Wie elektrische Fahrzeuge die Produktion verändern
Mit der Einführung des «ID Buzz» geht SRF einen Schritt in Richtung klimafreundlicher Produktion. Die elektrisch betriebenen Fahrzeuge sind mehr als nur Transportmittel – sie sind ein Symbol für den Wandel und ein Testfeld für Innovation.

Der «ID Buzz» von SRF transportiert Personal und Ausrüstung zu den Drehorten. (Bild: SRF/Gian Vaitl)
Ein SRF-Team lädt Kamera, Stativ und Mikrofon ins Auto – doch statt des vertrauten Motorengeräuschs ist nur ein leises Summen zu hören. Der «ID Buzz», eines der ersten elektrisch betriebenen Kamerafahrzeuge bei SRF, rollt fast geräuschlos vom Parkplatz. Diese Kamerafahrzeuge, auch ENG-Fahrzeuge genannt, werden für den Transport von Ausrüstung und Personal bei der Berichterstattung vor Ort verwendet. ENG steht dabei für Electronic News Gathering. «Mit dem ‹ID Buzz› hat sich nicht nur die Art zu fahren verändert, sondern auch, wie wir Produktionen planen», erzählt Philippe Schnyder, Kameramann, Mitglied der SRF-Fachcommunity «Nachhaltige Produktion» und ausgebildeter Green Consultant.
Seit 2023 ersetzt SRF seine Dieselbusse schrittweise durch «ID-Buzz»-Fahrzeuge. Drei dieser elektrisch betriebenen Modelle sind mittlerweile im Einsatz und werden regelmässig bei Dreharbeiten genutzt. Was als Testphase begann, hat sich inzwischen bewährt. «Wir wollten die Fahrzeuge testen und genau dokumentieren: Wie gut ist die Reichweite? Reicht der Platz? Wie reagiert das Team?», erklärt Schnyder. Die anfängliche Skepsis wich schnell der Zuversicht, als die Fahrzeuge ihre Tauglichkeit bewiesen.

Philippe Schnyder
Kameramann SRF
(Bild: zVg)
Nachhaltigkeit im Alltag: Vorbereitung ist die halbe Miete
Die Einführung der «ID-Buzz»-Fahrzeuge brachte nicht nur eine neue Technologie, sondern auch einen Bewusstseinswandel. Mit einer Batteriereichweite von etwa 380 Kilometern pro Ladung und einem etwas kleineren Stauraum müssen Dreharbeiten heute bewusster geplant werden. «Früher haben wir oft mehr Equipment mitgenommen, als nötig war. Jetzt überlegen wir gezielt, was wir wirklich benötigen», berichtet Schnyder.
Dieses «neue Normal» führte zu einer Optimierung der Abläufe: Weniger Material bedeutet weniger Gewicht – und das erhöht die Reichweite. «Wir haben uns also gefragt: Brauchen wir wirklich alles? Wir haben unsere Standards überarbeitet und überflüssige Ausrüstung aussortiert», erzählt Schnyder. Damit der Dreh auch mit reduzierter Ausrüstung zum Erfolg wird, sind aber auch die Redaktionen zentral: «Es braucht verbindliche Drehpläne, um schon im Voraus genau abschätzen zu können, welches Material benötigt wird. Der frühzeitige Austausch zwischen den Abteilungen ist noch wichtiger geworden.»
Die Umstellung gelang nicht ohne Herausforderungen. Gerade im Winter, wenn die Temperaturen sinken, verringert sich die Reichweite der Batterien. Zudem fehlt den aktuellen Modellen ein Allradantrieb, was Einsätze in unwegsamem Gelände einschränkt. «Wir haben noch wenig Erfahrung bei Schnee und Eis, aber bisher hat uns das Fahrzeug nicht im Stich gelassen», betont Schnyder. «Es ist nie vorgekommen, dass ein Dreh nicht stattfinden konnte, weil das E-Auto versagte.»
Nachhaltige Mobilität weitergedacht
Neben der Elektrifizierung der Fahrzeugflotte testet Schnyder in Absprache mit den zuständigen Redaktor:innen gerne auch neue Ansätze wie den Einsatz öffentlicher Verkehrsmittel bei Dreharbeiten. Der Kameramann erinnert sich an einen Dreh für die Sendung «Kassensturz» in Zürich und Bern: «Statt mit dem Auto im Stau zu stehen, haben wir uns dafür entschieden, den Zug zu nehmen. In diesem Fall war das tatsächlich viel effizienter und entspannter.»
Bei vielen Produktionen ist das Konzept öffentlicher Verkehr nicht praktikabel. Trotzdem sieht Schnyder punktuell Potenzial: «Für manche Drehs lässt sich die Ausrüstung tatsächlich auf einen Koffer reduzieren. Das erfordert Kreativität und Erfahrung, macht die Arbeit aber auch flexibler.»

Ein Beitrag zur SRG-Nachhaltigkeitsstrategie
Der «ID Buzz» ist Teil eines umfassenden Ansatzes, den die SRG in ihrem Nachhaltigkeitskonzept festgelegt hat. Ziel ist es, bis 2040 die Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Yves Neuhaus, Nachhaltigkeitsbeauftragter der SRG, erklärt: «Wir haben jährlich rund 3500 Tonnen CO₂-Emissionen. Dabei macht unsere Fahrzeugflotte rund 700 Tonnen aus. Können wir diese Emissionen eliminieren, sprechen wir von einer Reduktion um rund 20 Prozent.»
Neuhaus ergänzt: «Wir wollen in unserer Flotte von den fossilen Brennstoffen wegkommen und fokussieren dabei auf erneuerbare Energien.» Das Ganze brauche aber seine Zeit: «Es ist nicht nachhaltig, ein noch betriebsfähiges Fahrzeug gegen ein neues mit Elektroantrieb einzutauschen. Und vor allem prüfen wir bei jedem Fahrzeug, ob es überhaupt ersetzt werden muss», sagt Neuhaus.

Yves Neuhaus
Nachhaltigkeitsbeauftragter SRG
(Bild: SRG)
Die Fahrzeugflotte nachhaltiger zu gestalten, ist ein nationales Projekt, bei dem alle Unternehmenseinheiten der SRG eingebunden sind. Die Fortschritte werden regelmässig dokumentiert, insbesondere im Rahmen der Initiative «Vorbild Energie und Klima» des Bundes.
Die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte zeigt, wie sich technologische Innovation und Nachhaltigkeit verbinden lassen. Für Philippe Schnyder ist der «ID Buzz» deshalb mehr als nur ein Fahrzeug: «Er ist ein Symbol für den Wandel, den wir in der Medienproduktion anstossen müssen. Es geht nicht nur darum, weniger Emissionen zu verursachen, sondern auch darum, ökologisch bewusster zu arbeiten.»