Vorwort des Präsidenten und des Generaldirektors

Unsere Herausforderungen – unsere Chancen

Die föderalistische Schweiz hat eine durch und durch föderalistische SRG SSR, im Gegensatz zu den meist voll zentralisierten Medienkonzernen. Unser Land, das gleichsam aus lauter Minderheiten besteht, hat ein Medienhaus, das auch die kleinsten Kantone und Regionen zur Geltung bringt. Der direkten Demokratie dient eine SRG, die unabhängig ist von den Mächtigen in Politik, Wirtschaft und Interessengruppen. Auf diese Stärken baut die SRG: selbstbewusst, selbstkritisch und veränderungsbereit. Denn im digitalen Umbruch ist die Diskussion über die Fortentwicklung des öffentlichen Medienhauses SRG nötig und wichtig. Die SRG bringt sich mit sachlichen Argumenten in die Debatte ein.

Diese SRG stellt sich drei Herausforderungen.

Der finanzielle Rahmen

Da ist zum einen die finanzielle Herausforderung. Nach einem Sparprogramm über 20 Millionen 2015 spart die SRG nun 40 Millionen jährlich. Dafür gibt es zwei Gründe: den höheren Anteil an den Gebühreneinnahmen für die Lokal- und Regionalsender und ein Urteil des Bundesgerichts, das darauf hinausläuft, dass die SRG die Mehrwertsteuer aus eigener Kraft begleichen muss. Abstriche im Programm und ein Stellenabbau waren unvermeidbar. Auch in den kommenden Jahren wird das finanzielle Kleid der SRG eher enger als weiter sein.

Die politische Debatte

Die zweite Herausforderung ist die politische. Die SRG wird noch mindestens vier Jahre in der Debatte stehen. Die Meilensteine sind bekannt: Nachdem die Eidgenössische Medienkommission (EMEK) einen Bericht vorgelegt hat, veröffentlicht der Bundesrat demnächst seinen Bericht zum audiovisuellen Service public, der dann in den parlamentarischen Kommissionen und Räten diskutiert wird. Ende 2017 läuft die zehnjährige Konzession der SRG aus: Der neue Leistungsauftrag wird öffentlich debattiert werden. 2018 wird der Bundesrat die Höhe der neuen Mediengebühr festlegen: 400 Franken oder weniger. 2018/19 wird das neue Gebührensystem eingeführt und über die No-Billag-Initiative abgestimmt – diese müsste ehrlicherweise «No-SRG-Initiative» heissen, verlangt sie doch nichts anderes als ein komplettes Verbot öffentlicher Medien.

Die Medienwelt ist im Umbruch. Und jedes Medienhaus, ob öffentlich oder privat, muss seine Strategie überprüfen. Zukunftsängste plagen jene Teile der Branche, die über eine Schwächung der SRG zu neuer Stärke finden möchten – eine Illusion. Darüber hinaus wirken Kräfte, die alle eidgenössischen Institutionen schlecht machen. Solcher Machtpolitik passen die Unabhängigkeit des Medienhauses SRG und sein unbequemer Journalismus nicht ins Konzept. Auch gibt es jene Denkschule, die nach einer «Ich-zahle-nur-für-das-was-ich-nutze-Schweiz» strebt – dem Gegenteil der eidgenössischen Idee, die von der Solidarität zwischen den Landesteilen und dem Willen zum Interessenausgleich lebt.

Der digitale Wandel

 Die grösste Herausforderung ist indessen die digitale. Konkret: Das audiovisuelle Medienhaus SRG muss im audiovisuellen Internet ebenso attraktiv sein wie in den Kanälen, denn ein wachsender Teil des Publikums entdeckt und verfolgt unsere Sendungen, Audios und Videos nur im Internet. Das Erreichen von Zielen ist auch eine Frage der Haltung. Wir sind zielstrebig. Die SRG-Abbauer sind zwar finanz- und lautstark, aber sie haben bisher keinen schlüssigen Gegenentwurf vorgelegt. All ihre Forderungen laufen letztlich darauf hinaus, der SRG den Publikumserfolg zu verwehren. Die SRG ihrerseits zeigt mit elf handfesten Kooperationsangeboten an die Medienbranche und mit der Werbeplattform, die sie gemeinsam mit Ringier, Swisscom und Drittkunden lanciert, dass sie es mit der Stärkung des Medienplatzes Schweiz ernst meint.

In der Tat, die SRG ist veränderungsbereit. Zuversichtlich sieht sie die Herausforderungen als Chancen. Sie ist gut aufgestellt und erledigt ihre betriebswirtschaftlichen Hausaufgaben – auch in Sachen Pensionskasse: Dies bewirkt zwar erhebliche, ausserordentliche Defizite, stellt das Unternehmen aber für die Zukunft auf. Die Mitarbeitenden leisten gute Arbeit, sie stellen ein erstklassiges audiovisuelles Angebot bereit – im Radio, Fernsehen und Online: im Dienst des Gemeinwesens, des Zusammenhalts, des Föderalismus und der Qualität der Meinungsbildung in unserer direkten Demokratie, für die Kultur und die Volkskultur, den Sport, die Sinnesbehinderten, die Bildung. Dabei kann sich die SRG auch auf ihren Verein verlassen. Mit seinen 23 000 Vereinsmitgliedern in den vier Sprachregionen beteiligt er sich aktiv an den Debatten – ist es doch seine statutarische Pflicht, «die Diskussion über den Service public zu führen und zu fördern».

Doch das Fundament und die «Raison d‘être» der SRG ist ihr Publikum. Selbst die schärfsten Kritiker bemerken: Es ist ein treues Publikum, das unsere Arbeit im Grossen und Ganzen schätzt und unser Angebot auch in Zukunft geniessen will.

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