Welches Image hat die SRG bei der Bevölkerung? Wie werden die Leistungen des Medienhauses beurteilt? Was macht den Service public aus? Um diese Fragen geht es bei Public Value, einem nationalen Projekt der SRG. Auch die Unternehmenseinheiten legen grossen Wert auf Rückmeldungen zu ihrem Programm und suchen deshalb den regelmässigen Austausch mit allen Generationen.

Im Jahr 2019 haben das Unternehmen und der Verein SRG gemeinsam ein Public-Value-Konzept entwickelt. Dieses zielt darauf ab, den gesellschaftlichen Beitrag der SRG als Service-public-Anbieterin zu messen. Der zentrale Gedanke dabei ist, dass die Nutzung des Angebots als Massstab nicht ausreicht, um den gesellschaftlichen Beitrag eines Service-public-Mediums zu erfassen. Die Nutzung stellt gewissermassen nur die Spitze des Eisbergs dar. Das Fundament bilden vier Säulen:

  • der Beitrag zur Demokratie
  • die Förderung der kulturellen Vielfalt
  • die Stärkung des sozialen Zusammenhalts
  • der Beitrag zur wirtschaftlichen Bedeutung

Das Public-Value-Konzept der SRG basiert zudem auf der Annahme, dass verschiedene Erfolgsfaktoren die Entwicklung dieser vier Säulen befähigen, namentlich das Geschäftsmodell (Mischfinanzierung, Kooperationen mit privaten Medienhäusern), die Unternehmenswerte (Innovation, Offenheit für Veränderungen), die Nutzererfahrung (laufende Verbesserung des Programmangebots) und der Dialog mit der Bevölkerung.

Public-Value-Konzept der SRG

Im Austausch mit der Bevölkerung

Anfang 2019 initiierten die SRG und ihre Unternehmenseinheiten einen schweizweiten Austausch mit internen und externen Stakeholdern, um das Public-Value-Konzept auf seine Validität hin zu prüfen. Im Zentrum stand dabei die Frage, wie die Bevölkerung den Service-public-Beitrag der SRG wahrnimmt. Zu diesem Zweck führte die SRG in der ersten Jahreshälfte 2019 74 Einzelgespräche mit Vertreterinnen und Vertretern von Behörden und der Medienbranche, der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft. Gleichzeitig fanden in allen Sprachregionen der Schweiz elf Workshops mit Personen aus der Bevölkerung und 17 Workshops mit Mitarbeitenden, Geschäftsleitungs­mitgliedern sowie den SRG-Regionalgesellschaften statt. Die Ergebnisse der Gespräche flossen zusammen mit den Ergebnissen einer schweizweiten repräsentativen Umfrage in einen Public-Value-Bericht ein. Insgesamt äusserten sich über 1500 Personen zum Service-public-Auftrag der SRG.

Laut Umfrage waren 67 Prozent der Befragten der Meinung, dass die SRG ein offenes Ohr für die Bedürfnisse der Bevölkerung hat. Hingegen wünschen sich 57 Prozent, dass die Programme für Jugendliche und junge Erwachsene ausgebaut werden.

Sieben Themenschwerpunkte identifiziert

Auf Basis des Austauschs leitete die SRG in der Folge sieben Themenschwerpunkte ab:

  • Die SRG und ihr Angebot für junge Menschen
  • Qualität und Ausgewogenheit der Information
  • Ermutigung zum Mitwirken der Bürgerinnen und Bürger
  • Schweizer Komponente des Angebots
  • Wahrnehmbare Abbildung der Vielfalt
  • Konstruktiver Beitrag zum medialen Ökosystem
  • Dialog und Kritikfähigkeit

Um die sieben Themenschwerpunkte zu vertiefen, organisierte die SRG-Trägerschaft in der zweiten Projektphase von Herbst 2019 bis Frühling 2020 öffentliche Veranstaltungen und setzte den Dialog mit der Bevölkerung fort.

Public Value – ein Austausch über den gesellschaftlichen Mehrwert der SRG

SRG-Verwaltungsratspräsident Jean-Michel Cina und Projektverantwortliche Irène Challand am SRG-Forum vom 26. September 2019 in Luzern.

Ende September 2019 hat die SRG die Ergebnisse einer umfangreichen Public-Value-Studie präsentiert. Weshalb diese Studie?

Jean-Michel Cina: Im Nachgang zur No-Billag-Abstimmung hat sich gezeigt, dass das Leistungsangebot der SRG von Politik und Zivilgesellschaft kontrovers diskutiert wurde. Deshalb haben wir eine Studie lanciert mit dem Ziel, den Mehrwert des Unternehmens sowie die Erwartungshaltung der Bevölkerung in Bezug auf die zivilgesellschaftliche Rolle der SRG zu evaluieren.

Wie sah dieser Dialog mit der Bevölkerung aus?

Irène Challand: Der Austausch basierte auf 74 Einzelgesprächen mit Vertreterinnen und Vertretern der zivilen Gesellschaft, 30 Workshops in allen Sprachregionen sowie einer Umfrage mit über 1500 Personen. Dabei stellten wir den Teilnehmerinnen und Teilnehmern 30 Fragen zu ihrer Wahrnehmung der SRG und zu ihren Erwartungen an das öffentliche Medienhaus. Wir wollten beispielsweise wissen, was die SRG zur Demokratie, zur kulturellen Vielfalt, zum sozialen Zusammenhalt sowie zur wirtschaftlichen Bedeutung und dem Image des Landes beiträgt. In nur zwei Monaten erhielten wir über 5000 Rückmeldungen – ein tolles Resultat!

Auf welche Fragen haben Sie sich Antworten erhofft?

Jean-Michel Cina: Eine entscheidende Frage für mich war, inwiefern die SRG zum Zusammenhalt und zur Identität in der Schweiz beiträgt. Die Studie hat gezeigt, dass 82 Prozent der Befragten der Meinung sind, dass die SRG einen wertvollen Beitrag zur Identität der Schweiz und zum nationalen Zusammenhalt leistet. Das ist eine schöne Bestätigung, die mich sehr freut.

Was können wir sonst noch aus dem Bericht lernen?

Irène Challand: Der Bericht zeigt, dass es sich lohnt, genau zuzuhören. Beispielsweise wünschen sich 57 Prozent der Befragten, dass die Programme für Jugendliche und junge Erwachsene ausgebaut werden. Zudem werden Objektivität und Zuverlässigkeit der vermittelten Informationen sehr hoch gewichtet. Die Unabhängigkeit der SRG und die Vielfalt ihres Angebots sind dabei Schlüsselfaktoren. Daraus schöpft sie Vertrauen.

Die zweite Projektphase ist angelaufen: Seit November 2019 führen die Regionalgesellschaften der SRG öffentliche Debatten, um die gewonnenen Erkenntnisse zu vertiefen. Wer kann an diesen Debatten teilnehmen?

Jean-Michel Cina: Diese Anlässe sind für ein breites Publikum gedacht – es sollen alle, die möchten, teilnehmen können. Denn es geht uns ja um die Meinungen und Vorschläge aus der gesamten Zivilgesellschaft und nicht nur um jene der SRG-Mitglieder. Nur so, glaube ich, können wir das Ziel eines umfassenden Austauschs erreichen – und das ist für mich sehr wichtig. Deshalb organisieren wir zwischen Herbst 2019 und Frühling 2020 um die 28 öffentliche Debatten in allen Sprachregionen der Schweiz.

Und was geschieht mit den Ergebnissen?

Irène Challand: Die Anregungen, Lösungsvorschläge und Kritikpunkte werden bis Ende Juni 2020 in einem nationalen Schlussbericht zusammengefasst. Die SRG wird danach die konkreten Anregungen und Ideen seitens der Bevölkerung evaluieren und Massnahmen für das Unternehmen definieren.

«Hallo SRF! Medienforum» – im Dialog mit der jungen Zielgruppe

300 Gäste, darunter mehrheitlich Schulklassen und Studierende, nutzten das erste «Hallo SRF! Medienforum» am 11. September 2019 in Zürich Leutschenbach, um sich mit SRF-Journalistinnen und -Journalisten sowie Medienexperten auszutauschen. Wie können Medien junge Menschen optimal über Politthemen informieren? Diese Frage stellten Moderatorin Sarah Christen und Moderator Franz Fischlin ins Zentrum der Veranstaltung. Zu Beginn beantworteten die News- und Politikjournalisten Susanne Wille, Sandro Brotz und Urs Leuthard bei einem persönlichen Austausch Fragen rund um die journalistische Arbeit bei SRF. Es folgten zwei Präsentationen aus den Bereichen Medien und Politik, bei denen sich die Gäste mittels digitalen Voting-Geräten einbringen konnten. Im Anschluss diskutierten die jungen Besucherinnen und Besucher mit einer vierköpfigen Expertenrunde auf dem Podium. Dabei zeigte sich, dass das junge Publikum grundsätzlich mit der Politberichterstattung von SRF zufrieden ist. Manche äusserten jedoch auch Kritik: So seien zum Beispiel politische Inhalte zuweilen kompliziert erklärt oder es fehle bei Onlineberichten an starken, bekannten Persönlichkeiten. SRF, so die Meinung vieler, müsse bei der Politikberichterstattung weiterhin stark auf Seriosität und Glaubwürdigkeit setzen und nicht zu viele Unterhaltungselemente einbauen.

Schulklassenführungen mit Besucherrekord

36 000 Menschen besuchten 2019 eine Studioführung von SRF und blickten hinter die Kulissen – so viele wie nie zuvor. Den höchsten Zuwachs konnten die neu konzipierten Schulklassen­führungen verzeichnen: Rund 8000 Schülerinnen und Schüler nahmen am alters- und themengerecht aufbereiteten Programm teil. «Unser Ziel ist, die Diskussion über Medienthemen mit Kindern und Jugendlichen zu fördern», sagt SRF-Kommunikationschefin Andrea Hemmi. Erörtert werden unter anderem folgende Fragen: Nach welchen publizistischen Leitlinien realisieren die Journalistinnen und Journalisten des öffentlichen Medienhauses ihre Beiträge? Wie überprüfen sie Fakten und Quellen? Wie integrieren sie Social Media? Auf den Studiorundgängen lösen die jungen Gäste ein interaktives Fake-News-Quiz, unternehmen eine Entdeckungsreise durch die Requisiten, besuchen das Sportstudio und moderieren selbst vor dem Teleprompter. Nicht selten treffen sie auch eine Moderatorin oder einen Moderator vor Ort. Im Vorfeld einer Führung haben die Lehrpersonen die Möglichkeit, sich mit der Klasse im Unterricht auf den Studiobesuch vorzubereiten – Dokumentationen für unterschiedliche Altersgruppen unterstützen sie dabei. Die SRF-Guides sind über die Themen der Schulklassen informiert und bauen sie bei den Führungen gezielt ins Programm ein.

«Die Jungen sollen uns sagen, was wir besser machen können. Sie sind die Zukunft der Demokratie. SRF hat als öffentliches Medienhaus die Aufgabe, zur Meinungsbildung in diesem Land beizutragen. Also müssen wir genau wissen, wo und wie diese Meinungen gebildet werden.»

Susanne Wille
Politmoderatorin SRF

«À vous le studio»: Jetzt reden die Jungen!

Was erwartet die Netflix-Generation von einem öffentlichen Medienhaus? Spricht eine Sendung wie «Temps Présent» die junge Generation noch an? Das RTS-Team von «Temps Présent» beschloss, einmal quer durch die Westschweiz zu fahren und Gymnasialschülerinnen und -schüler an sieben Kantonsschulen danach zu fragen. So entstand das Projekt «À vous le studio». Im Fokus des Austauschs stand nicht nur das Sendungskonzept von «Temps Présent», sondern auch der Informationskonsum der Jugendlichen. Die Journalisten von RTS liessen die Schülerinnen und Schüler zu Wort kommen, befragten sie zu ihren Erwartungen und diskutierten mit ihnen über den Berufsjournalismus und die damit einhergehende Verantwortung. Die Debatten fanden im Herbst 2019 in den Kantonen Neuenburg, Freiburg, Wallis, Genf, Waadt, Jura und Bern statt. Pro Region nahm eine Schule an der Veranstaltung teil, wobei sich pro Schule vier bis fünf Klassen an der Diskussion beteiligten und ein spezifisches Thema aus der Sammlung «50 ans – Les Romands dans l’œil de Temps Présent» behandelten.

«On en parle» feiert sein 20-jähriges Bestehen

Lebensmittel, Geld, Mobilität, Versicherungen, Steuern, Gesundheit, Technologie: Das Serviceprogramm von La Première steht den Bewohnerinnen und Bewohnern der Romandie seit 1999 mit wertvollen Ratschlägen und Informationen zur Seite. Mehr als 80 000 Menschen interessieren sich noch heute von Montag bis Freitag für die Tipps, Erklärungen und Hintergründe der RTS-Sendung «On en parle». «Das ist ein beachtliches Durchschnittspublikum und unterstreicht die Bedeutung einer solchen Sendung im Dienst des Publikums», gibt sich Ambroise Jolidon, Sendungsverantwortlicher von La Première, überzeugt. Zur Feier des 20-jährigen Bestehens ging das Team von «On en parle» vom 24. bis 28. Juni 2019 auf die Bühne und traf dort seine Zuhörerinnen und Zuhörer zum Gespräch. Während einer Woche diskutierten in Genf, Freiburg, Biel, Martigny und Lausanne verschiedene Gäste vor und mit dem lokalen Publikum über die Veränderung der Konsumgewohnheiten der Gesellschaft während der letzten 20 Jahre.

Italiamo: RSI entwickelt eine neue Plattform für den Italienischunterricht

Am 8. und 9. November 2019 fand in Lugano die dritte Ausgabe der Konferenz «Italiamo» statt, an der etwa 100 Italienischlehrerinnen und Italienischlehrer aus der ganzen Schweiz teilnahmen. RSI war als Medienpartnerin vor Ort und stellte nach einem Grusswort von RSI-Direktor Maurizio Canetta die neue Website rsi.ch/ascuola vor. Die Website, die RSI in Zusammenarbeit mit dem Portal italianoascuola.ch entwickelte, beinhaltet eine grosse Auswahl an RSI-Inhalten und eignet sich gut für den Einsatz im Sekundarschulunterricht. Im zweiten Teil der Präsentation stellte RSI-Redaktor Pablo Creti die Produktionsmethoden der beiden RSI-Jugendformate «Spam» und «Flex» vor. Dabei vermittelte er den Lehrpersonen nützliche Tipps und Tricks bezüglich Sprache und Filmtechniken.

Piratinnen und Superhelden sorgen für Stimmung bei RSI

Kurz vor Weihnachten, am 22. Dezember 2019, sassen in der Sendung «Gran Ballo di Peo» kleine Feen, Indianerinnen, Astronauten und Piraten. Über 300 Kinder kamen in Begleitung ihrer Väter, Mütter und Grosseltern zur zweiten Ausgabe des «Gran Ballo di Peo», einem grossen Fest für alle, die den Entertainer und Plüschhund «Peo» live auf der Bühne sehen wollten. Im geschmückten Auditorium bei RSI gaben die Moderatorinnen Elisa Belluomini, Daniela Gusmeroli, Enrica Ghirlanda und Moderator Francesco Mariotta zusammen mit «Peo» und dessen Abenteuergefährten einen ganzen Nachmittag lang ihr Bestes an Tanz, Musik und Show. Die Sendung wurde am 28. Dezember 2019 auf RSI LA 1 und am 1. Januar 2020 auf RSI LA 2 ausgestrahlt.

«Olá – da nus para vocês»: zwischen Rätoromanisch und Portugiesisch

Seit Langem ist die portugiesische Gemeinschaft ein wichtiger Teil der rätoromanischen Kultur. Die Zahl der Portugiesinnen und Portugiesen, die nach Graubünden gekommen sind und hier ein Zuhause für sich und ihre Familien gefunden haben, ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Aufgrund der ähnlichen Sprache lernen die Kinder leichter Rätoromanisch als Deutsch und integrieren sich schnell. Mit der Sendung «Olá – da nus para vocês» brachte RTR die beiden Welten zusammen. Die Idee für ein Multimedia-Projekt kam Lucas Batista, einem jungen Portugiesen aus dem Engadin, der 2019 ein Praktikum bei RTR absolvierte. Lucas Batista ist selbst mit den beiden Kulturen aufgewachsen und wechselt mühelos von der einen in die andere Sprache. Einmal pro Monat moderierte er am Freitagabend zusammen mit einer Moderatorin oder einem Moderator von RTR eine stündige Sendung. Die Hörerinnen und Hörer konnten sich dabei live zuschalten und ihre eigene Geschichte erzählen. Nebst der Radiosendung führte Lucas Batista Radiointerviews mit portugiesischen Bewohnerinnen und Bewohnern aus der ganzen Rumantschia, machte Videos für die Social-Media-Kanäle von RTR und publizierte alle Geschichten auf rtr.ch.

971 Gäste und 1260 Schrauben

Am 16. November 2019 war es wieder so weit. Fast 1000 Besucherinnen und Besucher kamen herbeigeströmt, um das rätoromanische Medienhaus zu besuchen und einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Im Rahmen des grössten Kulturanlasses der Kantonshauptstadt – «sonda lunga», auf Deutsch «langer Samstag» – öffnete RTR während acht Stunden ihre Türen und brachte dem Publikum die Medienarbeit und ihr Programm näher. Ein Highlight waren die Workshops für die kleinen Besucherinnen und Besucher: Sie bastelten mit viel Elan ein eigenes Radiogerät. 1260 Schrauben bauten sie in 45 Radios ein. Ein weiterer Programmhöhepunkt waren die Konzerte der acht Bands, die während der letzten 35 Jahre in der rätoromanischen Musikszene Geschichte geschrieben haben.

«Vielen Dank für das tolle Erlebnis. Gianna hat es sehr genossen und ist riesig stolz auf ihr selbst­gebasteltes RTR-Radio. Coole Idee von euch.»

Jann Hartmann
Vater und Besucher der «sonda lunga»