den Kategorien Sportlerin, Sportler, Team, Paralympische Sportler und Trainer vergeben. Wer beste Sportlerin und bester Sportler werden sollte, entschied das Fernsehpublikum in der Livesendung via Televoting mit: Es siegten die ehemalige Skirennfahrerin Vreni Schneider und Tennisstar Roger Federer.