Radio Télévision Suisse

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Was hat RTS speziell zum Auftrag «Kultur» geleistet?

Die plurimediale Kulturredaktion von RTS leitet und konzipiert die redaktionellen Inhalte mehrerer Radio- und Fernsehmagazine und erbringt vor allem für die Redaktion der Radionachrichten vielfältige Leistungen. Es gibt zahlreiche RTS-Angebote, die kulturelle Inhalte bieten, aber fünf Sendungen respektive ein Programm sind speziell dem Thema Kultur gewidmet: am Fernsehen ist es der tägliche, rund zehnminütige Beitrag in der Tagesschau «12:45», die wöchentliche Sendung «La puce à l’oreille» sowie die drei Magazine «Ple3in le poste», «Préliminaires» und «Chut !», wovon letzteres sich mit klassischer ­Musik beschäftigt. 

Ganz auf Kultur ausgerichtet ist zudem das Radioprogramm Espace 2 sowohl bei den Wortbeiträgen (Literatur, bildende Kunst, darstellende Kunst, Film) als auch bei den musikalischen Inhalten (vor allem klassische Musik, aber auch Jazz, zeitgenössische Musik und Weltmusik). Espace 2 widmet nicht nur 60 Prozent seiner Sendezeit der Musik, sondern betreibt auch aktive Kulturförderung: In der ganzen Westschweiz werden jährlich über 300 Konzerte aufgezeichnet oder koproduziert, meist mit Schweizer Interpretinnen und Interpreten.

Radiosendung «Vertigo»

Der neuste und zugleich spektakulärste Beitrag der RTS-Kulturredaktion in der Sparte Radio ist die Sendung «Vertigo» auf La Première. Dieses täglich ausgestrahlte Magazin (16.30 bis 18.00 Uhr), das im letzten August lanciert wurde, bietet dem Publikum Begegnungen mit einer Persönlichkeit und Ereignisse, die auf der Bühne, in den Medien und in der Kunst momentan aktuell sind. 

Wie aber gestaltet man den Zugang zu Kultur in einer täglichen Sendung, die ihren Platz in einem Programm hat, das sich an ein breites Publikum richtet? Welche Kultur soll zur Sprache kommen? Für wen und weshalb? «Vertigo» hat sich von Anfang an ein Ziel gesetzt: Trennwände abbauen und den Rahmen sprengen, in den die Medien die Kultur tendenziell zwängt. Die Sendung soll nicht elitär sein, nicht nur Fachleute ansprechen und sich nicht von den anderen Bereichen des Tagesgeschehens abgrenzen. So lässt sich das Konzept der Sendung etwa wie folgt auf den Punkt bringen: «Sprechen wir über Kultur, ­ohne das Wort Kultur in den Mund zu nehmen.» Das ist eine ­Herausforderung – inhaltlich und formal.

Die Medienangebote sind mannigfaltig, das Tempo des Informationsaustauschs nimmt stetig zu und ebenso die Geschwindigkeit der technologischen Veränderungen bei den Informa­tionsträgern (Literatur auf dem Tablet, Herunterladen von Spielfilmen). Vor diesem Hintergrund steht die Kultur vor der Herausforderung, sich einem viel breiteren Themenspektrum zu widmen. Denn mit den neuen Technologien hat sich auch ­unser Verhältnis zur Kultur grundlegend verändert. Wir betrachten kulturelle Themen zunehmend wie andere Dinge und handhaben sie auch gleich. Die Zeichen der Zeit stehen auf ­ Entmystifizierung und Entheiligung. 

Es geht darum, kulturelle Fragen aufzugreifen, die aktuell sind, die Diskussionen, Kritik und Emotionen auslösen und Denkanstösse geben oder zum Träumen anregen. Kulturelle Themen also, die sich ständig weiterentwickeln. Über die Qualität eines Konzerts zu sprechen bedeutet demzufolge auch, sich für seinen Kontext, seine Verortung, sein Publikum, seine Resonanz, seine Kosten und seinen Ertrag zu interessieren. 

Formal besteht die Herausforderung bei «Vertigo» darin, die Kultur von ihrem Rahmen, ihrer Sprache, ihren Codes zu befreien und so über sie zu sprechen, wie man über politische oder gesellschaftliche Ereignisse berichtet – mit einer zusätzlichen Komponente allerdings: der Lockerheit. Schliesslich bietet die Kultur nicht nur die Möglichkeit, aus einer gewissen Distanz ­einen differenzierten Blick auf die Welt zu werfen, sondern sie kann auch das Ausbrechen aus der Wirklichkeit bedeuten oder sogar zur Unterhaltung werden. Auch wenn dieser Begriff oft als kulturfremd erachtet wird, ist er heute Teil des Kulturschaffens. 

Die Radiokultur, die sich in den Alltag der Hörerinnen und Hörer einfügt, die ein umfangreiches Spektrum abdeckt und sich an ein breites Publikum richtet, ist interaktiv, provokant, spielerisch, ernsthaft, vergnüglich und witzig zugleich.

Filmförderung

Die SRG hat Anfang 2012 den Pacte de l’audiovisuel um weitere vier Jahre verlängert. Im Berichtsjahr unterstützte RTS die Realisierung von fünf Spielfilmen und zehn Kurzfilmen und finanzierte sie teilweise. Auf RTS Un wurde die erfolgreiche Serie «L’heure du secret» ausgestrahlt, in der vor allem Westschweizer Schauspielerinnen und Schauspieler auftreten. Bereits wird das Drehbuch für die nächste Staffel dieser Serie verfasst, die im Milieu der Uhrenindustrie spielt. Unter der Federführung
der Abteilung Fiktion wurde zudem die Serie «Port d’attache» gedreht, die 2013 ausgestrahlt wird. Zurzeit befinden sich fünf Projekte für Serien in Entwicklung, von denen RTS in den nächsten zwei Jahren ein bis zwei realisieren will. 

Musikförderung

Die «Charta der Schweizer Musik» gibt den Rahmen für die Programmgestaltung der vier RTS-Radioprogramme vor. Diese senden jeden Tag zwischen 13 und 22 Prozent Schweizer Musik. 

Auch die Schweizer Literatur und ihre Autorinnen und Autoren sind regelmässig im Radio zu Gast: in der Sendung «Entre les ­lignes», die täglich auf Espace 2 ausgestrahlt wird, oder in der Tagesschauausgabe «12:45».

Was hat RTS speziell zum Auftrag «Alleinstellung» geleistet?

Ein Grossteil der Sendungen von RTS hebt sich in vielerlei Hinsicht von der Konkurrenz ab. Dies gilt sowohl für die Reportagequalität, die Recherche und den Ton als auch für die Originalität der Inhalte ganz allgemein. Einen besonderen Beitrag zu den geforderten Alleinstellungsmerkmalen leistet RTS aber im Zusammenhang mit der Information. Denn unverarbeitete ­Informationen sind in allen Kanälen (Gratiszeitungen, Internet usw.) und auf allen Bildschirmen zu finden. Wodurch aber zeichnet sich die Information aus, die im Dienst des Service ­public steht? Was macht sie unverwechselbar? Es ist zum einen die Suche nach der Wahrheit, das Streben nach Relevanz und die Einordnung der Informationen in einen Kontext sowie zum anderen das umfangreiche Korrespondentennetz in der Schweiz – vor allem in Bundesbern – und in der Welt.

Der eigentliche und grösste Unterschied liegt jedoch in der redaktionellen Leistung. Dazu braucht es zunächst ein originelles Thema, zum Beispiel einen Exklusivbericht. Die Unverwechselbarkeit der Berichterstattung hängt insbesondere von der ­Originalität des journalistischen Blickwinkels, von der Relevanz des Gesprächspartners, von der Qualität der Inszenierung und vom Dekor ab. Die Form ist wichtig: Sie will und muss den Blick respektive die Aufmerksamkeit anziehen – sei es nach journalistischen, künstlerischen oder emotionalen Kriterien. 

In den letzten Jahren hat die Sparte Information von RTS schrittweise einen Denkprozess vorangetrieben, der zum Ziel hat, von der Grundinformation ausgehend einen hohen Mehrwert zu generieren. Mit anderen Worten: Die Grundinformation wird durch eine unkommerzielle Information angereichert. So wird die Grundinformation um eine Dimension erweitert, indem sie hinterfragt und veranschaulicht wird. 

Die beiden News-Redaktionen von RTS, die im Dienst des ­Service public stehen, verfolgen vor allem die folgenden Stossrichtungen:

  • Hinterfragen: Wie kann man bestimmte Tatsachen kritisieren, infrage stellen oder gar widerlegen?
  • Fantasie: Wie lässt sich ein Thema weiterentwickeln und ­vergleichen? Wie und vor welchem Hintergrund lässt es sich veranschaulichen? Wie soll es inszeniert werden, um die ­Vorstellungskraft anzuregen?
  • Konsequenz: «Verfälschte» News sind aufzustöbern, Fehlern ist nachzugehen, Fallen müssen erkannt und Quellen hinterfragt werden (vor allem mit dem Aufkommen der sozialen Netzwerke), und auch die Gründe für das Auftauchen einer bestimmten Information zu einem bestimmten Zeitpunkt muss man sich bewusst machen; jede Form von Instrumentalisierung ist unbedingt zu vermeiden.
  • Mut ist gefragt – vor allem beim Recherchieren.

Das zuletzt genannte Kriterium ist vielleicht dasjenige, das am seltensten vorkommt. Doch gerade dieses macht den Unterschied aus – sei es nun bei der Arbeit für die Sparte News, für die Radio- und TV-Magazine oder in Bezug auf die Programmgestaltung ganz allgemein.

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