Zusammenarbeit mit der EBU

Die SRG ist Mitglied der European Broadcasting Union (EBU), der weltweit grössten Allianz öffentlicher Medienhäuser. Die Unternehmenseinheiten der SRG – RSI, RTR, RTS, SRF und SWI swissinfo.ch – sowie die SRG-Tochtergesellschaft SWISS TXT arbeiten im Alltag eng mit anderen öffentlichen Medienhäusern in Europa zusammen, sei es in der Information, bei Musikevents wie dem Eurovision Song Contest oder der Entwicklung neuer Plattformen und Technologien.

Die SRG ist Mitinitiantin der 1953 gegründeten European Broadcasting Union (EBU). Heute zählt das Netzwerk öffentlich finanzierter Medienhäuser fast 70 Mitglieder aus mehr als 50 Ländern. Die Mitglieder der EBU tauschen in Arbeitsgruppen regelmässig Best-Practice-Beispiele aus und entwickeln neue Technologien. Mitglieder wie die SRG profitieren aber nicht nur vom Wissen, sondern auch von den Newsinhalten und Musikproduktionen der anderen Länder.  

Austausch von Inhalten über das Portal Eurovision News Exchange

Über das EBU-Portal Eurovision News Exchange können Mitglieder auf Newsbeiträge, Videos und Podcasts aus ganz Europa zugreifen. Auf diesem Weg erhalten RSI, RTR, RTS und SRF jährlich rund 35'000 Videos inklusive Metadaten von anderen Medienhäusern wie etwa dem deutschen ZDF, der italienischen RAI oder dem belgischen RTBF. Die News werden im Newsroom der EBU in Genf kuratiert. Ist das gewünschte Video nicht auf der Newsplattform verfügbar, wie das beispielsweise beim «Tagesschau»-Beitrag vom 25. November 2023 über den Besuch von Bundesrat Alain Berset in der Ukraine der Fall war, verschickt der SRG-Bereich Coordination nationale et services (CNS) über das Portal eine gezielte Anfrage. «Der Eurovision News Exchange ist für uns eine der wichtigsten Quellen für aktuelles Newsmaterial – gerade im Ukrainekrieg», sagt Karin Appius Reinhard, Leiterin Solution Desk CNS. RSI, RTR, RTS und SRF holen sich aber nicht nur Videos von der Plattform, sondern bieten über die CNS auch Inhalte für die anderen EBU-Mitglieder an. Pro Jahr sind es mehrere hundert Videos.  

Der Beitrag der SRF-«Tagesschau» vom 25. November 2023 enthält Videoaufnahmen des ukrainischen Fernsehsenders UA:PBC. Das Videomaterial wurde über den Eurovision News Exchange, das Nachrichtenaustauschportal der EBU, übermittelt (Bild: SRF).

Sichtbarkeit für Schweizer Musiker:innen 

Die EBU bietet auch eine Plattform für den Austausch von Musik. Auf der Musikbörse Music Exchange werden jährlich etwa 3000 Konzerte aller Genres und Länder angeboten – von Klassik über Oper bis hin zu Folk, Rock, Pop und Tanzmusik. 2023 sendeten RSI, RTR, RTS und SRF 346 Konzertaufnahmen von anderen europäischen öffentlichen Medienhäusern, so etwa die «Schubertiade Schwarzenberg» aus dem österreichischen Voralberg oder die Konzertreihe «New Generation Artists» der BBC. Aber auch die Sender der SRG stellten den EBU-Mitgliedern Konzertmitschnitte zur Verfügung. 2023 waren es 215 Aufnahmen. Das bringt Vorteile für die Schweizer Musiker:innen: Sie werden international bekannt und erhalten Sichtbarkeit in ganz Europa. Eine besonders grosse Bühne erhalten Schweizer Musikstars am Eurovision Song Contest, dem internationalen Musikwettbewerb der EBU, der im Mai 2023 weltweit von 162 Millionen Menschen am Fernsehen verfolgt wurde. Ein Blick auf die digitale Musikplattform Spotify zeigt: Der Song «Watergun» des Schweizer Künstlers Remo Forrer wurde seit dem ESC 2023 fast 18 Millionen Mal abgespielt. Bei Gjon’s Tears’ Ballade «Tout l’univers», die am ESC 2021 den dritten Platz erreichte, sind es sogar 37 Millionen. 

Remo Forrer am Finale des ESC 2023 im englischen Liverpool (Bild: Keystone-SDA/Adam Vaughan)

Zusammenarbeit im Bereich Technologie und Innovation  

Im Bereich Technologie und Innovation engagiert sich die SRG in über 20 EBU-Arbeitsgruppen und tauscht sich dort zu Themen aus den Bereichen Produktion, Distribution, künstliche Intelligenz, Cybersicherheit und neue Plattformen aus. Manchmal steht das Benchmarking im Vordergrund, manchmal das Entwickeln einer gemeinsamen Stossrichtung und nicht selten die Einführung eines Produkts. Nachfolgend einige Praxisbeispiele:  

  • Übersetzungsplattform Eurovox: Das von der EBU initiierte Projekt Eurovox ist eine mehrsprachige Übersetzungsplattform, deren Einsatzmöglichkeiten vielfältig sind. SWI swissinfo.ch setzt Eurovox beispielsweise zur automatischen Übersetzung internationaler News in der Nachrichtenrubrik «Europäische Perspektiven» ein. Mit Eurovox können auch Transkripte, Untertitel und automatisch gesprochene Inhalte hergestellt werden, um die Medieninhalte der SRG für Menschen mit Seh- oder Hörbehinderung zugänglich zu machen. 
  • Neue soziale Plattformen: Die SRG evaluiert im Rahmen von Forschungsprojekten, wie sie den demokratischen Diskurs in der Schweiz fördern und Nutzer:innen beim Beschaffen von Informationen und beim Erstellen von Inhalten einbinden kann. Von 2020 bis 2023 beteiligte sich die SRG-Tochtergesellschaft SWISS TXT am EU-Projekt Mediaverse und entwickelte zu diesem Zweck eine «Citizen Journalism App». Über diese App können Augenzeug:innen anonym Videomaterial von Ereignissen oder Events hochladen und dieses Material Journalist:innen zur Verfügung stellen. Eine ausgeklügelte Blockchain-Technologie stellt sicher, dass die Videos nicht manipuliert worden sind. Im nächsten Schritt wird die EBU die Erkenntnisse aus diesem Projekt auswerten und evaluieren, wie eine gemeinsame Plattform konkret aussehen soll.
  • Künstliche Intelligenz (KI): In der Arbeitsgruppe «Artificial intelligence and Data initiative» diskutiert die SRG zusammen mit EBU-Mitgliedern diverse KI- und Datenthemen wie beispielsweise die automatische Gesichtserkennung mittels künstlicher Intelligenz. Hier steht der Erfahrungsaustausch über Best-Practice-Beispiele im Vordergrund (siehe auch Interview mit Christian Vogg zum Einsatz von künstlicher Intelligenz bei der SRG). 
  • Gebärdensprach-Avatare: Die SRG-Tochtergesellschaft SWISS TXT untersucht seit zehn Jahren die Nutzbarkeit von digitalen Avataren für Gebärdensprache im Broadcast-Bereich. Gemeinsam mit anderen EBU-Mitgliedern diskutiert SWISS TXT derzeit, wie und welche Avatare genutzt werden können. Fragen zur automatischen Übersetzung der Gebärdensprache und zum Erscheinungsbild eines Avatars spielen dabei eine zentrale Rolle. Das Ziel von SWISS TXT ist, mehr Medieninhalte für Menschen zugänglich zu machen, die Gebärdensprache sprechen (siehe auch Innovationsprojekt «Donate a Sign» oder Accessibility-Tag 2023).  
  • Vernetzte Autos: In der Arbeitsgruppe «Connected Cars and Devices» beschäftigt sich die SRG mit der Zukunft des Radios und vor allem mit der Auffindbarkeit von Service-public-Audioinhalten in modernen Autos, die über einen Internetzugang verfügen. Die EBU-Mitglieder beraten sich über gemeinsame Vorgehensweisen und werben bei Autoherstellern mit Pilotprojekten um den freien Zugang zu Audioinhalten, denn Anbieter wie Google und Apple sind seit Jahren dabei, sich auch im Autobereich eine Gatekeeper-Funktion zu sichern. Dies wirkt sich direkt auf die Zugänglichkeit von Audioinhalten aus.