Qualitätsmanagement und interne Qualitätskontrolle
Verantwortungsbewusstsein
Swissinfo legte 2011 in allen neun Sprachen besonderen Wert auf die Planung der Dossiers zu den eidgenössischen Wahlen. Die landessprachlichen Redaktionen haben viel Erfahrung mit politischer Berichterstattung. Davon profitierten auch die anderen Sprachredaktionen. Mit grossem Verantwortungsbewusstsein erarbeiteten die Redaktionen gemeinsam Erklärstücke zum politischen System der Schweiz: Wie funktioniert die Schweizer Demokratie? Was ist ein Milizparlament? Welche Parteien vertreten welche Anliegen? Wo finden sich Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Staaten? Ausmass und Inhalt der Dossiers wurden für jede Sprachredaktion diskutiert und als massgeschneiderte Informationspakete an das interessierte Publikum im Ausland angepasst.
Journalistische Professionalität
Swissinfo hatte im Berichtsjahr zahlreiche Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Angebot. So führte Swissinfo auf Deutsch, Französisch und Englisch interne Kurse zu Themen wie «L’Art de la synthèse», «Audio-/Podcast-Workshop», «Techniques d’enquête» und «Framing the Picture» durch. Auf dem Programm standen auch Deutsch- und Französischkurse für die Mitarbeitenden ausländischer Herkunft. Zudem organisierte Swissinfo einen Führungsworkshop und diverse Informationsveranstaltungen – etwa über die Art, wie der Islam in den Schweizer Medien dargestellt wird. Der Gesamtumfang der Ausbildungen betrug rund 3300 Stunden, was pro Mitarbeitenden im Schnitt gut dreieinhalb Ausbildungstage ergibt.
Relevanz
Ist dieses oder jenes Thema für ein ausländisches Publikum relevant? Ist das Thema gar relevant für Ausländer, die in der Schweiz leben? Solche Fragen stellt sich Swissinfo regelmässig. Ein Beispiel: Die japanische Redaktion von Swissinfo erarbeitete im März 2011 eine ergänzende Berichterstattung zur Fukushima-Katastrophe. Das Dossier enthielt Interviews mit Schweizer Nuklearexperten, Fachleuten für die Sicherheit von Atomkraftwerken sowie zum Teil kritische Analysen der japanischen Informationspolitik. Dies stiess bei der japanischen Gemeinde in der Schweiz auf grosses Interesse – und in Japan auf noch grössere Beachtung. Die sprach- und länderübergreifenden Diskussionen zeigen, dass Swissinfo – und im Speziellen die japanischsprachige Redaktion – dieses Thema zu Recht als relevant einstufte und entsprechend aufarbeitete.
Glaubwürdigkeit
Der «arabische Frühling» war für Swissinfo eine besondere Herausforderung. Es galt, die Demokratiebewegungen im Maghreb und im Nahen Osten journalistisch darzustellen – unter anderem für ein Publikum, das in ebendieser Region lebt. «Glaubwürdigkeit hochhalten» hiess die Devise. Swissinfo konnte auf die langjährige Erfahrung der Mitarbeitenden aus der arabischen Redaktion zurückgreifen – auf ihr fundiertes Wissen über die arabischen Staaten und deren Beziehungen zur Schweiz, auf ihre Kontakte zu Spezialisten und Experten in der Schweiz und in den betroffenen Gebieten sowie auf ihre Beziehungen zu in der Schweiz lebenden arabischen Gemeinschaften. Dieses Wissen ermöglichte, sachlich, kontinuierlich und journalistisch ausgewogen über die Geschehnisse zu berichten.
Weiterführende qualitätsfördernde Massnahmen
Spanisch, Portugiesisch, Arabisch, Japanisch und Chinesisch können von den externen Organen der Qualitätskontrolle (Qualitätsbeauftragte/Publikumsrat) nur schwer beurteilt werden. Deshalb werden diese Sprachen von externen Auditoren begutachtet. Dabei muss ein Auditor ein in der Schweiz lebender Ausländer sein, und ein Auditor muss im Ausland leben. Untersucht wurde, wie die vier Qualitätskriterien nach Artikel 3 der SRG-Konzession – Verantwortungsbewusstsein, journalistische Professionalität, Relevanz und Glaubwürdigkeit – in der journalistischen Arbeit angewendet werden. Die neun Auditoren, zwei bis drei pro Sprache, attestierten den Publikationen eine hohe Qualität, insbesondere hinsichtlich der Glaubwürdigkeit. In Bezug auf die «ethische Korrektheit» verpasste Swissinfo die Höchstwertung nur knapp. Die Auditoren lobten zudem die Relevanz und den Bezug zur Schweiz. Auch die Qualität der Multimediaelemente und der hohe Grad an Aktualität und Vielfalt wurden positiv bewertet. Hingegen empfahlen die Auditoren, (noch) mehr Hintergrundinformationen bereitzustellen und die Zusammenhänge besser zu erklären. Bemängelt wurden in einzelnen Fällen auch die Dossierstruktur. Die Redaktionsverantwortlichen haben die Resultate besprochen und beschlossen, die Hintergrundinformationen im Rahmen der Möglichkeiten zu optimieren und die Dossiers übersichtlicher zu gestalten.