Beobachtungen des Publikumsrats

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Erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Publikumsrat und RSI

Der Publikumsrat der Corsi und die Qualitätsverantwortlichen von Radiotelevisione svizzera (RSI) verglichen Anfang 2011 ihre Programmbeobachtungen, die sie im Herbst 2010 unabhängig voneinander durchgeführt hatten. Dabei zeigte sich, dass die Programmschaffenden und die Publikumsvertreter bei ihren Untersuchungen zwar unterschiedliche Sichtweisen einnahmen und andere Instrumente einsetzten, aber dennoch zu ähnlichen Ergebnissen kamen. Daraus lässt sich wiederum schliessen, dass der noch vage definierte Qualitätsbegriff laufend an Kontur gewinnt und innerhalb von RSI mehrheitlich gelebt wird. 

Im Herbst 2011 wurde das oben erwähnte Vorgehen wiederholt. Zudem brachte der Publikumsrat zum Ausdruck, dass er diese Form der Zusammenarbeit in Zukunft noch vertiefen möchte.

Informationssendungen schneiden gut ab

Der Publikumsrat befasste sich im vergangenen Jahr insbesondere mit der Information und nahm dafür das «Radiogiornale», das «Telegiornale» und die Radio-Informationssendung «Modem» unter die Lupe. Generell bewertet der Rat die Kommentare und Hintergrundberichte dieser Nachrichtensendungen positiv und ist der Ansicht, dass die Angebote auch für das heute ohnehin schon gut informierte Publikum einen Mehrwert leisten. Der Publikumsrat legt den RSI-Redaktionen jedoch nahe, auch nationale Themen regelmässig und vermehrt aufzugreifen.

Ein zu grosses Gewicht auf Lokalthemen hat auch die Arbeitsgruppe festgestellt, welche die Sendungen über die kantonalen und eidgenössischen Wahlen 2011 beobachtet hat. Der Publikumsrat lobt die breite Radio- und Fernsehberichterstattung von RSI bei den Wahlen und die zunehmende Kompetenz der neuen Moderatoren. Er ist jedoch der Meinung, dass beide Wahlkampagnen im Programm zu viel Raum einnahmen. Ausserdem beurteilt er das Onlineangebot von RSI als mangelhaft und empfiehlt den Verantwortlichen, die Eigenheiten und Vorzüge der jeweiligen Medien (Radio, Fernsehen und Internet) in Zukunft besser zu nutzen.

Ausgehend von zwei Fällen aus der jüngsten Vergangenheit beurteilte der Publikumsrat zudem die RSI-Berichterstattung über Gerichtsfälle und Verbrechen. Der Rat zieht insgesamt ein positives Fazit. Er weist jedoch einerseits auf die Risiken von «Paralleluntersuchungen» hin, die zur Formulierung von Hypothesen über die Täter und deren Schuld verleiten könnten, und andererseits auf das allgemeine Risiko, eine voyeuristische Haltung einzunehmen – dies vor allem bei der lokalen Berichterstattung, wo es schwierig ist, die Anonymität aller Beteiligten zu wahren.

Kultursendungen überzeugen ebenfalls

Gegenstand der Beobachtungen war die Fernsehsendung «Storie», die wegen des Angebots an Dokumentarbeiträgen und Interviews am frühen Abend geschätzt wird. Positiv wertet der Publikumsrat auch die Radiosendungen «Geronimo» und «Moby Dick» von Rete Due. Obwohl sich beide Sendungen nicht an die breite Öffentlichkeit, sondern an ein kulturell interessiertes Publikum richten, erfüllen sie die Kriterien der kulturellen Verbreitung. Zudem tragen sie zur freien Meinungsbildung bei und werden dem Kulturauftrag des Senders gerecht. Ein Wermutstropfen: Gelegentlich ist ein etwas zu elitärer Ansatz festzustellen.

Rete Tre fördert den Nachwuchs

Schliesslich richtete der Publikumsrat sein Augenmerk auf Rete Tre: Das Radioprogramm bietet jungen Mitarbeitenden die Gelegenheit, ihre Erfahrungen als Radioschaffende zu sammeln. Zudem wird das Programm hohen Qualitätsansprüchen gerecht und unterscheidet sich somit deutlich von anderen Sendern auf dem Markt. Der Rat moniert jedoch, dass sich die humoristischen Radiobeiträge zu oft auf die Parodierung des «Durchschnittstessiners» beschränken und sich ältere Radiomitarbeitende unnötigerweise um einen jugendlichen Ton bemühen.

Die Sprache pflegen

Der Publikumsrat machte RSI auf einzelne weitere kritische Punkte aufmerksam. Er betonte insbesondere die Notwendigkeit, der Sprachpflege mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Der Rat begrüsst die Bestrebungen, die RSI in diese Richtung bereits unternommenen hat und empfiehlt eine gezielte Ausbildung für alle Mitarbeitenden, die am Mikrophon tätig sind.

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