Qualität spürbarer machen

Um Programmqualität garantieren zu können, kommt der steten Weiterentwicklung der Qualitätskontrolle eine wichtige Funktion zu. Anfang 2019 ist die neue SRG-Konzession in Kraft getreten, die unter anderem neue Qualitätskriterien definiert. Andrina Caprez und Olivier Tornay, beide seit November 2019 neu als Qualitätsverantwortliche bei RTR beziehungsweise RTS zuständig, geben Auskunft darüber, wie die nationale Fachgruppe «Qualität» arbeitet und wo die Umsetzung der neuen «Anforderungen an die Qualität des Angebots und Qualitätssicherung» steht.

Wie hat sich die Arbeit in der Fachgruppe «Qualität» eingespielt?

Olivier Tornay: Im November 2019 kam ich in meinen neuen Funktionen als Leiter Commissioning und Qualitätsverantwortlicher zur Fachgruppe «Qualität». Zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Unternehmenseinheiten tauschen wir uns über die Praktiken des Qualitätsmanagements aus. So haben wir an mehreren Dossiers gearbeitet, wie der SRG-Angebotscharta, der Definition von Qualitätskriterien und natürlich dem externen Qualitätsaudit.

Andrina Caprez: Ich habe die Funktion als Qualitätsverantwortliche bei RTR ebenfalls im November 2019 übernommen und bin zeitgleich wie Olivier zur Fachgruppe «Qualität» gestossen. Ich schätze es sehr, dass wir gemeinsame Lösungen finden und zugleich auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Unternehmenseinheiten eingehen. Den Austausch, die Diskussionen und die Zusammenarbeit empfinde ich als sehr bereichernd für meine Arbeit.

Wie sieht es mit der Umsetzung der neuen Anforderungen gemäss Konzession aus?

Olivier Tornay: Zunächst haben wir die verschiedenen Dimensionen der Qualität klar definiert. Wie können wir die in der Konzession verankerten Kriterien wie Relevanz, Professionalität, Unabhängigkeit, Vielfalt und Zugänglichkeit definieren, damit wir sie anschliessend umsetzen und überprüfen können? Es war wichtig, eine solide Grundlage für unsere weitere Arbeit zu schaffen. Das wichtigste Projekt im Jahr 2020 war das externe Audit unserer Qualitätskontrolle. Wir haben diese Überprüfung das erste Mal wie in der Konzession vorgeschrieben für das gesamte Unternehmen durchgeführt.

Andrina Caprez: Bereits Ende 2019 hat die Fachgruppe das Qualitätssicherungssystem des SRG-Angebots erarbeitet und in den Unternehmenseinheiten beziehungsweise in den Redaktionen kommuniziert. Das neue System, das für die gesamte SRG gilt, sowie die Definition der fünf von Olivier genannten Qualitätsdimensionen sind für die Öffentlichkeit auf der Website der SRG zugänglich.

Seit 2020 ist die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) für die externe Qualitätskontrolle zuständig. Welche Erfahrungen haben Sie mit dem externen Audit gemacht?

Andrina Caprez: Die Zusammenarbeit mit der ZHAW habe ich als professionell empfunden. Im ersten externen Audit wurde die Qualitätssicherung auf der Ebene Unternehmenseinheit geprüft. Dank der Expertise und externen Sicht der Auditoren konnten wir wichtige Erkenntnisse gewinnen. Ebenfalls wertvoll war die Vorbereitung auf das Gespräch und sich vor Augen zu führen, welche Instrumente bereits vorhanden sind und wie diese im Alltag der Medienschaffenden angewendet werden.

Olivier Tornay: Das Team von Professor Vinzenz Wyss verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Durchführung von Qualitätsprüfungen im Bereich Medien. Sie stellten uns einen detaillierten Fragebogen zu und führten dann in jeder Unternehmenseinheit Interviews durch. Unser System und seine Anwendung erklären zu müssen, war eine gute Gelegenheit, einen Schritt zurückzutreten und uns selbst in Frage zu stellen. Der erste Schritt des Audits besteht in einer allgemeinen Analyse des Qualitätsprozesses. Danach gehen wir in spezifischen Redaktionen ins Detail, um zu beurteilen, wie das Verfahren in der Praxis angewendet wird.

Sie sind seit 13 respektive 21 Jahren bei der SRG tätig. Wie hat sich Ihrer Meinung nach die Qualität der SRG-Programme in den letzten Jahren entwickelt?

Andrina Caprez: Aufgrund meiner administrativen Tätigkeit bei RTR verfolge ich das Angebot der SRG stark aus Sicht einer Zuhörerin, Zuschauerin und Userin. Als Mitarbeiterin spüre ich im Austausch mit unseren Programmschaffenden immer wieder aufs Neue ihr deutliches Bestreben, qualitativ hochwertige Inhalte zu produzieren. Qualität gehört für mich zur SRG wie die Stützfeiler zu einer Brücke. Soweit ich es beurteilen kann, waren die qualitativen Ansprüche immer da, jedoch vielleicht nicht so institutionalisiert, wie sie es heute sind.

Olivier Tornay: Ich bin ausgebildeter Journalist und war in mehreren Redaktionen bei RTS tätig. Ich würde sagen, dass sich die Qualität der Programme in den letzten Jahren deutlich verbessert hat. Für jeden Inhalt und in jeder Redaktion wurden im Laufe der Zeit formelle oder informelle Reflexe entwickelt, die zu einer besseren Qualität beitragen. So zum Beispiel der Wunsch, die Öffentlichkeit stets ins Zentrum unseres Angebots zu stellen, klarere Ziele zu setzen oder auch die intensivierte Kultur der Nachbesprechung und Überprüfung. Schliesslich weiss jeder, dass die Tätigkeit der SRG genau beobachtet wird. De facto trägt auch dies zur Qualität bei.

Wo werden Sie 2021 den Fokus in der Qualitätssicherung setzen?

Olivier Tornay: Bei RTS werden wir die Art und Weise, wie wir unser Qualitätssystem kommunizieren, neu definieren und ihm mehr Sichtbarkeit verleihen. Häufig geht es uns wie Monsieur Jourdain in Molières «Le Bourgeois gentilhomme» mit seiner Prosa: Wir machen Qualität, ohne dass wir uns dessen in unserem Unternehmen bewusst sind. Indem wir unsere Prozesse besser formalisieren und bekannt machen, tragen wir zu weiteren Verbesserungen bei.

Andrina Caprez: Bei RTR geht es in eine ähnliche Richtung. Qualität ist selbstverständlich und geschieht automatisch. Gerade deshalb möchten wir sie spürbarer machen. Was ist Qualität? Wo fängt sie an und wo hört sie auf? Mit Hilfe von internen Kommunikationsinstrumenten soll das Thema bei unseren Mitarbeitenden sichtbarer und aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet werden.