Eine Brücke zwischen der Bevölkerung und dem Unternehmen
Die Konzession der SRG sieht vor, dass jede Regionalgesellschaft einen repräsentativ zusammengestellten Publikumsrat einrichtet. Die zentrale Aufgabe der Publikumsräte von SRG.D, RTSR, Corsi, SRG.R und SWI swissinfo.ch ist, als beratendes Gremium einen Beitrag zur Weiterentwicklung der SRG zu leisten. Die schweizweit rund 80 Publikumsrätinnen und Publikumsräte beobachten und beurteilen das SRG-Angebot kritisch und unabhängig in allen vier Sprachregionen und für den internationalen Dienst SWI swissinfo.ch.
Durch die Vereinsform der SRG ist ein institutionalisierter Dialog zwischen Gesellschaft und Unternehmen möglich. Braucht es weiterhin ein solches Gremium in einer Zeit, in der dem Publikum zahlreiche direkte Dialogplattformen zur Verfügung stehen, um Rückmeldungen zum SRG-Programm zu geben?
Raffaella Adobati Bondolfi, Präsidentin Publikumsrat Corsi, und Matthieu Béguelin, Präsident Publikumsrat RTSR, beide bis am 31. Dezember 2019 Mitglieder der nationalen Arbeitsgruppe «Präsidien Publikumsräte», nehmen Stellung zu dieser Frage. Und sie geben gleichzeitig einen Einblick in die Arbeit der Publikumsräte.
«Wir müssen uns unserer Rolle noch bewusster werden, sie gegenüber dem Publikum und dem Unternehmen noch besser erklären und sie voll wahrnehmen.»
«Unsere Analyse bezieht sich auf einen längeren Zeitraum, was im Vergleich zur Reaktion auf ein spezifisches Thema eine umfassendere Beurteilung ermöglicht.»
Was unterscheidet die institutionalisierte Form der Qualitätsbeurteilung seitens Publikumsräte von den direkten Rückmeldungen des Publikums?
Raffaella Adobati Bondolfi: Feedbacks des Publikums sind wertvoll, weil sie uns zeigen, wo es notwendig ist, ein Thema zu vertiefen oder ein Programm genauer zu analysieren. Oft sind sie aber Ausdruck eines persönlichen Geschmacks oder individueller Erwartungen. Wir messen die Angebotsqualität anhand aller Anforderungen, die an den Service public gestellt werden, und anhand der Werte, welche die SRG für das vielfältige Publikum vermitteln soll. Und wir prüfen, wie konzessionskonform sie dabei vorgeht.
Matthieu Béguelin: Die Anforderungen an das Angebot werden im RTVG, in der Konzession und in der Ethikcharta definiert. Unsere Analyse bezieht sich auf einen längeren Zeitraum, was im Vergleich zur Reaktion auf ein spezifisches Thema eine umfassendere Beurteilung ermöglicht.
Wie stellen Sie sicher, dass die Meinung der Bevölkerung in Ihren Programmbeurteilungen möglichst breit vertreten ist?
Raffaella Adobati Bondolfi: Die Zusammensetzung des Publikumsrats ist so heterogen, dass sie die Vielfalt an Meinungen und Sensibilitäten breit abdeckt. Es ist wichtig, unterschiedlichste und transversale Profile zu haben, um die Stimmen aus der Bevölkerung vernehmen und in unsere Arbeit einfliessen lassen zu können. In unsere Beobachtungen beziehen wir andere Berufskategorien, Vereine, Schulen und weitere Stakeholder aktiv ein. Unsere Berichte – die das Ergebnis intensiver Diskussionen sind – veröffentlichen wir in der Hoffnung, die öffentliche Debatte über die Angebotsqualität damit anzuregen und zu erweitern.
Matthieu Béguelin: Wir legen grossen Wert auf die Rückmeldungen der Mitgliedgesellschaften (SRT), von denen einige ihre Mitglieder regelmässig auf die zu prüfenden Sendungen hinweisen. Bei jeder Sitzung führen wir eine Tischumfrage durch, um die Beobachtungen der kantonalen Gremien einzuholen. Diese Rückmeldungen können per E-Mail auch direkt an die zuständigen Fachleute weitergegeben werden.
Wie können die Publikumsräte ihren Beitrag zur Qualitätssicherung des SRG-Angebots noch verbessern?
Raffaella Adobati Bondolfi: Wir müssen uns unserer Rolle noch bewusster werden, sie gegenüber dem Publikum und dem Unternehmen noch besser erklären und sie voll wahrnehmen. Bei den Abläufen der Kommunikation und im Hinblick auf eine breitere Abstützung besteht noch Verbesserungspotenzial. Die Digitalisierung stellt auch die Publikumsräte vor neue Herausforderungen. Im offenen, dynamischen und wachen Dialog mit der Zivilgesellschaft möchten wir einen aktiveren Part übernehmen und glaubwürdige und transparente Gesprächspartner sein.
Matthieu Béguelin: In den letzten Jahren wurde die Arbeit im Rat professionalisiert. Das führte dazu, dass unsere Analysen und Beobachtungen heute von den Programmschaffenden stärker berücksichtigt werden. Eine konkrete Verbesserung wäre, dass unsere Arbeit im Radio- und Fernsehangebot der SRG sichtbar würde. Damit liesse sich die Transparenz erhöhen und die Bedeutung unserer Arbeit würde aufgewertet.
SRG.D | RTSR | Corsi | SRG.R | SWI | |
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Präsidenten/innen Publikumsrat | Susanne Hasler | Matthieu Béguelin | Raffaella Adobati Bondolfi | Roger Tuor | Urs Ziswiler |
Anzahl Programmbeobachtungen | 21 | 18 | 15 | 12 | Je acht Berichte zu den Themen «Direkte Demokratie», «Wissenschaft und Erziehung» und «Wahlen 2019» |
Anzahl Publikumsratsmitglieder | 26 | 24 | 17 | 15 | 5 |
Ombudspersonen | Roger Blum | Raymonde Richter | Francesco Galli | Toni Hess | Sylvia Egli von Matt |