Radiotelevisiun Svizra Rumantscha

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Was hat RTR zum Auftrag «Integration» geleistet?

RTR erfüllt den Integrationsauftrag auf der Grundlage der SRG-Konzession und der Statuten der Regionalgesellschaft SRG.R. So besagt Artikel 2 Absatz 5 dieser Statuten, dass die SRG.R zum Erhalt und zur Förderung der rätoromanischen Sprache und Kultur beizutragen hat. RTR setzt diesen Auftrag im täglichen Angebot um, auch mit spezifischen Sendungen zu Kultur, Literatur und Musik. Eine Reihe von programmrelevanten Veranstaltungen in den Regionen und Gemeinden zeugt von der Bedeutung, die RTR in der rätoromanischen Kultur- und Sprachenlandschaft hat: RTR ist hier der wichtigste Player.

Gute Noten von der Wissenschaft

Die Untersuchung der Publicom AG vom 5. Juli 2012, die vom Bundesamt für Kommunikation in Auftrag gegeben wurde, kam zu folgendem Schluss: «Die konzessionsrechtlich relevanten Themen kommen auf Radio Rumantsch klar am besten zur Geltung. Neben Schweizer Kultur werden hier auch die anderen konzessionsrechtlich relevanten Aspekte substanziell thematisiert.» René Grossenbacher, Geschäftsführer der Medienforschungsfirma Publicom, kommentierte dieses Resultat in der NZZ vom 12. März 2013 mit folgenden Worten: «Es zeigt sich, dass die Integrationsleistung dieser Programme (gemeint sind die Programme der SRG, Anmerkung der Redaktion) äusserst uneinheitlich sind. Am besten schneidet Radio Rumantsch ab. Dieses informiert zum einen am häufigsten über andere Sprachregionen, was allenfalls damit erklärt werden kann, dass im eigenen Sprachumfeld zu wenig Berichtenswertes geschieht. Zum anderen greift Radio Rumantsch aber auch Integrationsthemen am häufigsten auf und hat den höchsten Anteil an Schweizer Musik aller SRG-Programme. Eine erhöhte Sensibilität für die Problematik der kulturellen Identität führt hier wohl zu einer besonderen Prioritätensetzung.»

Diese Prioritätensetzung ist so etwas wie die Raison d‘être von RTR. Sie wird aber nicht von einem missionarischen Impetus getrieben, sondern von der professionellen Einstellung, journalistische Produkte nach geltenden beruflichen Standards in rätoromanischer Sprache zu produzieren und zu verbreiten. 

Vielfalt im Kleinen

In der für Aussenstehende schwer verständlichen und nur schwer zu vermittelnden Sprachenlandschaft der Svizra rumantscha spielen die Idiome, darunter auch einzelne regionale und lokale Dialekte, eine wichtige Rolle: Sursilvan in der Surselva (Bündner Oberland), Sutsilvan im Schams, Surmiran im Albulatal und im Surses (Mittelbünden), Puter im Oberengadin und Vallader im Unterengadin. Es sind dies die Identifikationssprachen der Rätoromaninnen und Rätoromanen. Dazu kommen diverse Patuàs, also Dialekte wie das Jauer im Val Müstair, der ausgeprägte Dialekt von Domat/Ems und Rhäzüns, die Mundarten im Val Tujetsch und Val Medel sowie die Art, wie die Leute aus Bravuogn/Bergün sprechen. 

Diese Vielfalt spiegelt RTR täglich in seinem Programm wider: Die Journalistinnen und Journalisten, Moderatorinnen und Moderatoren lesen und sprechen ihre Sprache, ihr Idiom. Wir wissen heute, dass Radio Rumantsch viel zur Sprachverständigung zwischen den Idiomen beiträgt. Wir wissen aber auch, dass einzelne Hörerinnen und Hörer immer noch Mühe haben, das Idiom einer anderen Talschaft zu verstehen und zu akzeptieren. Seit Jahren erfasst RTR in regelmässigen Befragungen die Sprachkompetenz und -verständigung. Das Resultat erstaunt: Von allen Sprachen der Svizra rumantscha wird die Standardsprache Rumantsch grischun von den meisten am besten verstanden, gefolgt von Sursilvan und Vallader.

Rumantsch grischun als Lingua franca

Gesellschaftspolitisch wäre es undenkbar, das RTR-Angebot nur in Rumantsch grischun bereitzustellen. Rumantsch grischun ist aber gerade für das immer wichtigere Online-Angebot unverzichtbar, denn RTR schreibt und publiziert (im Online-Bereich und in der Verwaltung) ausschliesslich in dieser 1982 aus allen Idiomen entwickelten «Koine»-Sprache. Rumantsch grischun ist also die Lingua franca von RTR. In ihrer gesprochenen Form wird sie auch für die Nachrichten in Radio und Fernsehen verwendet. Das sind zehn bis zwölf Prozent des gesamten gesprochenen Programmangebots. RTR trägt so einerseits zur Entwicklung und Modernisierung einer Standardsprache bei und pflegt andererseits die Vielfalt der Sprachen in der Svizra rumantscha, baut Brücken und geht gegen Vorurteile an.

Integration vor Ort

RTR produziert jährlich ein Dutzend Dokumentarfilme über Land und Leute. Einige davon werden öffentlich vorgeführt. So fanden 2013 Premieren in Domat/Ems, Curaglia, Salouf, Chur und Savognin statt. Im Rahmen des Jubiläums «50 onns Televisiun Rumantscha» zeigte RTR Archivfilme in Zernez, Donat, Luven und Rabius. Solche Veranstaltungen haben einen gesellschaftlichen und kulturellen Wert: Das Publikum lernt andere Regionen und Sprachen kennen, setzt sich mit der eigenen und fremden Geschichte und Lebensweise auseinander, bildet sich weiter und lässt sich auf Diskussionen über Wertvorstellungen ein. Der Regionalbezug hat auch eine soziale Komponente: In Ortschaften, in denen das gesellschaftliche Leben beschränkt ist, sind die von RTR durchgeführten Veranstaltungen willkommene Anlässe der Begegnung und des Austauschs. 

Portugal und die rätoromanische Sprache

Integration, so die Meinung der Fachwelt, vollzieht sich zunächst über die Sprache. In Graubünden leben 194 000 Personen, davon 33 500 Ausländerinnen und Ausländer. Mit fast 9000 Personen stammen die meisten Einwanderer aus Portugal, gefolgt von Deutschland und Italien. Auf den ersten Blick mag erstaunen, dass Migrantinnen und Migranten den rätoromanischen Sprachraum wählen, wenn sie sich in der Schweiz niederlassen und integrieren wollen. Bei den aus Portugal stammenden Personen ist aber genau dies der Fall, wie Beispiele aus dem Engadin eindrücklich zeigen: Portugiesisch und Rätoromanisch sind verwandte Sprachen ersten Grades, denn beide Sprachen sind lateinischen Ursprungs. RTR hat dieses Phänomen erkannt und thematisiert. Heute erntet RTR die Früchte der Bemühungen: Den Portugiesinnen und Portugiesen, die in der Schweiz leben, gefällt das Programmangebot.

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