Qualität – unser Anspruch

Qualität – unser Anspruch

Verteidigung der Presse- und Meinungsfreiheit

Seit der Aufklärung gelten in Europa unabhängige Medien als Garanten für Presse- und Meinungsfreiheit. Über Rolle, Risiken, Qualität und Grenzen dieser Freiheit ist nun ein heftiger Streit entbrannt – zwischen den Kulturen, aber auch innerhalb der westlich-demokratischen Gesellschaften.

Die Medien in Europa sind ins Kreuzfeuer geraten: das Blutbad islamistischer Terroristen beim Pariser Satire-Blatt «Charlie Hebdo», die Brandanschläge gegen die «Hamburger Morgenpost», die «Lügenpresse» als Schlachtruf der Pegida-Demonstranten in Dresden, der bewaffnete Überfall auf den niederländischen Fernsehsender NOS … dazu ein zunehmend schlechtes Image des Journalistenberufs und Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Medien.

Was ist geschehen? Wo liegen die Ursachen? Und wie lauten die Antworten? Sind Journalistinnen, Journalisten tatsächlich so schlecht wie ihr Ruf? Oder steht der professionelle kritische Journalismus mit seinen allgemein anerkannten Qualitätskriterien und seiner demokratiefördernden Funktion per se am Pranger – aus politisch-ideologischen Gründen? Muss der Qualitätsjournalismus stärker gefördert und besser organisiert werden? 

Was sich ungeachtet aller Ungewissheit sagen lässt: Die Zahl derer, welche die Qualität als das wesentliche Merkmal eines unabhängigen Journalismus anerkennen und schätzen, nimmt zu. So zeugen Symposien und Veranstaltungen aller Art, aber auch Publikationen und öffentliche Diskussionen – sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Branche – von einem wachsenden Interesse an Qualitätsmedien. Gefragt sind Medien, die Qualität und damit mehr als die reine Wiedergabe von Fakten und Evidentem bieten.

Qualitätsmanagement in der SRG

Das Programmschaffen der SRG hat gemäss Artikel 3 der Konzession hohen qualitativen und ethischen Anforderungen zu genügen. Die Programmbereiche zeichnen sich aus durch:

  • Verantwortungsbewusstsein,
  • journalistische Professionalität,
  • Relevanz,
  • Glaubwürdigkeit.

Diese vier übergeordneten Kriterien der Konzession von 2007 bilden das Qualitätsfundament. Davon abgeleitet hat die SRG 2009 unternehmensweit ein publizistisches Qualitätsmanagement eingeführt. Es umfasst folgende sechs Komponenten:

  • Qualitätsstandards und Normen,
  • Führen mit Zielvorgaben,
  • Ressourcen und Prozesse,
  • Feedback und Qualitätskontrolle,
  • Ausbildung,
  • Markt- und Publikumsforschung.

Seit der Einführung dieses Qualitätsmanagements haben die Unternehmenseinheiten der SRG ihre praxisbezogenen Instrumente und Massnahmen ausgebaut und weiterentwickelt. SRF hat das Konzept des Qualitätsmanagements überarbeitet und eine zentrale Qualitätskoordination eingeführt. RTS hat mit einer Qualitätsbeauftragten eine übergeordnete Stelle geschaffen, die ausserhalb jeglicher Hierarchie – in enger Absprache und Zusammenarbeit mit den Produzentinnen und Produzenten – die Qualität einzelner Sendungen und Beiträge überprüft und Optimierungsmassnahmen einleitet. RSI und RTR haben ihre Feedbackkultur systematisiert. Und swissinfo.ch hat seine Qualitätscheks überarbeitet.

Zudem finden zwischen den Personen, die für die publizistische Qualität zuständig sind, regelmässige Arbeitstreffen statt. Diese dienen dem Meinungsaustausch, der Überprüfung von Arbeitsinstrumenten und der Reflexion über grundsätzliche Fragen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse fliessen in die Leitungsteams der SRG ein – etwa in die Konferenzen und Sitzungen der Chefredaktorinnen und -redaktoren, der Programmdirektorin und -direktoren und der Geschäftsleitung SRG. Sie haben sich im Berichtsjahr zum Beispiel mit der Frage auseinandergesetzt: «Wie bilden wir Geschichte in unseren Medien ab?».

Obwohl es zwischen den Sprachregionen Unterschiede gibt, verfolgen alle SRG-Unternehmenseinheiten mit ihren Massnahmen das gleiche Ziel: die Aufrechterhaltung eines gut strukturierten, breit angelegten Dialogs über die redaktionellen Prozesse und das publizistische Angebot. Die Mitarbeitenden der SRG sollen den Qualitätsdialog und -kreislauf in Bewegung halten.

Europaweiter Dialog über Qualitätsjournalismus

Die Medienfreiheit ist ein hohes Gut. Sie ist an Verantwortung und Glaubwürdigkeit gebunden. Zweifel an diesen Grundwerten sind Gift für das Image von Medienschaffenden und Medienhäusern. Das Gegenmittel: Qualitätsjournalismus. Er ist ein Garant für Verantwortung und Glaubwürdigkeit, weil er keine Partikularinteressen vertritt – weder politische oder wirtschaftliche noch religiöse oder kulturelle.

Diese Erkenntnis trifft nicht nur auf die Schweiz zu, sondern gilt für alle aufgeklärten Zivilisationen. Darum ist das Thema Qualitätsjournalismus in Zukunft breiter und koordinierter anzugehen. Es soll darüber nachgedacht werden, welche Netzwerke für eine nachhaltige Zusammenarbeit bei der Evaluation, Förderung und Sicherung des Qualitätsjournalismus in Europa aufzubauen sind, damit die Medienfreiheit in der Demokratie weiterhin eine Zukunft hat.

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