RTS Radio Télévision Suisse

RTS Radio Télévision Suisse

Was hat RTS zum Auftrag «Demokratie» geleistet?

Das Jahr 2015 stand ganz im Zeichen der eidgenössischen Wahlen. Radio, Fernsehen und Multimedia widmeten dem Ereignis entsprechend viel Raum. In zahlreichen bestehenden Sendungen, aber auch in neuen Formaten hat RTS trotz schwankender Quoten bewusst versucht, dem Publikum politische Themen und ihre Auswirkungen auf die Schweiz noch näher zu bringen. Namentlich die Radioredaktion lud zum Nachdenken über die Frage ein, wie Jugendliche an Politik und Demokratie herangeführt werden können. Es zeigte sich, dass Junge oft nur schwer Zugang zu den diskutierten Themen finden und die politisch wenig Interessierten unter ihnen der Meinung sind, dass sich nie etwas ändere und Politiker wenig bewirkten.

Die ideale Schweiz entwerfen

RTS Radio hat «Tabula rasa» gemacht: Im gleichnamigen Online-Spiel mit realistischen Simulationen und harten Fakten konnte jeder und jede die Schweiz nach eigenen Vorstellungen neu erschaffen. Weniger Kernkraftwerke, mehr Strassen, weniger Ausländer, höhere Renten usw. – 34 275 Personen haben in 42 760 Partien die Möglichkeiten der App ausgelotet. Das ist ein echter Erfolg und ein spielerischer Beitrag zur politischen Bildung auch von hartnäckigen Politikmuffeln.

RTS hat sich entschieden, die Wahldebatten in Berufsschulen durchzuführen. Die Veranstaltungen, die mit einfachsten Mitteln aufgezeichnet wurden, sind live im Radio sowie auf Internet und Mobilgeräten übertragen worden. Einige Politikerinnen und Politiker wirkten zudem an der Morgensendung «Journal du matin» im Radio mit. RTS zeigte damit auf, dass Politik kein in sich geschlossenes Thema sein muss, das einen eigenen Rahmen verlangt, der von politisch wenig Interessierten häufig als Elfenbeinturm wahrgenommen wird.

Der Weg, den RTS beim Radioangebot einschlug, war ein gänzlich anderer: Die Politikerinnen und Politiker begleiteten die Hörerschaft während einer Stunde durch das reguläre Programm, wobei sie sich auch zu Themen äusserten, die wenig mit ihren eigenen Anliegen oder politischen Schwerpunkten zu tun hatten. Diese Form des Austausches erinnert an das Konzept der Agora, des Marktplatzes altgriechischer Städte, auf dem sich die Eliten und die Bevölkerung versammelten, um über alle möglichen Fragen zu debattieren.

«Face aux partis»

Auch das Fernsehen ermöglichte eine freie Meinungsbildung – mit Beiträgen zum Wahljahr im Rahmen von regulären täglichen Informationsformaten und Sondersendungen. In «Face aux partis» erhielten grosse und kleine Parteien Gelegenheit, ihre Programmschwerpunkte darzulegen: Jeweils zwei Kandidierende standen einem Journalistenduo Red und Antwort und gingen zum Schluss der Sendung auch noch auf Fragen der Zuschauer ein. Die Aussagen wurden anschliessend auf ihren Gehalt überprüft und in der Tagesschau «12:45» am Folgetag kommentiert. Mit der Fernsehsendung «Ma parole» bot RTS der Bevölkerung die Möglichkeit, Politikerinnen und Politiker live zu befragen.

Im September 2015 nahm «Mise au point» die Präsidenten der vier grössten Parteien des Landes in die Mangel. «Infrarouge» produzierte drei Sondersendungen, wobei die Reihe mit einer Livedebatte am 7. Oktober, elf Tage vor den Wahlen, abschloss. In der Zeit vor den Wahlen lag der Fokus auf unabhängiger Information und lebendiger, ausgewogener Debatte, um dem Publikum bei gesellschaftlichen Fragen Ansatzpunkte zu liefern.

Was hat RTS zum Auftrag «Integration» geleistet?

Mit Blick auf die Integration ist natürlich insbesondere die Interregionalität ein von der Konzession gefordertes Thema. Die Quiz-App «Politbox» bot Spiel und Spass in den vier Landessprachen und auf Englisch. RTS, SRF, RSI, RTR und SWI swissinfo.ch spannten beim nationalen Projekt zusammen und boten von Mai bis Oktober 2015 dieses Wissensspiel rund um die Schweiz gemeinsam an. Zu erwähnen ist auch der hohe Anteil an Deutschschweizer Themen, mit denen sich die Westschweizer Informationssendungen befassten. Die RTS-Kochsendung «Cuisine à la ferme» gab sich 2015 überregional, ja gesamtschweizerisch. Ausdrücklich auf Lokalküche ausgerichtet pflegt die Sendung «Cuisine de chez nous» einen leichten, sommerlichen Stil. Sie kürt einen Sieger aus sieben Kandidaten, die sich reihum bekochen und so die einheimischen Produkte und regionalen Spezialitäten bekanntmachen.

«Grüezi Schweiz – Bonjour la Suisse – Destinazione
Svizzera»

Die Konzession schreibt vor, dass die SRG «die Integration der Ausländerinnen und Ausländer in der Schweiz» fördern soll: Sie machte das zum Beispiel im Frühling 2015 mit einer Koproduktion aller Unternehmenseinheiten unter dem Titel «Grüezi Schweiz». Berichtet wurde über Menschen aus Italien, Deutschland, Schottland und Syrien, die in der Schweiz sesshaft werden wollen. Die Zuschauer konnten dank der Dokumentation vier Familien bei ihrem Start in der Schweiz begleiten und miterleben, wie sie sprachliche und bürokratische Hürden nahmen und den Alltag lustvoll bewältigten. Der Beitrag spiegelte die Stärken und Schwächen des heutigen Integrationssystems der Schweiz wider.

Miteinander und füreinander

Die Konzession besagt auch, dass die SRG «einen angemessenen Anteil an Sendungen für hör- und sehbehinderte Menschen» bereitzustellen hat. RTS kommt dieser Auflage nach und übersetzt insbesondere die Haupttagesschauausgabe «19:30» täglich in Gebärdensprache und untertitelt ausnahmslos alle Sendungen in der Primetime. Zudem werden jedes Jahr für Sehbehinderte 24 eineinhalbstündige Spiel- und Dokumentarfilme «audiodeskribiert», also mit akustischen Kommentaren zur Handlung versehen. Die Hälfte dieser Filme ist von Schweizer Interesse, und alle Inhalte sind auch im Internet abrufbar. Diese Leistungen belegen den Willen von RTS, das Gemeinwesen zu fördern und Angebote für alle Interessierten bereitzustellen.

Was hat RTS zum Auftrag «Bildung» geleistet?

Eine weitere Schlüsselaufgabe der SRG ist die Bildung des Publikums, das bildende Inhalte in Radio und Fernsehen auch regelmässig einfordert. Als Beispiel seien die Sendungen erwähnt, welche die RTS-Redaktionen für La Première, das Radioprogramm für das breite Publikum, produzieren. Das täglich ausgestrahlte Magazin «Vacarme» etwa beleuchtet jede Woche ein neues Thema aus unterschiedlichen Perspektiven. Am Sonntagmorgen wird es zudem in einer einstündigen Sendung von Experten wieder aufgegriffen und vertieft.

Traumland Schweiz?

Den Hitzesommer 2015 schloss RTS mit einer Themenwoche ab, welche die Gemüter in der Westschweiz bewegte. Unter dem Titel «Travailler en Suisse, le paradis?» ging RTS über alle drei Vektoren der Frage nach, ob arbeiten in der Schweiz glücklich macht. Verschiedene Aspekte wie Gesundheit, Bürokratie, Hierarchie, aktuelle Umbrüche usw. wurden dabei äusserst packend thematisiert.

Westschweizer Identität schaffen

Auch Hintergrundmagazine im Fernsehen vermitteln Wissen auf den unterschiedlichsten Gebieten. Sie werden in der Primetime gesendet und tragen mit ihren Einschaltquoten wesentlich zum Publikumserfolg bei. Ihre Stärke beruht auf dem Zusammenspiel von sauberer journalistischer Recherche und emotionaler Note. Die Magazine tragen aktiv zum Bild unserer Identität bei. Diesen Spiegeleffekt bestätigen die Westschweizer Reaktionen täglich. Ob spielerisch oder streng seriös, indem die Magazine unsere Umwelt im Radio oder Fernsehen erklären, leisten sie einen Beitrag an den Bildungsauftrag. Die thematische Vielfalt und die unterschiedlichen journalistischen Darstellungsformen stärken die Identitätsbildung in der Westschweiz.

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