Qualitätsmanagement und interne Qualitätskontrolle
Radio Télévision Suisse (RTS) hat verschiedene Kontrollprozesse geschaffen, um die vier in der SRG-Konzession genannten Kriterien im Programm umzusetzen: Verantwortungsbewusstsein, journalistische Professionalität, Glaubwürdigkeit und Relevanz. Diese Kriterien werden täglich für die Briefings und Debriefings der Journalisten angewendet. Aber auch in einem grösseren Kontext werden sie eingesetzt – etwa im Rahmen der Programmbeobachtungen, die RTS zehnmal jährlich durchführt. Dabei setzen sich die Verantwortlichen des jeweiligen Programms zusammen und beurteilen die Nutzungszahlen einer Sendung, diskutieren über das Profil der Zielpublika und nehmen professionelle Analysen vor. Die Verantwortlichen, insbesondere die Redaktionsleiter, verpflichten sich, allfällige Korrekturmassnahmen zu ergreifen und diese in einer verbindlich festgelegten Zeitspanne umzusetzen.
Journalistische Professionalität
Beim Radio lassen sich die Bemühungen um journalistische Professionalität am Beispiel der Berichterstattung über den «arabischen Frühling» illustrieren: RTS gab dem Westschweizer Publikum einen Einblick in die länderübergreifenden Bürgerbewegungen, die einen Hauch von Demokratie versprühten. Um dem Anspruch an journalistische Professionalität gerecht zu werden, hielt sich die Redaktion von «Actualité Radio & Multimédia» in ihrer täglichen Arbeit an strenge Vorschriften. Damit erfüllte die Redaktion sowohl inhaltlich als auch formal die für das Radio charakteristischen Qualitätskriterien – und damit auch die Ansprüche, die an ein Medienunternehmen gestellt werden, das im Dienst des Service public steht.
Verantwortungsbewusstsein
RTS hat das redaktionelle Angebot 2011 mit einer Reihe von Sondersendungen substantiell ausgebaut mit dem Ziel, möglichst viele Sichtweisen zu zeigen. So wurden beispielsweise 25 Reportagen direkt am Ort des Geschehens und zum Teil in schwer zugänglichen Ländern wie Algerien gedreht. Im Sinne der redaktionellen Verantwortung unterzog RTS die Beiträge über den «arabischen Frühling» regelmässig einer eingehenden internen Prüfung durch den Chefredaktor und dessen Stellvertreter, die mit den involvierten Produzenten, Ressortchefs und Journalisten täglich im Gespräch waren.
Glaubwürdigkeit und Relevanz
Seit dem 17. Dezember 2010 erschütterten zahlreiche Ereignisse die arabische Welt. Neben den eigenen Korrespondenten, die in den betreffenden Ländern stationiert sind, liess RTS zusätzliche Journalisten an der Berichterstattung mitwirken. Zu diesem Zweck entsandte RTS Mitarbeitende aus seinen Schweizer Redaktionen regelmässig in die betreffenden Länder – vor allem nach Tunesien, Libyen, Ägypten, Jordanien und Syrien – und erweiterte damit das redaktionelle Angebot um weitere Perspektiven. Zudem schufen die jeweiligen RTS-Journalisten auf diese Weise einen politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bezug zum Schweizer Publikum. Um die Glaubwürdigkeit und Relevanz der Berichterstattung über den «arabischen Frühling» hervorzuheben und die Ereignisse zu ergründen, zog RTS zahlreiche Experten, Dozenten, Professoren, Forscher, Journalisten oder Autoren bei – alles Männer und Frauen, die einen besonderen Bezug zu den betreffenden Ländern haben oder auf ihrem Gebiet als Kapazität gelten. Dank dieses Fachwissens konnte sich das Westschweizer Publikum seine eigene Meinung bilden.
Weiterführende qualitätsfördernde Massnahmen
2011 ernannte RTS eine «Madame Qualité». Ihre Aufgabe ist es in erster Linie, die Kriterien für eine Qualitätskultur bei RTS und die entsprechenden Massnahmen zu definieren. Ferner hat RTS im Berichtsjahr für alle neu eintretenden Redaktionsmitarbeitenden einen Einführungskurs über Berufsethik ins Leben gerufen. Ab 2012 steht zudem ein Weiterbildungskurs mit Workshops auf dem Programm, in denen die Mitarbeitenden anhand von konkreten Fallbeispielen ihr Wissen über bestimmte Fragen des Medienrechts und der Berufsethik auffrischen.