Wozu Service public? Vier Antworten
Für private Sender wären «Tagesschau» oder «Echo der Zeit», «SRF bi de Lüt» oder die Übertragung des Lauberhorn-Rennens, die Kultserie «Der Bestatter» oder die Koproduktion eines populären Films wie «Dr Goalie bin ig» lauter Verlustgeschäfte. Denn audiovisuelle Produktion ist extrem teuer: Die Kosten sind höher als die Einnahmen, die man auf dem kleinen, viersprachigen Schweizer Markt erzielen kann. Nur dank Gebührengeldern lässt sich in unserem multimedialen Zeitalter eine audiovisuelle Produktion finanzieren, die der internationalen Konkurrenz – sie hat einen Anteil von zwei Dritteln am Schweizer Fernsehmarkt! – standhält.
Die legendäre Schweizer Stabilität gründet darauf, dass die Deutschschweizer Mehrheit nicht privilegiert wird und die lateinischen Minderheiten nicht benachteiligt werden – Spannungen wären programmiert. 70 Prozent der Einnahmen der SRG kommen aus der Deutschschweiz, die nur 45 Prozent erhält. Die Differenz dient der Finanzierung eines guten Radios und Fernsehens in der Romandie, in der italienischen Schweiz und eines kleinen Angebots für die rätoromanische Schweiz. Die Gebühr von 462.40 Franken ist auch eine Investition in den eidgenössischen Zusammenhalt: Hätte die Schweiz nur eine Landessprache, würden 260 Franken reichen.
Warum machen kommerzielle Fernsehkanäle fast durchwegs Boulevard? Dank Boulevard lässt sich mit kleinem Aufwand ein grosses Publikum erreichen und mithin der Gewinn maximieren. Der Service-public-Journalismus hingegen greift nicht nur das auf, was interessant ist und beim Publikum «zieht», sondern auch das, was relevant ist – um es interessant aufzubereiten und die Bürgerinnen und Bürger mit einer komplexer werdenden Welt vertraut und zu Verstehenden zu machen.
Service public schlägt Brücken. Kontinuierlich berichten RSI, RTR, RTS und SRF über die anderen Landesteile. Sportübertragungen verschaffen allen Sprachgruppen gemeinsame Erlebnisse. In Kultur-, Unterhaltungs- und Informationssendungen kommen Kunst und Kreativität aus allen Ecken und Enden der Schweiz zur Geltung. Die SRG unterstützt die Schweizer Kultur(en), das Musikschaffen und erst recht den Schweizer Film mit jährlich 30 Millionen Franken. Dank Swissinfo, TV5 Monde, 3sat und der 2013 lancierten Plattform tvsvizzera.it pflegt sie das Bild der Schweiz im Ausland.
Fazit: Der Service-public-Gedanke ist aktueller und nützlicher denn je.