Weit mehr als ein Spiegelbild der Schweiz

Der nationale Zusammenhalt ist nie für alle Zeiten erworben, wir müssen ihn uns jeden Tag neu verdienen. Der tief greifende soziologische Wandel unserer Gesellschaft, die mit voller Kraft voraus in das digitale Zeitalter eintritt, die Herausforderungen im Zusammenleben und der Integration von verschiedenen Kulturen, die Chancen und Risiken der Globalisierung einerseits und unserer zunehmenden Vernetzung und gegenseitige Abhängigkeit andererseits sowie die politischen Unsicherheiten vor allem im Zusammenhang mit der demografischen Entwicklung, dem sozialen Gleichgewicht und unserem Platz in Europa und in der Welt – all dies sind Dimensionen eines Landes, das in Bewegung ist und über seine Zukunft debattiert. Unser Land braucht Institutionen, die das gegenseitige Kennenlernen und Verständnis zwischen alle Beteiligten fördert – eine Institution wie die SRG. Der staatsbürgerliche Auftrag und die föderalistische Struktur der SRG garantieren, dass sie weit mehr ist als ein simples Spiegelbild der Schweiz. Sie hat zur Meinungsbildung beizutragen, sie hat eine ausgewogene Diskussion sicherzustellen und sich der Parteinahme zu enthalten, um ihre Glaubwürdigkeit und Legitimität zu bewahren. In diesem Sinne ist der audiovisuelle Service public der SRG weitgehend unbestritten, selbst wenn die Kritik an den Stärken und Schwächen ihrer Programme an der Tagesordnung ist. Die SRG hat ein offenes Ohr für Kritik, sie schuldet es sich, Selbstkritik zu üben, sie begrüsst die öffentliche Diskussion über den Service public und wird sich aktiv in diese Debatte einbringen.

Die tief greifenden Änderungen, mit denen sich die Medienwelt im Zuge der Umstellung auf die Digitaltechnik konfrontiert sieht, lassen uns nicht gleichgültig. Wir sind uns voll und ganz bewusst, dass die Vereinigung von audiovisuellen und schriftlichen Inhalten auf ein und derselben Übertragungsplattform neue Regeln des Zusammenlebens und der Zusammenarbeit benötigt – und dass der Dialog hierfür unabdingbar ist. Die digitale Revolution erlaubt uns, neue Produkte zu entwickeln: etwa das interaktive Fernsehen oder einen nationalen SRG-Player für ­unsere Online- oder On-Demand-Programme. Sie ermöglicht aber auch innovative Formen der Zusammenarbeit mit den ­Verlegern.

Wir sind bereit, neue Wege zu begehen, denn wir leiten eine Institution, die vor einem Paradigmenwechsel steht. Es gilt, traditionelle, bewährte Errungenschaften zu wahren, gleichzeitig auf intelligente Weise in der digitalen Welt heimisch zu werden und unserem Auftrag zur Förderung des nationalen Zusammenhalts auch bei steigendem Konkurrenzdruck aus dem In- und Ausland gerecht zu werden. Die Fortschritte der Technologie und der Informatik sorgen für Änderungen des Publikumsverhaltens. Sie ändern aber nichts an unserer wichtigsten Eigenschaft, unserem «Unique Selling Product»: der Qualität unserer Inhalte und unserer Programme. Im Gegenteil!

Diese Veränderungen und neuen Herausforderungen verlangen viel Zeit, Energie und Kreativität. Der Verwaltungsrat dankt den Mitarbeitenden der SRG ganz herzlich für ihren grossen Einsatz für einen qualitativ hochstehenden Service public sowie seine permanente Weiterentwicklung. 

Aber auch die Vereinsmitglieder sind gefordert: Mit der Ausarbeitung der Vereinsstrategie und den Programmkonzepten, ihrer Kontrolle der Programmqualität und dem täglichen Einstehen für die Werte und Unabhängigkeit der SRG-Programme leisten sie ebenfalls einen wichtigen Beitrag zugunsten des Vereinsauftrags.

Abschliessend gilt unser Dank dem Generaldirektor und der ganzen Geschäftsleitung der SRG, die gemeinsam mit dem Verwaltungsrat der SRG daran sind, das Unternehmen für die digitale Zukunft des audiovisuellen Service public fit zu machen.

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