Qualität – unser Anspruch

Ist von Qualität die Rede, wird es schnell ziemlich kompliziert. Sogleich stellen sich nämlich grundlegende Fragen, und man treibt nur so dahin im Fluss der Kriterien. Man greift zunächst verzweifelt nach Messgrössen, die wie filigrane Äste vom Ufer über die Wasseroberfläche ragen und just dann abbrechen, wenn man sich an ihnen festhalten will. Ja, die Reise im Qualitätsfluss ist eine abenteuerliche und eine, die immer weitergeht. Ist man aber einmal unterwegs, dann will man der Qualität auf die Spur kommen. Nachfolgend also ein Einblick in die letzte Etappe: der Versuch, einen einfachen und unkomplizierten Überblick über die SRG und ihr Bestreben nach Programmqualität zu bieten.

Qualität und Konzession

Das Programmschaffen der SRG hat gemäss Artikel 3 der Konzession hohen qualitativen und ethischen Anforderungen zu genügen. Die Programmbereiche zeichnen sich durch Verantwortungsbewusstsein, journalistische Professionalität, Relevanz und Glaubwürdigkeit aus. Diese vier übergeordneten Kriterien bilden das Fundament des publizistischen Qualitätsmanagements der SRG.

Verantwortungsbewusstsein

Die SRG hat den Auftrag, zur freien Meinungsbildung des Publikums beizutragen – durch umfassende, vielfältige und sachgerechte Information insbesondere über politische, wirtschaftliche und soziale Zusammenhänge (Konzession, Artikel 2).

Verantwortungsbewusste Berichterstattung heisst: Die Journalisten wissen um ihren Auftrag und um die Tatsache, dass er wichtig ist für eine funktionierende Demokratie. Sie kennen die rechtlichen und ethischen Grundlagen. Sie kennen den Inhalt der jeweils wichtigen Regelwerke, und sie halten sich daran. Sie fällen wichtige Entscheide erst nach angemessenem Abwägen der Varianten, auch wenn die Zeit drängt.

2011 war ein Wahljahr. Zunächst die Nationalrats- und Ständeratswahlen, danach die Bundesratswahlen. Die Redaktionen der SRG haben sich im Vorfeld zum Ziel gesetzt, in höchstem Mass ausgewogen, objektiv und thematisch autonom zu berichten. Sowohl aus der systematischen Eigenbeurteilung als auch aus der durchgeführten Resonanzumfrage ging hervor, dass ihnen das gelungen ist (siehe weiter unten). Möglich wurde dies dank intensiver und konsequenter redaktioneller Vor- und Nachbesprechungen sowie aufgrund von verbindlichen und klaren Sonderleitlinien.

Journalistische Professionalität

Eine journalistisch professionelle Berichterstattung besteht darin, sachgerecht zu berichten. Mit anderen Worten: Alle zur Verfügung stehenden Fakten und Positionen sind in Betracht zu ziehen und richtig sowie ausgewogen darzustellen. Journalisten legen ihre Quellen wenn möglich offen. Sie verfügen über das nötige thematische und handwerkliche Fachwissen. Bezüglich der journalistischen Professionalität ist die SRG genauso gefordert wie andere Medienunternehmen. Denn das konvergente Arbeiten hat andere Arbeitsbedingungen zur Folge. Dadurch entsteht bei Redaktion und Produktion ein Bedürfnis nach Aus- und Weiterbildung. Die SRG ist laufend daran, ihre Aus- und Weiterbildungsangebote an die neuen Bedürfnisse und Anforderungen anzupassen. 

Relevanz

«Relevanz gründet auf dem Anspruch, dass das Allgemeine gegenüber dem Privaten beziehungsweise das Gesellschaftliche gegenüber dem Individuellen und Partikulären Vorrang hat […].» (1)  Eine relevante Berichterstattung basiert weiter auf der Aktualität des Themas und auf seiner politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Bedeutung. Auch kann die räumliche oder kulturelle Nähe zur Alltagswelt des Publikums Relevanz erzeugen. (2)

Die Relevanz wird oft als Schwester des Interesses betrachtet. In der SRG gilt: Relevanz hat Vorrang. Doch sind die Redaktionen bestrebt, relevante Ereignisse und Entwicklungen in einer komplexer werdenden Welt interessant aufzubereiten. «Treffpunkt Bundesplatz» hiess 2011 das Projekt, das sich voll und ganz nach diesem Prinzip gerichtet hat. Das Projekt «Treffpunkt Bundesplatz» ist bislang einzigartig in der Geschichte der SRG. Aus den provisorischen Studios auf dem Bundesplatz haben 31 Redaktionen aus allen vier Sprachregionen rund 100 Radiosendungen und 40 Fernsehproduktionen realisiert. Die SRG machte den Bundesplatz zum Ort der Begegnung zwischen Bürgerinnen und Bürgern sowie Politikerinnen und Politikern – zum Ort der demokratischen Debatte. 

Glaubwürdigkeit

Glaubwürdig ist die SRG dann, wenn die von ihr publizierten Produkte von einer grossen Mehrheit als gültig akzeptiert werden. Zu jeder Zeit ist gewährleistet, dass die Berichterstattung zur freien Meinungsbildung beiträgt und keine versteckten Partikularinteressen verfolgt. Weiter ist die SRG dann glaubwürdig, wenn sie hinsichtlich der journalistischen Professionalität möglichst wenig Verstösse zu verzeichnen hat (siehe weiter unten).

Das Publikum betrachtet die Produkte der SRG als glaubwürdig. Dies geht aus verschiedenen Studien hervor. Jüngstes Beispiel: die vom Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung Zürich (IPMZ) durchgeführte Studie im Rahmen des «World Internet Project Switzerland». Die Studie zeigt, dass der SRG aufgrund ihrer Onlineangebote hohe Glaubwürdigkeit attestiert wird. Gemeinsam mit dem Bund liegt die SRG an der Spitze.

Gerade in einem publizistisch anspruchsvollen Jahr wie es 2011 war, zahlen sich Investitionen in die eigene Glaubwürdigkeit aus. So konnten die Redaktionen etwa während des «arabischen Frühlings», während des Atomunglücks in Fukushima oder während der Eurokrise auf ein dichtes Korrespondentennetz zurückgreifen – auf Leute also, die sich die Fakten vor Ort beschaffen und somit wissen, wovon sie reden. Insgesamt melden sich rund 40 Korrespondenten rund um den Globus regelmässig zu Wort.

Qualität – die SRG spricht darüber

Die SRG verfügt über die zur Erfüllung der Konzessionsvorgaben nötigen Instrumente und ist bemüht, diese konsequent einzusetzen. Doch auch darüber hinaus ist die SRG um Programmqualität bestrebt. «Qualität heisst über Qualität sprechen»: So lautet das Motto, das sich der neue Generalstabsbereich «Märkte und Qualität» auf die Fahne geschrieben hat. Eine wichtige Aufgabe dieses Bereichs besteht darin, Bindeglied zu sein zwischen den Akteuren, die sich innerhalb und denjenigen, die sich ausserhalb der SRG mit der Programmqualität beschäftigen.

Auch die Geschäftsleitung der SRG beschäftigt sich systematisch mit Fragen zur Programmqualität: Im Herbst 2011 diskutierten die Direktoren im Rahmen einer Geschäftsleitungssitzung über den publizistischen Umgang mit Personen, die eines Verbrechens verdächtigt werden – wie beispielsweise Dominik Strauss-Kahn oder Jörg Kachelmann. Die Geschäftsleitungsmitglieder plädierten dafür, dass die SRG auch künftig zurückhaltend, mit Sinn für Sachgerechtigkeit und Respekt vor den Rechten der Personen berichtet.

Ein neuer Internetauftritt zum Thema «Qualität in der SRG» soll es dem interessierten Publikum möglich machen, sich mit wenigen Mausklicks über die qualitätsfördernden Massnahmen der SRG zu informieren.

Gute Noten vom Publikum

Im Rahmen von Sonderstudien lassen sich punkto Programmqualität gegenüber der rein quantitativ angelegten Nutzungsmessung vertiefte Erkenntnisse gewinnen. 2011 hat die SRG eine Sonderstudie zum Thema Wahlen durchgeführt: Der SRG-Wahlberichterstattung wird eine hohe Objektivität bescheinigt. Die Mehrheit derjenigen, die mindestens eine Wahlsendung am Radio gehört hat, attestiert den Wahlsendungen der SRG-Radios in allen drei Sprachregionen Objektivität. Schweizer Radio DRS und Radio Suisse Romande haben 2011 im Vergleich zu 2007 bezüglich Objektivität knapp zehn Prozent gewonnen; Radiotelevisione svizzera hat gut acht Prozent zugelegt.


(1) Jahrbuch «Qualität der Medien II», herausgegeben vom Forschungsbereich Öffentlichkeit und Gesellschaft, Zürich 2011.
(2) Siehe publizistische Leitlinien von SRF.
 

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