Qualität – gefragter denn je

Qualität – gefragter denn je

Die SRG wendet ein publizistisches Qualitätsmanagement an, das auf folgenden sechs Bausteinen beruht:

  • Qualitätsstandards und Normen: Wichtige Regeln sind in Handbüchern oder Leitlinien festgehalten und zugänglich.
  • Führen mit Zielvorgaben: Sowohl für Mitarbeitende als auch für Sendungen werden Zielvorgaben definiert, vereinbart und kontrolliert.
  • Ressourcen und Prozesse: Arbeitsabläufe und Prozesse zur Rekrutierung und Anstellung sind klar definiert.
  • Feedback und Qualitätskontrolle: Es gibt systematische Feedbacks und Qualitätschecks. Die Erkenntnisse daraus fliessen in die redaktionellen Prozesse ein.
  • Ausbildung: Das Angebot umfasst solide Aus- und Weiterbildungen, individuelle Schulungsprogramme und spezifische Programme für Führungspersonen.
  • Publikums- und Marktforschung: Es wird erhoben, wie viel Publikum ein Angebot hat und wie es dort ankommt. Rückmeldungen aus Umfragen fliessen zurück in die Redaktionen, damit diese ihre Planung stetig verbessern können.

Das Konzept des Qualitätsmanagements bewährt sich im Alltag, trotzdem braucht es eine kontinuierliche Überprüfung. Die Programmverantwortlichen entwickeln und optimieren das Qualitätsmanagement laufend weiter. Dieser Prozess garantiert, dass die SRG allfällige Fehler umgehend korrigiert und die an sie gestellten Qualitätsansprüche erfüllt.

Das Qualitätsmanagement der SRG wird von verschiedenen Stellen beeinflusst und beurteilt: von den Programmmachern in allen Unternehmenseinheiten über die Markt- und Publikumsforschung, die Berichte der Publikumsräte, die Kontrollen der internen Revision, die Aufsicht durch das Bundesamt für Kommunikation (Bakom), die Stellungnahmen der Ombudsstellen, die Entscheide der Unabhängigen Beschwerdeinstanz (UBI) bis hin zum Publikum. Sie alle attestieren der SRG eine hohe Qualität – in allen Genres und Formaten.

Qualitätsjournalismus – beeinflusst von Mobilität, Werten und Identität

Die Globalisierung der Technik, Märkte und Finanzen bringt eine hohe Mobilität mit sich. Die Medien sind Treiber dieser mobilen und vernetzten Globalisierung. Sie tragen dazu bei, dass lokale Ereignisse global zur Kenntnis genommen werden und bewährte Werte auf den Prüfstand gestellt, angepasst und vielleicht sogar neu definiert werden müssen.

Eine Diskussion über Werte ist auch eine Diskussion über Identität. Glaubten wir vor einigen Jahren noch, wir wüssten über unsere Identität Bescheid, stellen wir nun plötzlich fest, dass Identität keine feste Grösse mehr ist. Sie verändert sich fortwährend, sowohl beim Individuum als auch beim Kollektiv.

Als Folge dieser Mobilität, Wertediskussion und Identitätssuche sind viele Menschen überfordert und desorientiert. Sie wünschen sich zuweilen einfache Muster zurück. Es haben deshalb diejenigen Hochkonjunktur, die gerne vereinfachen und Patentrezepte zur Hand haben, um Scheinlösungen herbeizuführen. Diese Vereinfachung hat die Ausgrenzung von Menschen und Themen zur Folge: Geschichten und Dinge werden simplifiziert oder bleiben ganz unerwähnt.

Da stellen sich die Fragen: Wer liefert uns glaubwürdige Informationen? Wer klärt uns auf? Wer analysiert und kommentiert? Wer ordnet Meinungen und Informationen ein? Wer kann politische Propaganda von Fakten trennen? Kurz: Wer kann beurteilen, was Sache ist? 

Wenn Informationsflut in die Irre führt

Nach dem Amoklauf im Münchner Olympia-Einkaufszentrum im Juli 2016 war die Stadt wie leergefegt, Nahverkehr und Bahnhof standen still, die Menschen ergriffen die Flucht. All dies war die Folge von falschen und widersprüchlichen Informationen im Netz. Selfmade-News machten die Runde, Smartphone-Nutzer wurden zu Reportern. So waren die Menschen vermeintlich informiert: über das Internet, die sozialen Medien und die Nachrichten. Bloss: Das dauernde Kommunizieren und (Über-)interpretieren kann Menschen in Angst und Schrecken versetzen. Es führt zu Spekulationen und Gerüchten, die vernebeln anstatt aufklären – mit dem Resultat, dass Real-Time-Journalismus nicht der Information, sondern der Sensation dient.

Informationsflut oder Informationsqualität?

Die Entwicklung des Journalismus ist gewaltig: Noch nie waren die Medien so im Umbruch wie seit der Einführung der freien Presse: technisch, technologisch, inhaltlich, politisch. Und wer in den Journalismus investiert, muss auch ins Internet investieren, damit das Publikum dort erreicht wird, wo es sich mehrheitlich aufhält: im Netz.

  • Der Buchdruck war eine Revolution und hat die Bildung demokratisiert. Er war entscheidend für die Freiheit und Gleichstellung der Menschen.
  • Das Internet hat noch viel mehr ausgelöst: Dominanz im Internet bedeutet Hoheit über Informationen und Meinungen, Märkte und Finanzen sowie Entscheidungsträger.
  • Der Medienkonsum hat sich grundlegend verändert: Aus passiven Konsumenten werden aktive «Prosumenten», die via Video, Audio und Text Inhalte produzieren und eröffentlichen. Jeder kann Wahrheiten, Halbwahrheiten, Lügen, Hetze und Diffamierung, Emotion und Sensation verbreiten.
  • Vorbei sind die Zeiten, als der Vater um 12.30 Uhr die Nachrichten von Radio Beromünster hören und abends die «Tagesschau» sehen wollte. Informationen und Nachrichten gibt es heute rund um die Uhr, sieben Tage in der Woche.
  • In der Schweiz sind fünf Millionen Menschen täglich auf Google, mehr als drei Millionen haben einen Facebook-Account. WhatsApp hat täglich eine Milliarde aktive Nutzer, 42 Milliarden Nachrichten werden gesendet, 1,6 Milliarden Bilder und 250 Millionen Videos geteilt. Auf Youtube werden pro Minute 300 neue Videos hochgeladen.
  • Der Smartphone- oder Tabletbildschirm ist heute wichtiger als der klassische Fernsehapparat im Wohnzimmer oder das Radio in der Küche.

Recherche, Sachkenntnis und Einordnung als Garanten  für Qualität

Was bedeutet diese Entwicklung für den Qualitätsjournalismus? Es ist wie eh und je das Handwerk Recherche, Sachkenntnis, Erklärung und Einordnung. Alles in allem: Aufklärung. Qualitätsjournalismus ist Aufklärungsjournalismus. Dafür braucht es kluge und mutige Medienschaffende, und die sind gefragter denn je. Besonders dann, wenn die Welt Kopf steht.

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