Service public – unser Engagement

Wir fördern den sprachregionalen Austausch

«In ihren Programmen fördert sie (die SRG, Anmerkung der ­Redaktion) das Verständnis, den Zusammenhalt, den Austausch unter den Landesteilen, Sprachgemeinschaften, Kulturen, ­Religionen und den gesellschaftlichen Gruppierungen […].» So heisst es in Artikel 2 der SRG-Konzession. Im Berichtsjahr wurde diesem Artikel erhöhte Aufmerksamkeit zuteil. Grund dafür war die parlamentarische Motion von Theo Maissen aus dem Jahr 2010, die für die SRG eine Intensivierung des interkul­turellen Austauschs und die Förderung der Verständigung zwischen den Sprachregionen zur Folge hatte. Verlangt wurde ­zudem, dass der Bundesrat das Parlament Ende 2012 über die erzielten Fortschritte der SRG informiert. Besagter Bericht des Bundesrats liegt seit Dezember 2012 vor. Die Grundlage für die Erarbeitung des Berichts bildeten zwei Elemente: Die Resultate der jährlich vom Bundesamt für Kommunikation (Bakom) in Auftrag gegebenen Programmanalysen und die Stellungnahme der SRG.

SRG setzt auf Themenschwerpunkte

Die SRG machte in ihrer Stellungnahme geltend, dass sie aus Überzeugung zu ihrer identitätsstiftenden Rolle steht: «Diese Rolle will sie glaubwürdig wahrnehmen. Die SRG arbeitet ­deshalb journalistisch-unabhängig, kraft ihrer in der Bundesverfassung verankerten Programmautonomie.»

Die Erfahrungen der letzten Jahre haben aber gezeigt, dass es schwierig ist, im Tagesgeschäft regelmässig über die Ereignisse aus den anderen Sprachregionen zu berichten. Die Newslage gibt schlicht nicht immer genug her, um die anderen Sprach­regionen systematisch zu berücksichtigen. Aus diesem Grund hat die SRG entschieden, sich im Rahmen von Grossoperationen und Themenschwerpunkten bewusst dem sprachregionalen Austausch zu widmen. Solche Aktionen finden jedoch ­ausserhalb des normalen Programmrasters statt und werden folglich von den quantitativ angelegten Programmanalysen nicht systematisch erfasst. 

Publikum ist mehrheitlich zufrieden

Die SRG hat im Frühjahr 2012 in den vier Sprachregionen eine repräsentative Telefonumfrage in Auftrag gegeben. Die Umfrage deutet auf ein hohes Interesse der Bevölkerung an Informationen aus anderen Sprachregionen hin. Für vier von fünf Schweizerinnen und Schweizern ist es (sehr oder eher) wichtig, etwas über die anderen Sprachregionen zu erfahren. Die Leistung der SRG wird von einem Grossteil der Bevölkerung wahrgenommen und überwiegend positiv bewertet.

Sprachregionaler Austausch im Programm 2012: Beispiele

  • Seit rund zwei Jahren läuft ein Dauerprojekt der vier ersten Radioketten. «Gli altri – Die Anderen – Les autres – Ils ­auters» lautet der Titel. Es handelt sich um einen wöchentlichen Beitrag über Traditionen, Besonderheiten oder Ereignisse, welche die anderen Regionen bewegen. Dieses Vorhaben findet 2013 seine Fortsetzung.
  • Die Sendung «ECO» von SRF hat Ende 2012 eine vierteilige Serie über die Westschweiz produziert.
  • In Radioprogrammen wird vermehrt mit Spezialaktionen, die aus dem Standardprogrammraster ausbrechen, gearbeitet. Sie haben das Potenzial zur Breitenwirkung: «DRS 3 chez les Welsch» (2011), «Buongiorno Svizzera» (2012) und demnächst «DRS 3 rätoromanisch» (2013).
  • Die zweiten Radioketten – Radio SRF 2 Kultur, Espace 2 und Rete Due – haben im Rahmen des 300. Geburtstags von Jean-Jacques Rousseau gemeinsam die nationale Serie «Lettres à Rousseau » realisiert. Die Serie wurde im Sommer 2012 in den drei Regionen ausgestrahlt.
  • Die SRG hat die nationalen Kulturserien «ArchitecTour de Suisse», «DESIGNsuisse», «LiteraTour de Suisse», «Schweizer Komponisten», «PHOTOsuisse» und «Mysteriöse Schweiz» weitergeführt. 2012 lautete der Titel der Serie «CINEMAsuisse».
  • RTS übernimmt seit acht Jahren punktuell DOK-Serien von SRF und strahlt diese als Synchronfassung in der Primetime (!) aus.
  • SRF übernimmt die Mehrzahl der RTS-Serien und strahlt diese als Synchronfassungen aus (z.B. «Heidi», «Crom» usw.).
  • 2012 wurden Sendungen von RTS und RSI systematisch auf SRF info wiederholt: «Temps présent» (45 Sendungen pro Jahr), «Mise au Point» (39 Sendungen pro Jahr), «Passe-moi les jumelles» (16 Sendungen pro Jahr); «Le Débat RTS» (16 Sendungen pro Jahr); «Falò» (45 Sendungen und sieben kürzere Fassungen im Sommer). Alle Sendungen werden in Originalsprache mit Untertiteln ausgestrahlt.
  • Die zweiten Radioketten – Radio SRF 2 Kultur, Espace 2 und Rete Due – tauschen regelmässig Aufnahmen der wichtigsten Orchester des Landes aus. Zehn Konzerte werden jedes Jahr im Rahmen der Aktion «Pavillon Suisse» gemeinsam realisiert und übertragen.
  • Die dritten Radioketten pflegen mittels mx3.ch einen intensiven Austausch an Schweizer Musik.
  • Radio SRF Musikwelle, RSI und Option Musique pflegen mittels vxm.ch einen intensiven Austausch an Schweizer Musik.
  • Im Rahmen der interregionalen Arbeitsgruppe «Folklore» werden jährlich vier Sendungen aus den Sprachregionen und ein nationales Weihnachtskonzert produziert. 2012 lag der Schwerpunkt auf dem Thema «Die Frauen in der Volksmusik».
  • Die Ausstrahlung von Schweizer Musik auf den Sendern hat zugenommen – auch Musik aus anderen Sprachregionen. Dies geht aus den Auswertungen hervor, welche die SRG im Rahmen der Charta der Schweizer Musik gemacht hat.
  • Noch nie hat 3sat so viele Filme von RTS übernommen und ausgestrahlt wie im Berichtsjahr: Über 20 Filme hat 3sat für das deutschsprachige Publikum aufbereitet und gezeigt. Früher waren solche Übernahmen eher selten.
  • Die grossen Sportereignisse im In- und Ausland sind ein wichtiger Faktor für die nationale Kohäsion – nicht nur für das Publikum, sondern auch für das involvierte Personal. Die SRG bemüht sich nach Kräften, ein attraktives Sportrechte-Portfolio zu behalten, was sich aber je länger, je kostspieliger gestaltet. Derzeit bietet sie in den drei grossen Sprachregionen das beste Sportangebot aller europäischen Service-public-Anbieter.
  • Eine der jüngsten Massnahmen für eine stärkere Zusammenarbeit war der «London Player». Er bot einen Überblick über die Olympia-Berichterstattung aller SRG-Unternehmenseinheiten. Per Mausklick liessen sich die Programme aller Regionen anschauen – live oder zeitverschoben. Insgesamt verzeichnete die SRG knapp drei Millionen Videostarts. 

Bundesrat möchte mehr Info-Beiträge

Der Bundesrat anerkennt in seiner Beurteilung die bisherigen Leistungen der SRG. Doch ist er der Auffassung, dass das Engagement für den sprachregionalen Austausch vor allem im Tagesgeschäft der Information noch stärker zum Ausdruck kommen müsse. Basierend auf den Resultaten der quantitativ angelegten Programmbeobachtungen kommt der Bundesrat zum Schluss, dass hier noch Verbesserungspotenzial liegt. Die SRG muss nun halbjährlich berichten, wo sie mit der Um­setzung von Ziel 3.4 der Unternehmensstrategie «Zusammenarbeit intensivieren» steht. 2014 wird der Bundesrat erneut ­Bilanz ziehen. 

Die SRG bemüht sich auf verschiedenen Ebenen, das Engagement hinsichtlich des sprachregionalen Austauschs im Tagesgeschäft zu verstärken. Das Thema geniesst auch beim Generaldirektor hohe Priorität. So setzt etwa die neue Unternehmensstrategie, die im Wechselspiel zwischen Geschäftsleitung und Verwaltungsrat erarbeitet wurde, einen deutlichen Akzent auf die interkulturelle Zusammenarbeit und den Sprachaustausch. Diese Bemühungen sollen strategisch besser gesteuert werden. Die Arbeit an einem entsprechenden Konzept wurde am Ende des Berichtsjahres aufgenommen. 

Daneben sind noch weitere Schwerpunkte rund um die nationale Kohäsion und den sprachregionalen Austausch in Planung – so etwa der Themenmonat «Die Schweizer». Im November 2013 werden die Radio- und Fernsehprogramme der SRG Fragen zur Entstehung und den Perspektiven der Schweiz thematisieren. In diesem Rahmen wird auch die vierteilige, historische Doku-Fiktionsreihe «Die Schweizer – Les Suisses – Gli Svizzeri – Ils Svizzers» im Fernsehen gezeigt. Die Filme porträtieren herausragende Persönlichkeiten, welche die Entwicklung der Schweiz geprägt haben. Die Ausstrahlung der SRG-Filmreihe erfolgt in der Hauptsendezeit in allen Sprachregionen.

Weiter werden 2013 und 2014 die Siegerprojekte des grossen SRG-internen Wettbewerbs ausgestrahlt. Gesucht wurden Projekte, die einen Beitrag zur Verständigung zwischen den Sprachregionen leisten und in der TV-Primetime von RSI, RTS und SRF ausgestrahlt werden können. 

Um dazu beizutragen, dass auch die Mitarbeitenden die anderen SRG-Unternehmenseinheiten besser kennenlernen, bereitet Human Resources ein Austauschprogramm vor, damit ­Mitarbeitende in anderen Sprachregionen gastieren können. Und schliesslich bilden die SRG-internen Programmnetzwerke die Grundlage für eine enge Zusammenarbeit zwischen den Sprachregionen. In den fünf Programmnetzwerken und den sieben spezialisierten Unternetzwerken hat die SRG im ­Berichtsjahr rund 600 Arbeitstage investiert, um die inter­regionale Zusammenarbeit voranzutreiben.

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