Service public – unser Engagement

«Die Schweizer» – Service public mit Wirkung

Die SRG und ihre Unternehmenseinheiten haben den Monat November dem Thema «Die Schweizer» gewidmet. Am Radio, im Fernsehen und auf den verschiedenen Online-Kanälen wurden Fragen zu unserer Herkunft erörtert, unsere Gegenwart reflektiert und unsere Zukunft skizziert. Dieses Grossprojekt ist während mehrerer Jahre von Mitarbeitenden in allen Unternehmenseinheiten und der Generaldirektion unter der Leitung von RTR-Direktor Mariano Tschuor erarbeitet worden. Kernstück des Themenmonats bildeten vier Doku-Fiction-Filme über grosse Schweizer Persönlichkeiten, deren Leben und Wirken wichtige Wendepunkte der Schweizer Geschichte markieren. Das Publikum hat grossen Gefallen gefunden an den vier Filmen über Werner Stauffacher, Hans Waldmann / Niklaus von Flüe, Guillaume Henri Dufour und Alfred Escher / Stefano Franscini. Aufgrund des grossen Zuspruchs des Publikums konnten – je nach Sprachregion – Spitzenmarktanteile von bis zu 36 Prozent verzeichnet werden. Doch noch wichtiger als das: Die Marktanteile blieben in allen Sprachregionen über die vier Ausstrahlungstermine hinweg relativ konstant. 

Gute Noten vom Publikum

Die Qualität des Themenmonats nur an der Einschaltquote messen zu wollen, würde jedoch deutlich zu kurz greifen. Mit «Die Schweizer» hat die SRG bewusst ein Thema gewählt, das eine Vielzahl der Aspekte ihres Service-public-Auftrags – etwa Kultur, Bildung, Stärkung des Zusammenhalts und Unterhaltung – zu bedienen vermag. Ist ein Themenmonat wie «Die Schweizer» jedoch ein geeignetes Mittel, um auch eine längerfristige Wirkung zu erzielen? Erfährt das Publikum wirklich etwas Neues? Werden die ausgestrahlten Inhalte diskutiert und reflektiert? Und bleibt bei den Zuschauerinnen und Zuschauern auch etwas hängen?

Diesen Fragen wollte die SRG auf den Grund gehen und hat dazu eine repräsentative Studie durchgeführt, bei der rund 3500 Personen aus allen Landesteilen interviewt wurden. Gleich zu Beginn der Umfrage wurde etwa gefragt: «Ist Ihnen bekannt, ob es in den letzten Wochen einen besonderen Themenschwerpunkt in den Schweizer Radio- und Fernsehprogrammen der SRG und in deren Online-Angeboten gab?» Je nach Sprachregion wussten spontan zwischen 20 und 30 Prozent der Befragten, wovon die Rede war, ohne das Stichwort «Die Schweizer» im Rahmen des Interviews gehört zu haben. Die Befragten, die vom Themenmonat wussten, gaben dem Projekt «Die Schweizer» gute Noten. So vergaben in der Svizzera italiana fast 30 Prozent der Befragten dem Projekt die Bestnote 6 und 35 Prozent der Befragten die Note 5. In der Suisse romande vergaben rund 16 Prozent die Bestnote 6, rund 34 Prozent die Note 5 und 20 Prozent die Note 4. In der Deutschschweiz erhielt das Projekt von rund 12 Prozent der Befragten die Note 6, während rund 30 Prozent die Note 5 und 20 Prozent die Note 4 vergaben. 

Was bleibt vom Themenmonat «Die Schweizer»?

Neben Fragen zu spezifischen Angeboten, wie den vier Doku-Fiction-Filmen, der Animationsserie «Helveticus» für das jüngere Publikum, dem Online-Angebot «Wie klickt die Schweiz?» oder dem Radioprojekt «2 Familien, 1 Schweiz» enthielt die Umfrage auch eine Frage zur Wissenserweiterung. Rund die Hälfte der Befragten, welche die «Die Schweizer» verfolgt haben, gaben in der Deutschschweiz sowie in der rätoromanischen Schweiz an, ihr Wissen über Schweizer Geschichte aufgrund des Themenmonats erweitert zu haben. In der Suisse romande waren es rund 60 Prozent, in der Svizzera italiana gar über 70 Prozent der Befragten. Die Frage, ob der Themenmonat «Die Schweizer» im eigenen Umfeld (Familie, Beruf) ein Gesprächsthema war, bejahten in der Suisse romande sowie in der Svizra rumantscha rund 33 Prozent derjenigen, denen der Themenmonat bekannt war. In der Deutschschweiz haben rund 34 Prozent die Frage mit Ja beantwortet, in der Svizzera italiana rund 53 Prozent.

Mit «Die Schweizer» ist es folglich äusserst erfolgreich gelungen, ein relevantes Thema in einem breiten Gesellschaftskreis anzusiedeln, Öffentlichkeit herzustellen, wichtige Debatten über den Umgang mit Geschichte und Identität zu führen und nicht zuletzt Wissen über das eigene Land und dessen Geschichte zu vermitteln. 

Einfluss der Medienberichterstattung

Nicht nur auf den SRG-Kanälen waren «Die Schweizer» ein Thema, sondern auch in der Berichterstattung anderer Medien. Neben einer Vielzahl von Beiträgen auf Online-Plattformen und sozialen Medien wurden rund 190 Printartikel im Zusammenhang mit dem Projekt «Die Schweizer» publiziert. In der Deutschschweiz wurde im Vorfeld des Themenmonats zunächst der Mangel an Frauenfiguren in den vier Doku-Fiction-Filmen kritisiert. Daraufhin entfachte eine grundsätzliche Debatte über das vermittelte und das zu vermittelnde Geschichtsbild. Auf die Frage, über welche Personen oder Personengruppen das Publikum noch mehr hätte erfahren wollen, wurde in der Deutschschweiz und in der Svizra rumantscha in den durchgeführten Befragungen denn auch an erster Stelle die Frauen genannt. Anders in der restlichen Schweiz, wo der vermeintliche Frauenmangel weitaus weniger breit diskutiert wurde. Dass die Medienforscher mit ihrer Weisheit «Unterschätze nie das Publikum – es ist differenzierter, als man denkt!» auch in diesem Fall Recht behalten sollten, zeigt sich daran, dass auch in der Deutschschweiz rund 60 Prozent der Befragten dem Themenmonat «Die Schweizer» gute Noten gaben, obwohl viele von ihnen die Kritik am Frauenmangel durchaus teilten.

Über die Sprachgrenzen hinweg

Mit ihren Angeboten hat die SRG auch zur interkulturellen Verständigung und zum sprachregionalen Austausch beizutragen. Diesem Konzessionsauftrag wird nun seit gut zwei Jahren besondere Aufmerksamkeit beigemessen, nachdem eine parlamentarische Motion von Theo Maissen aus dem Jahr 2010 eine Intensivierung des interkulturellen Austauschs und eine stärkere Förderung der Verständigung zwischen den Sprachregionen gefordert hatte. Die SRG ist der Aufforderung des Bundesrats, mehr über die anderen Landesteile zu berichten, nachgekommen. Vor allem in der täglichen Berichterstattung in den Informationsgefässen haben die SRG-Unternehmenseinheiten den Anteil der Themen aus den jeweils anderen Sprachregionen erhöht. Alle Redaktionen von RSI, RTR, RTS und SRF haben im Berichtsjahr viel Engagement in die Weiterentwicklung der interregionalen Zusammenarbeit zugunsten der interkulturellen Verständigung investiert. Hier einige Beispiele:

  • SRF Information Radio hat den Anteil der Beiträge aus der Westschweiz mit der Verdoppelung der Korrespondenten-Kapazitäten in Lausanne erhöht.
  • Auch SRF Information TV und RTS haben ihre Korrespondenten-Kapazitäten in den jeweils anderen Sprachregionen erhöht.
  • In der Rubrik «Regional-Diagonal» von SRF Information Radio werden ebenfalls vermehrt Themen aus anderen Sprachregionen aufgegriffen. Zudem wird die Rubrik statt einmal wöchentlich nun täglich ausgestrahlt.
  • «Parlez-vous suisse ?!» bildete während einiger Wochen eine Erweiterung der Radiosendung «Die Anderen, Les autres, Gli altri, Ils auters». Auf geistreiche Art und Weise wurden Zuhörerinnen und Zuhörer in die Eigenheiten der anderen Landessprachen eingeführt.
  • Radio SRF 3 widmete sich im Juni während einer Woche in enger Zusammenarbeit mit RTR ganz der rätoromanischen Schweiz. «Allegra Rumantschs» war – nach «Chez les Welsch» und «Buongiorno Svizzera» – die dritte Spezialaktion von Radio SRF 3 über die anderen Sprachregionen.
  • Der Moderationstausch von «Tagesschau» und «19:30 le journal» vom 21. März 2013 hat landesweit viel Anklang gefunden. Der Anlass wurde auf Facebook und Twitter (@rtsinfolive und @srfnews) angekündigt – mit Blick hinter die Kulissen, Fotogalerien und Links auf die einzelnen Beiträge. Nach der Ausstrahlung wurde die Arbeit der Moderatoren- und Journalistenteams rege kommentiert. Die Reaktionen waren mehrheitlich positiv. Besonders erwähnenswert: Viele Zuschauerinnen und Zuschauer sahen sich beide Ausgaben an. Zudem zeigte die Auswertung der zeitversetzten Nutzung (siebentägige Catch-up-Phase) bei RTS, dass das Video dieser besonderen Ausgabe von «19:30 le journal» im Vergleich zu einer durchschnittlichen Ausgabe fast doppelt so häufig gestartet wurde.
  • Am 24. April 2013 wurde aus «Echo der Zeit» für einen Abend «Echo Suisse Romande». Die Sendung wurde von einer Journalistin des «Forum», dem französischsprachigen Pendant des SRF-«Echo», komoderiert. In «Forum»-Manier wurden ausserdem fast sämtliche Elemente der Sendung live zugeschaltet: eine Informationssendung ganz à la Suisse romande.
  • RTS hat unter dem Titel «Outre-Zapping» eine neue wöchentliche TV-Sendung lanciert, welche die Aktualität aus der Deutschschweiz, der Svizzera italiana und der Svizra rumantscha für das Publikum der Suisse romande aufbereitet.
  • Auch der Themenmonat «Die Schweizer» hat einen wesentlichen Beitrag zur sprachkulturellen Verständigung geleistet. So hatten Zuschauerinnen und Zuschauer der deutschen, französischen und rätoromanischen Schweiz etwa Gelegenheit, das Leben und Wirken des Tessiner Bundesrats Stefano Franscini, seines Zeichens Initiant der Schweizer Volkszählung und Mitbegründer der Eidgenössischen Technischen Hochschule, kennenzulernen. Im Gegenzug machte die italienische, rätoromanische und französische Schweiz Bekanntschaft mit dem Heerführer und Zürcher Bürgermeister Hans Waldmann.

    Wie die bereits erwähnte Umfrage zum Themenmonat «Die Schweizer» ergab, sind in der deutschen und rätoromanischen Schweiz rund 60 Prozent der Befragten der Ansicht, der Themenmonat habe zur Förderung des Verständnisses zwischen den vier Sprachregionen beigetragen. In der Suisse romande sind rund 70 Prozent dieser Ansicht, in der Svizzera italiana gar 80 Prozent.

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