«Unser Publikum muss im Zentrum unseres Tuns stehen»
Die Qualitätssicherung hat in der SRG einen hohen Stellenwert. Gemäss Vorgabe der Konzession wird das Qualitätssicherungssystem regelmässig von externen Auditor:innen überprüft. Wie bereits 2020 befasste sich auch 2021 wieder die Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) mit dieser Aufgabe. Der Bericht 2021 wird Ende April 2022 vorliegen (siehe Infobox). Julian Wallace, Angebotsmanager Audience und Qualitätsbeauftragter bei SRF, und Reto Gysi von Wartburg, stellvertretender Chefredaktor und Qualitätsverantwortlicher bei SWI swissinfo.ch, geben über den aktuellen Stand des Qualitätssicherungssystems, die Umsetzung der Empfehlungen aus dem Audit 2020 und die Ergebnisse aus dem Audit 2021 Auskunft.
«Dass wir bei SWI swissinfo.ch auf dem richtigen Weg sind, zeigt auch das Label der ‹Journalism Trust Initiative› von ‹Reporter ohne Grenzen›, mit welchem wir 2021 zertifiziert wurden.»
Die Auditor:innen der ZHAW gaben 2020 eine positive Gesamtbeurteilung zum Qualitätssicherungssystem der SRG ab. Konntet ihr euch seither entspannt zurücklehnen?
Reto Gysi von Wartburg: Auf keinen Fall. Qualitätssicherung ist ein laufender Prozess. Wir passen unsere Abläufe und Leitlinien fortwährend an und werden auch von Externen immer wieder beurteilt. Dass wir bei SWI swissinfo.ch auf dem richtigen Weg sind, zeigt auch das Label der «Journalism Trust Initiative» von «Reporter ohne Grenzen», mit welchem wir 2021 zertifiziert wurden. Im selben Jahr wurde SWI auch zum ersten Mal im Jahrbuch Qualität der Medien der Universität Zürich erwähnt – und dies in positivem Sinne: SWI swissinfo.ch profiliere sich mit hoher Qualität, vor allem durch relevante Berichterstattung und die Vermittlung von Hintergründen.
Julian Wallace: Auch wir haben uns nicht auf den Lorbeeren ausgeruht, denn Qualitätssicherung hört nach einem Audit nicht auf. Wir müssen kontinuierlich darauf achten, dass wir die höchsten journalistischen Standards setzen, befolgen und deren Einhaltung prüfen. Externe Audits sind rein vom Volumen her eine eher kleine Angelegenheit im Vergleich zu den ständigen internen Prüfungen auf Redaktions-, Abteilungs- und sogar Unternehmensebene. Hinzu kommt, dass es selbst bei positiver Gesamtbeurteilung immer Verbesserungspotenzial gibt. Dieses konstante Streben nach hoher Qualität gehört zur lebendigen Qualitätskultur, die wir bei SRF leben.
Welche wichtigsten Aspekte hat das Audit 2020 bei SWI swissinfo.ch und seinem Qualitätssicherungssystem hervorgebracht?
Reto Gysi von Wartburg: Die Auditor:innen der ZHAW hielten uns in einigen wichtigen Punkten den Spiegel vor. Ich möchte dies an einem Beispiel illustrieren: Da wir zunehmend in einer Matrixorganisation arbeiten, riet uns das Auditteam, die personelle Zuständigkeit im Qualitätssicherungssystem besser zu regeln. Dies haben wir umgesetzt, indem heute die meisten Beiträge von der Idee bis zur Realisierung von einer Editorin oder einem Editor begleitet werden. Andere Punkte betrafen zum Beispiel die Governance oder die spezifische Förderung von Nachwuchstalenten.
Das Auditteam hat auch empfohlen, den Austausch von Best-Practice-Beispielen zu intensivieren.
Julian Wallace: Allein schon die Grösse des Unternehmens SRF macht einen konstanten Austausch notwendig – insbesondere im Rahmen des neuen Betriebsmodells, das zahlreiche Veränderungen in den Arbeitsprozessen und der Zusammenarbeit mit sich gebracht hat. Best-Practice-Beispiele sind ein wichtiges Instrument in dieser Zusammenarbeit, und es ist uns ein Anliegen, die bereits bestehenden Abteilungen besser mit den neuen zu verknüpfen. Wir arbeiten daran. Neu wird – auch aus diesem Grund – die Qualitätssicherung bei SRF ab 2022 in der Unternehmensentwicklung ein zentrales Thema sein.
Die SRG könne sich, so das Auditteam, auch noch dahingehend verbessern, dass bei der Planung von Sendungen der Nutzen für die jeweilige Zielgruppe und die gewünschte Wirkung explizit genannt würden. Wird dies seither so gemacht?
Julian Wallace: Unser Publikum muss im Zentrum unseres Tuns stehen. Darauf fusst das neue Betriebsmodell 2024, das bei SRF im April 2021 eingeführt wurde. Mit der Einführung des Konzeptionsprozesses und des Commissioning Board wurden Angaben zur Zielgruppe in die Sendungskonzepte aufgenommen. Ein elaboriertes Wirkungspunktesystem überprüft zudem regelmässig, welche Wirkung unsere Angebote beim Publikum haben. Damit ist dieser Aspekt sowohl in der Norm- und Zielsetzung als auch in der Kontrolle explizit festgehalten.
Kommen wir zum Audit 2021, von welchem wir den Bericht im Herbst letzten Jahres erhalten haben. Wie sehen die Resultate aus und welche Verbesserungsvorschläge sollen dieses Jahr umgesetzt werden?
Julian Wallace: Insbesondere die Qualitätsziele und -normen sowie der Publikumseinbezug wurden von den Unternehmenseinheiten sehr gut erfüllt – die Anforderungen wurden teilweise sogar übertroffen. Wir erhielten für 2021 die Bestätigung, dass wir auf hohem Niveau Qualitätssicherung betreiben und unsere Inhalte den Anforderungen gerecht werden. Dennoch gibt es Verbesserungspotenzial: Die Auditorinnen und Auditoren haben hervorgehoben, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch aktiver über wichtige Dokumente der Qualitätssicherung informiert werden sollten und dass einzelne Steuerungsinstrumente optimiert werden könnten – beides Aspekte, die wir bereits im Fokus haben.
Audit 2021
Artikel 4 der Konzession verlangt, dass externe Sachverständige das Qualitätssicherungssystem der SRG periodisch kontrollieren. Die Resultate des Audits 2021 wurden Ende April 2022 auf der Website der SRG publiziert. Der Fokus des Audits 2021 lag auf der Umsetzung des Qualitätssicherungssystems im Projekt «1945» von SRF, in der Redaktion «Forum» von RTS sowie in der Redaktion «Telegiornale» von RSI.
«Allein schon die Grösse des Unternehmens SRF macht einen konstanten Austausch notwendig – insbesondere im Rahmen des neuen Betriebsmodells 2024.»