Was für ein Jahr!
Das Jahr 2018 wird in die Geschichte der SRG eingehen. Die No-Billag-Initiative hat die grösste Debatte über den Service public ausgelöst, die Europa je gesehen hat. Am 4. März 2018 wurde die Volksinitiative, welche die Auflösung der SRG bedeutet hätte, mit über 71 Prozent der Stimmen und einer deutlichen Mehrheit bei den Jungen an der Urne abgelehnt.
Dieses klare Bekenntnis zum Service public soll aber nicht heissen, dass wir uns zurücklehnen können. Die SRG muss sich weiterentwickeln und ihre Inhalte, ihr Organisationsmodell sowie ihre Technologie laufend einem Medienumfeld anpassen, das sich in einem tiefgreifenden Wandel befindet.
Die jugendlichen Zielgruppen wenden sich in grosser Zahl den Onlineangeboten zu – sowohl im Audio- als auch im Videobereich. Die grossen internationalen Plattformen wie Netflix, Amazon und Apple pflügen den Markt für Spielfilme komplett um. Die Telekomanbieter versuchen, die Rechte an Sportübertragungen an sich zu reissen. Zudem kommen Sprachassistenten ins Spiel. Auch sie werden, ähnlich wie die Podcasts, die Hörgewohnheiten des Radiopublikums grundlegend verändern.
«Die SRG muss sich weiterentwickeln und ihre Inhalte, ihr Organisationsmodell sowie ihre Technologie laufend einem Medienumfeld anpassen, das sich in einem tiefgreifenden Wandel befindet.»
Nach einer detaillierten Analyse des Abstimmungsergebnisses hat die SRG eine neue Strategie verabschiedet. Mit dieser verfolgen wir drei Ziele:
- Erstens setzen wir auf noch mehr Unterscheidbarkeit, sowohl in unseren Programmen als auch hinsichtlich unserer Haltung. Denn die Berechtigung des Service public und seiner Finanzierung beruht auf der Differenzierung von anderen Medienangeboten.
- Zweitens streben wir weitere Kooperationen mit privaten Medien und öffentlichen Institutionen wie Hochschulen und Universitäten an, um gemeinsam innovative Projekte im Medienbereich zu entwickeln. Zusammen mit den Schweizer Privatradios hat die SRG 2018 den «Swiss Radioplayer» lanciert. Überdies hat sie eine Plattform geschaffen, um ihre Newsvideos mit den privaten Schweizer Medien zu teilen.
- Drittens müssen wir noch effizienter werden, weil wir weniger finanzielle Mittel haben. Die SRG sieht sich mit einer Kürzung und einer Begrenzung ihres Budgets konfrontiert. Gleichzeitig gehen die TV-Werbeeinnahmen beträchtlich zurück. Aus diesem Grund hat die SRG ein umfassendes Reform- und Sparpaket von 100 Millionen Franken geschnürt. Die Sendungen und Redaktionen sollen davon möglichst verschont bleiben. Die Budgetkürzungen betreffen somit vor allem die Infrastruktur, insbesondere die Immobilienstandorte. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe in einem föderalistischen System, das dezentral funktioniert und für die SRG grundlegend ist.
Dank dieser umfassenden Reformen wird die SRG auch in Zukunft ihre Kernaufgaben erfüllen können. In erster Linie schafft die SRG Vertrauen, indem sie glaubwürdig informiert, erklärt und einordnet. Sie fördert die Vielfalt und das kulturelle Schaffen in allen Formen. Sie sorgt für Unterhaltung und Freude – und dies immer auf respektvolle Weise gegenüber ihrem Publikum. Und sie trägt im Rahmen des Auslandauftrags dazu bei, dass schweizerische Filmproduktionen und letztlich die schweizerische Kultur im Ausland wahrgenommen werden. Diese Überzeugungen haben die Arbeit der Radio- und Fernsehsender der SRG 2018 geprägt. Das Ergebnis waren ausgezeichnete Nutzungszahlen sowie eine positive Entwicklung der digitalen Angebote in allen Landesteilen.
An dieser Stelle möchten wir allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der SRG unseren herzlichen Dank aussprechen. Ihr bemerkenswertes Engagement in allen Landesteilen und -sprachen ermöglicht es unserem Service-public-Unternehmen, sich den neuen Herausforderungen zu stellen und den Leistungsauftrag aufs Beste zu erfüllen. Alle Analysen zur Qualität der Schweizer Medien aus dem Jahr 2018 bezeugen unsere Leistung.
Und nicht zuletzt danken wir dem Verein SRG SSR, der die Meinungen des Publikums einbringt und sich während der No-Billag-Kampagne erfolgreich engagiert hat.
Gilles Marchand
Generaldirektor SRG
Jean-Michel Cina
Verwaltungsratspräsident SRG