Qualität ist das Resultat von Prozessen und Kontrollen
Seit dem 1. Januar 2019 ist die neue SRG-Konzession in Kraft. In Artikel 4 unter dem Titel «Anforderungen an die Qualität des Angebots und Qualitätssicherung» hält die Konzession neue Qualitätskriterien fest. Die SRG überprüft zukünftig regelmässig ihre Qualitätsnormen unter Berücksichtigung der anerkannten medienwissenschaftlichen Erkenntnisse und der besten in- und ausländischen publizistischen Praxis. Auch müssen die Qualitätskontrollen fortan von externen Sachverständigen durchgeführt werden. Brunella Steger, Präsidentin der nationalen Fachgruppe «Qualität», erläutert, was die neuen Anforderungen für die SRG bedeuten und wo künftig der Schwerpunkt der Qualitätssicherung liegen wird.
«Qualität entsteht in einem permanenten Kreislaufprozess, der immer wieder hinterfragt wird.»
Brunella Steger, wenn Sie nur drei Begriffe zur Verfügung hätten, um Qualität in den Medien zu beschreiben, welche wären das?
Prinzipien, Prozesse und Überprüfung. Die Qualität der Medien ist das Ergebnis eines Prozesses, der sich massgeblich an die üblichen Qualitätsmanagementsysteme anlehnt. Damit der Prozess gelingt, braucht es Prinzipien, die das Angebot auf allen Ebenen durchdringen und modellieren. Sie definieren die ethischen Grundlagen und die Werte, die unsere Inhalte auszeichnen, wie die «Journalismus-Charta der SRG» und «Die publizistischen Leitlinien», welche die Unternehmenseinheiten eigenständig aufsetzen. Unerlässlich sind zudem klare, nachvollziehbare Prozesse, die sicherstellen, dass wir uns an unsere Prinzipien halten. Sie machen das Qualitätssicherungssystem aus, das die minimalen Rahmenbedingungen für den Qualitätsprozess festlegt. Und schliesslich gilt es natürlich, das Einhalten der Prinzipien und Prozesse zu überprüfen. Qualität entsteht in einem permanenten Kreislaufprozess, der immer wieder hinterfragt wird.
Im Mai 2019 wurde aufgrund der neuen Konzession die nationale Fachgruppe «Qualität» gegründet. Welchen Auftrag hat die Gruppe und wie sieht Ihre Rolle als Präsidentin aus?
Die neuen «Anforderungen an die Qualität des Angebots und Qualitätssicherung» gemäss Artikel 4 der Konzession schreiben uns vor, das Gewicht noch mehr auf die Struktur und Koordination sämtlicher qualitätsbezogener Handlungen zu legen. So wurde beschlossen, die Treffen der regionalen Qualitätsbeauftragten, die wir 2009 als Antwort auf Artikel 3 der früheren Konzession institutionalisiert haben, in eine schweizweite Fachgruppe aufzuwerten. Diese hat die Aufgabe, die Anforderungen gemäss Artikel 4 der neuen Konzession einzuhalten. Meine Rolle als Präsidentin besteht darin, die Aktivitäten der Gruppe zu koordinieren und sicherzustellen, dass das, was verlangt wird, auch umgesetzt wird.
Wie sieht die Umsetzung des Qualitätsmanagements gemäss den neuen Anforderungen aus?
Die Umsetzung ist auf gutem Weg. 2019 war ein Übergangsjahr, in dem wir die Normen und Abläufe an die Mindestanforderungen der neuen Konzession angepasst haben.
Welche Ziele hat die Fachgruppe 2019 in diesem Bereich erreicht?
Neben der Aktualisierung der Basisdokumente wurde auch der Qualitätsprozess neu formuliert, der nun «Qualitätssicherungssystem des SRG-Angebots» heisst. Der Prozess wurde so vereinfacht, dass er für das Publikum besser nachvollziehbar ist. Auch die Onlineplattformen wurden angepasst, damit das Publikum Einsicht in die Qualitätsprozesse und die ethischen Grundsätze erhält. Auch haben wir das externe Institut bestimmt, das die geforderten Qualitätskontrollen durchführen wird.
Sie arbeiten für die externe Qualitätskontrolle mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW zusammen. Welche Aspekte nimmt diese Institution unter die Lupe und wie geht sie dabei vor?
Wir haben uns aus einer Palette an Offerten im Sommer 2019 für das Angebot der ZHAW entschieden. Die ZHAW ist bereits seit 2009 vom Bakom als Sachverständige für die Kontrolle von Qualitätssicherungssystemen regionaler Rundfunksender anerkannt. Sie wird 2020 überprüfen, ob das neue Qualitätssicherungssystem in allen fünf Unternehmenseinheiten der SRG kohärent ist. Das erlaubt es uns, allfällige Lücken im Prozess zu erkennen und rasch zu schliessen. Ab 2021 werden sich die Kontrollen spezifisch auf die Prozesse im Zusammenhang mit dem Angebot konzentrieren.
Welche Unterschiede gibt es zwischen den Unternehmenseinheiten der SRG punkto Qualitätssicherung?
Die Unternehmenseinheiten lassen sich von den Prinzipien und Prozessen leiten, die einheitlich für die ganze SRG definiert wurden. Es gibt also eine zugrundeliegende Matrix, die Kohärenz und gegenüber der Konkurrenz klar unterscheidbare und für das Gesamtangebot geltende Faktoren garantiert. Die Unternehmenseinheiten ergänzen diese Grundlage mit Normen und Abläufen, die für ihre jeweilige Organisation relevant sind.
Was ist gegenwärtig der Schwerpunkt Ihrer Arbeit bei RSI?
Das Ausführen von Mindestbestimmungen und Abläufen erfordert manchmal Mehraufwand auf allen Stufen. Wir sind bestrebt, das richtige Gleichgewicht zu finden, damit der Aufwand im Bereich Qualität nicht auf Kosten des Angebots geht.
Wo liegt in Zukunft der Schwerpunkt der Qualitätssicherung bei der SRG?
Es gibt die Qualität, die sich aus Prinzipien, Prozessen und Kontrollen ergibt, und die Qualität, die von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. In einem medialen Umfeld, das sich ständig wandelt, und bei einem Angebot, das immer breiter und fragmentierter wird, besteht die eigentliche Herausforderung darin, das Ergebnis interner Prozesse mit der externen Wahrnehmung in Einklang zu bringen.