Digitalisierung und Transformation

Während die Nutzungszahlen beim linearen Angebot abnehmen, legen sie beim digitalen zu. Die Menschen wollen Medieninhalte immer mehr unterwegs konsumieren – sei es im Zug, an der Bushaltestelle oder beim Anstehen an der Kasse. Die SRG trägt diesem Bedürfnis Rechnung. Sie strebt an, dem Publikum in drei Jahren ein ausgewogenes Angebot an digitalen Inhalten und Broadcast zur Verfügung zu stellen. Radio, Fernsehen und Online sollen sich gegenseitig ergänzen und stimulieren. Möglichkeiten wie die Personalisierung können dazu beitragen, die Sichtbarkeit der Inhalte und die Attraktivität der Plattformen zu steigern. Neue Formate, Erzählformen und Distributionskanäle sollen die Bedürfnisse der Nutzer:innen bedienen. Zwei Gremien steuern in der SRG diese Entwicklung auf strategischer Ebene: das Digital Board und das Content Board.

Digital Board: Transformation ist Teamarbeit

Das Digital Board ist das höchste Gremium für digitale Belange unter der Geschäftsleitung SRG. Es steuert die digitale Transformation in der SRG auf strategischer Ebene und fokussiert dabei auf das Programm. Präsident Bakel Walden sagt, was das Board im Berichtsjahr erreicht hat und welche Herausforderungen als Nächstes auf das Gremium zukommen werden.

Bakel Walden
Direktor Entwicklung und Angebot und Präsident des Digital Board

Welche Projekte konnte das Digital Board 2021 erfolgreich abschliessen oder aufgleisen?

Im vergangenen Jahr standen vor allem zwei Fragen im Zentrum: Wie verbessern wir die gemeinsame Steuerung des digitalen Angebots der SRG und wie organisieren wir uns im Bereich Datenmanagement? Im ersten Halbjahr konnten wir mithilfe der Geschäftsleitung die notwendigen Ressourcen in die Finanzplanung einbringen. Bereits im vierten Quartal konnten wir die neu geschaffenen Stellen des «Chef des données» und der Leitung des digitalen Portfolios besetzen. Damit sind wir direkt die nächsten Fragen angegangen: Wie nutzen wir unser starkes Wachstum im Streaming-Bereich für die Erschliessung neuer Zielgruppen? Wie setzen wir als öffentliches Medienhaus die Chancen eines Logins um? Wie kann das Digital Board die internen Expert:innen für künstliche Intelligenz noch besser vernetzen? Zu all diesen Fragen haben wir konkrete Projekte lanciert.

Welche Aufgaben sind am dringlichsten, wenn es um die digitale Transformation der SRG geht?

Ich sehe drei wichtige Stossrichtungen. Die SRG muss die Ressourcen zwischen non-linearen und linearen Angeboten smart und konsequent neu verteilen. Wir können nicht zusätzliche Projekte initiieren, ohne gewisse Angebote zurückzufahren. Dafür ist ein enger interner Austausch nötig. Unsere Netzwerkstruktur mit Content Board, Research Board und Chefredaktorenkonferenz hat sich dafür bewährt. Als Zweites muss sich die SRG als attraktive Arbeitgeberin weiterentwickeln. Wir müssen in vielen neuen Berufsfeldern der Transformation sowohl für interne Kolleg:innen wie auch für potenzielle externe Bewerber:innen relevant bleiben oder werden. Und drittens – das ist vielleicht unsere wichtigste Aufgabe – muss das Digital Board unermüdlich für unternehmensweite Lösungen werben und diese eng abgestimmt umsetzen. Ein Medienmarkt, der sich so rasch und permanent verändert, ist der falsche Ort für Alleingänge und Top-down-Lösungen. Insofern ist das Digital Board ein Gremium mit Vorbildfunktion, das Transformation als Teamaufgabe vorleben will.

Welche Projekte stehen für das Jahr 2022 auf der Traktanden­liste?

Mit einer breit verankerten Projektgruppe gehen wir 2022 folgende Frage an: Welche überregionalen Ziele soll sich die SRG mit ihrem digitalen Angebot setzen? Wir möchten unser Portfolio noch besser auf die Bedürfnisse der Nutzer:innen ausrichten. Gleichzeitig werden wir Play Suisse und die regionalen Play-Angebote im Rahmen der neu eingeführten Portfoliosteuerung weiterentwickeln und eine langfristige Streaming-Vision der SRG erarbeiten. Und das Thema verantwortungsvolle Datennutzung steht mit zahlreichen Teilprojekten ebenfalls ganz oben auf der Traktandenliste. Es wird also wieder ein intensives Jahr, auf das wir uns sehr freuen.

Content Board: junge Zielgruppen und Distribution im Fokus

Das Content Board steuert die publizistische Entwicklung der SRG auf interregionaler Ebene. Präsident Stefano Semeria, Abteilungsleiter Distribution bei SRF, erläutert, worauf sich das Content Board im Jahr 2022 konzentrieren wird.

Stefano Semeria
Abteilungsleiter Distribution bei SRF und Präsident des Content Board

Welches waren die Hauptthemen, mit denen sich das Content Board 2021 befasste?

Das Content Board fördert und bewilligt nationale publizistische Projekte, die vor allem einen Beitrag zur Kohäsion leisten. Das Board sorgt für einen unternehmensweiten Austausch in wichtigen strategischen Bereichen wie zum Beispiel der Distribution, gerade auch in Bezug auf das Erreichen jüngerer Zielgruppen. Über Ausschreibungen will das Content Board auch eine schweizweite gesellschaftliche Debatte zu wichtigen aktuellen Fragen und Themen anstossen.

Welche Auswirkungen haben digitale Plattformen wie Instagram oder Tiktok auf die Herstellung von Content?

Bei allen digitalen Plattformen hat in den letzten Jahren eine Entwicklung stattgefunden, die spezifische Formen des Storytellings hervorgebracht hat. Das gilt auch für Instagram und Tiktok, die mit ihren eher kürzeren Videoclips unterschiedliche Ziel- und Altersgruppen erreichen. Wir nutzen das Wissen um die Anforderungen an das Storytelling für die Produktion und Verbreitung unserer Themen.

Worauf wird sich das Content Board im Jahr 2022 konzentrieren?

Zum einen freuen wir uns auf die Produktionen, die aus unserer ersten schweizweiten Ausschreibung hervorgehen werden. Das Thema lautete «20/20: Wie lebt es sich in den Zwanzigern in den 2020er-Jahren?» Im Herbst wird es zudem ein grosses nationales Projekt für junge Zielgruppen geben, dem wir entgegenfiebern. Zum anderen werden wir uns weiter mit den Herausforderungen an die lineare und non-lineare Distribution von Inhalten auf allen Kanälen und Plattformen beschäftigen, denn dieses Geschäft wird immer komplexer. Und schliesslich freuen wir uns auf den professionellen Austausch mit den Kolleg:innen aus den publizistischen Fachgruppen aller Unternehmenseinheiten, den wir neu organisiert und vereinfacht haben.

Inwiefern arbeitet das Content Board mit dem Digital Board zusammen?

Vor allem bei der digitalen Transformation gibt es Felder der Zusammenarbeit. Allgemein ist die Distribution sicher eines der zentralen Gebiete, auf denen ein Zusammenwirken stattfindet. Dort liegt ein besonderes Augenmerk auf der Streaming-Plattform Play Suisse, denn es kommen strategische, inhaltliche, distributionsbezogene, technische, organisatorische und weitere Fragestellungen zusammen, wodurch sich viele Schnittstellen ergeben.