Die Publikumsräte leisten einen wichtigen Beitrag zur Qualitätssicherung
Die Konzession der SRG sieht vor, dass jede Regionalgesellschaft einen repräsentativ zusammengestellten Publikumsrat hat. Die zentrale Aufgabe der Publikumsräte von Corsi, RTSR, SRG.D, SRG.R und SWI swissinfo.ch ist, als beratendes Gremium einen Beitrag zur Weiterentwicklung der SRG zu leisten. Die rund 80 Publikumsrät:innen beobachten und beurteilen das SRG-Angebot in allen vier Sprachregionen und für den internationalen Dienst SWI swissinfo.ch kritisch und unabhängig.
Gemäss Radio- und Fernsehgesetz (RTVG) muss das Publikum in der Organisation des Service-public-Unternehmens SRG vertreten sein. Die Vereinsform des Medienhauses sieht einen institutionalisierten Dialog zwischen Gesellschaft und Unternehmen vor. In diesem Rahmen werden die SRG-Programme regelmässig auf ihre Qualität hin überprüft und die Resultate mit den Programmschaffenden diskutiert. Damit leisten die Publikumsräte einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Qualität der SRG-Programme und bringen die Sicht der Radiohörer:innen, Fernsehzuschauer:innen und Online-Nutzer:innen ein.
Mit Carmen Dedual präsidiert im Jahr 2021 zum ersten Mal eine Rätoromanin die nationale Arbeitsgruppe Präsidien Publikumsräte. Unter der Leitung der 56-jährigen Primarlehrerin und Förderin der rätoromanischen Sprache wurde ein neues Reglement zur Arbeitsweise des Gremiums verabschiedet. Im Rahmen der nationalen Arbeitsgruppe Präsidien Publikumsräte findet drei Mal pro Jahr ein Austausch statt zu Qualitätsstandards bei der Programmüberprüfung, der Arbeitsweise der regionalen Publikumsräte sowie der Tätigkeit der Ombudsstellen, die den Publikumsräten unterstellt sind. Eine weitere Aufgabe der Arbeitsgruppe ist die regelmässige Durchführung von gemeinsamen nationalen Programmbeobachtungen in allen Publikumsräten.
Carmen Dedual gibt einen Einblick in die Ziele und Schwerpunkte der Arbeitsgruppe.
«Ein weiteres Anliegen des Gremiums ist die Visibilität inner- und aussenhalb des Unternehmens, was letztlich eine Stärkung der Position der Trägerschaft als Ganzes bewirkt.»
In der Arbeitsgruppe treffen sich die Präsidien der Publikumsräte aus den vier Landesteilen und von SWI. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede stellen Sie beim Verständnis des Auftrags und bei der Arbeitsweise fest?
Die Arbeitsgruppe diskutiert sehr lebhaft, fundiert und kontrovers. Sie organisiert mit viel Engagement und Motivation nationale Beobachtungen, bringt neue Ideen für Weiterbildungen ein und schlägt Instrumente zur Qualitätssicherung vor. In der Arbeitsweise und im Verständnis des Auftrages gibt es zwischen den verschiedenen Publikumsräten keine wesentlichen Unterschiede. Eine wichtige Aufgabe der Arbeitsgruppe ist der Informationsaustausch zwischen den Publikumsräten in den vier Sprachregionen und dem Publikumsrat SWI. Dadurch bekommen alle Einsicht in das Geschehen und Wirken der anderen Regionen und erfahren von deren Besonderheiten und Herausforderungen.
Sie haben im Jahr 2021 ein neues Reglement für die Arbeitsgruppe erarbeitet. Welche Schwerpunkte setzen Sie in der Arbeit des nationalen Gremiums?
Durch regelmässige Treffen wird der Austausch von Erfahrungen, Arbeitsweisen und Impulsen unter den Präsidien der SRG-Publikumsräte gefördert. Um professionelle Arbeit zu gewährleisten, haben periodische Weiterbildungen der Publikumsräte hohe Priorität. Ein weiteres Anliegen des Gremiums ist die Visibilität inner- und aussenhalb des Unternehmens, was letztlich eine Stärkung der Position der Trägerschaft als Ganzes bewirkt.
Die Programme der Unternehmenseinheiten müssen sich stetig weiterentwickeln – Stichwort digitale Transformation. Es geht unter anderem auch darum, jüngere Zielgruppen zu erreichen. Was bedeutet dies für die Programmbeobachtungen der Publikumsräte?
Der Austausch über die Etablierung einer fokussierten Programmbeobachtung für junge Zielgruppen soll im Jahr 2022 weiter vertieft werden. Inputreferate aus der Fachgruppe «Junge Zielgruppe» und Einsicht in die strategische Ausrichtung der Angebote ermöglichen dem Publikumsrat, sich über Methodiken zur Überprüfung dieser Angebote auszutauschen. Webserien aus der nationalen Fachgruppe «Jugend», wie zum Beispiel «Let’s say», stehen als nationale Beobachtungen im Vordergrund.
Inwiefern können sich die Publikumsräte bei der Qualitätssicherung der SRG-Programme noch weiterentwickeln?
Unsere Arbeitsgruppe erarbeitet ständig neue Methoden und Instrumente zur Programmbeurteilung. Damit leisten wir einen Beitrag zur Qualitätskontrolle des SRG-Angebots und somit zu einem qualitativ hochstehenden Service-public-Angebot über alle Sprachregionen hinweg. Im Jahr 2022 steht eine Weiterbildung zum Thema «Interne Qualitätskontrolle» mit Andrina Caprez, Vorsitzende der nationalen Arbeitsgruppe Qualität, an.
Sie sind auch Präsidentin des Publikumsrats SRG.R. Was gefällt Ihnen besonders an der Arbeit im Rat?
Im Publikumsrat der SRG.R darf ich viele interessante Rätoromaninnen und Rätoromanen aus allen Regionen kennen und schätzen lernen. Der regionale Austausch über die verschiedenen Sendungen auf den drei Kanälen von RTR in Bezug auf Qualität, Quantität und Idiomen/Rumantsch Grischun ist abwechslungsreich, bereichernd und spannend. Wie im Kleinen, so auch im Grossen: Der überregionale Austausch in der Arbeitsgruppe Präsidien Publikumsräte der Schweiz mit ihren vier Sprachen, speziellen Eigenschaften und ganz verschiedenen Sendungen ist hochinteressant, anregend, kontrovers und stets wohlwollend. Dabei habe ich immer folgendes Zitat im Hinterkopf: «Nehmen wir die Menschen, wie sie sind. Andere gibt’s nicht. Toleranz und Freundschaft ist oft alles, was wir einander geben können.»