Qualität – unser Anspruch

Wer sich mit der publizistischen Qualität der SRG befasst, wird früher oder später fast zwangsläufig mit den folgenden drei Fragen konfrontiert: Was ist Qualität? Was ist publizistische Qualität? Und was heisst publizistische Qualität für die SRG? 

Aus Sicht der SRG ist die dritte Frage die wichtigste: Was heisst publizistische Qualität für die SRG? 

«Qualität ist, was dem Publikum gefällt.» So mag die naheliegende Antwort lauten – und die ist gewiss nicht (ganz) falsch, aber eben auch nicht ganz richtig. Die SRG hat selbstverständlich den Anspruch, mit ihren Programmen das Publikum zu erreichen. Darüber hinaus muss sie aber auch weiteren Anforderungen gerecht werden. Wenn von der publizistischen Qualität der SRG die Rede ist, sind immer die folgenden drei Aspekte zu berücksichtigen:

1. Erfüllt die SRG ihren Auftrag, wie er im Gesetz und in der Konzession verankert ist?
Hinweise, wie diese Frage zu beantworten ist, liefern Publikumsbefragungen sowie Programmanalysen, die im Auftrag des Bundesamts für Kommunikation (Bakom) Jahr für Jahr durchgeführt werden. Ausserdem befassen sich auch die Publikumsräte mit dieser Frage.

2. Wie gut erfüllt die SRG die Ziele, die sie sich selber setzt?
Hier geht es zum einen um professionelle Ziele, wie sie etwa in publizistischen Leitlinien verankert sind, und zum anderen um unternehmerische Ziele, welche die Unternehmensstrategie vorgibt. Ob die SRG die gesetzten publizistischen Ziele erreicht hat, lässt sich etwa an der Anzahl der Beschwerden ableiten, welche die Unabhängige Beschwerdeinstanz (UBI) oder gar das Bundesgericht gutgeheissen haben. Darüber, ob die Unternehmensziele erfüllt sind, geben regelmässige Reportings Auskunft.

3. Wie gut trifft die SRG mit ihren Angeboten den Geschmack des Publikums?
Antworten auf diese Frage liefern Umfragen und Messungen, so zum Beispiel die Einschaltquoten, aber auch Aktivitäten auf sozialen Medien und andere Rückmeldungen des Publikums.

Garanten der Qualität: die SRG-Qualitätsstandards

Obwohl die oben erwähnten drei Qualitätsaspekte nicht immer gleichermassen berücksichtigt werden können, spielen sie im Angebot der SRG eine bedeutende Rolle. Die SRG bietet folglich dann hohe Qualität, wenn sie ihren Auftrag erfüllt, ihre professionellen und unternehmerischen Ziele umsetzt und gleichzeitig den Geschmack des Publikums trifft. Damit dieses anspruchsvolle Zusammenspiel gelingt, hat die SRG im Jahr 2009 einheitliche Qualitätsstandards definiert. Diese Standards beschreiben primär Prozesse, die das Erreichen der genannten Qualitätsanforderungen sicherstellen sollen. Die Standards umfassen sechs Themengebiete:

  • Qualitätsstandards und Normen
  • Führen mit Zielvorgaben (Management by Objectives) und Sendungsmandat
  • Ressourcen und Prozesse
  • Feedback und Qualitätskontrolle
  • Ausbildung
  • Markt- und Publikumsforschung

Die Geschäftsleitung der SRG hat sich im Berichtsjahr mit diesen Qualitätsstandards befasst und den Stab «Märkte und Qualität» beauftragt, die Umsetzung der Standards zu überprüfen. Die Überprüfung, die auf Interviews mit den Qualitätszuständigen der fünf Unternehmenseinheiten basierte, hat im Frühjahr 2013 stattgefunden. Das Resultat zeigt, dass die Qualitätsstandards über die gesamte SRG betrachtet zu rund 75 Prozent umgesetzt sind, Tendenz steigend.

Sendungsmandat als Kernstück

Ein Schlüsselelement der Qualitätssicherung und -kontrolle bildet das Sendungs- beziehungsweise Angebotsmandat. Im Berichtsjahr waren die meisten Unternehmenseinheiten mit der Neumandatierung ihrer Angebote beschäftigt. Sendungs- und Angebotsmandate beschreiben, welche Ziele das jeweilige Angebot hinsichtlich verschiedener Kriterien (Bezug zum Programmauftrag, Ressourcen, Zielpublikum, Quoten usw.) zu erfüllen hat. Es bildet das Gerüst für jede Beurteilung des publizistischen Angebots. Denn wo keine Ziele formuliert sind, kann der Erfolg nicht gemessen werden. Über die Inhalte und die Ausgestaltung von Sendungsmandaten haben sich die Qualitätsverantwortlichen aller Unternehmenseinheiten im Berichtsjahr mehrfach intensiv ausgetauscht. 

Ein weiteres wichtiges Instrument der Qualitätssicherung sind die regelmässigen Qualitätschecks innerhalb der Unternehmenseinheiten. Obwohl in allen Regionen leicht unterschiedlich umgesetzt, verfolgen alle Checks dasselbe Ziel: einen gut strukturierten, breit angelegten Dialog über die redaktionellen Prozesse und das publizistische Angebot, damit die Mitarbeitenden den Qualitätskreislauf fortwährend in Bewegung halten.

Die Geschäftsleitung der SRG hat die Resultate der Umsetzung der Qualitätsstandards zur Kenntnis genommen und die Bedeutung der SRG-Qualitätsstandards gleichzeitig erneut unterstrichen. Künftig sollen sämtliche Aktivitäten im Rahmen der publizistischen Qualität an den definierten Standards ausgerichtet werden. 

Ein Symposium für die Qualität

Zum dritten Mal hat die SRG im Berichtsjahr ein Qualitätssymposium durchgeführt. Unter der Federführung von RTS und in Partnerschaft mit der European Broadcasting Union (EBU) haben sich rund 130 Personen – darunter mehrheitlich SRG-Mitarbeitende sowie Vertreterinnen und Vertreter von privaten Medien und der Medienwissenschaft – dem Thema Transparenz im Journalismus gewidmet. Es debattierten Persönlichkeiten aus der Praxis, so der Journalist von Le Matin Ludovic Rocchi oder Jean-Philippe Ceppi, Produzent des RTS-Magazins «Temps présent». Zu Wort kamen auch Vertreter der sozialen Medien wie SRF-Multimedia-Redaktor Konrad Weber und Skeptikerinnen wie die französische Journalistin und Schriftstellerin Elisabeth Lévy. 

Zum Schluss zogen renommierte Medienjournalisten, unter ihnen mit Rainer Stadler auch ein Doyen der Schweizer Medienszene, Bilanz und wagten einen Blick in die Zukunft. Medienqualität ist und bleibt auch künftig wichtig, darin waren sich alle einig. Doch anhand welcher Kriterien soll Qualität gemessen werden? Diese wichtige Frage gilt es immer wieder aufs Neue zu diskutieren.

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