Die SRG bietet ihrem Publikum eine reiche Auswahl an fiktionalen Video- und Audioinhalten wie Hörspiele, Serien und Filme. 2023 beteiligte sich die SRG als Koproduzentin an 187 Serien und Filmen, darunter die dritte Staffel der Kultserie «Tschugger», die RTS-Produktion «Les Indociles» und der Spielfilm «Bonschuur Ticino».

Seit 1996 regelt die SRG ihr Engagement für die Schweizer Filmbranche im Pacte de l’audiovisuel und macht sich so, neben dem Bundesamt für Kultur, zur wichtigsten Förderin des hiesigen Filmschaffens. Der Pacte de l’audiovisuel ermöglicht eine eigenständige Filmproduktion, die sich in einem kleinen Land wie der Schweiz über den Markt nicht finanzieren liesse. Mit der SRG unterschreiben folgende Partner:innen aus der unabhängigen Filmbranche den Pacte:

  • Schweizerischer Verband der Filmproduzent:innen (SFP)
  • Verband Filmregie und Drehbuch Schweiz (ARF/FDS)
  • Schweizer Trickfilmgruppe (GFSA)
  • Association Romande de la Production Audiovisuelle (AROPA)
  • Swissfilm Association
  • Gruppe Autor:innen, Regisseur:innen, Produzent:innen (GARP)
  • Interessengemeinschaft unabhängige Schweizer Filmproduzenten (IG)
SRF «Neumatt» Staffel 2 mit Julian Koechlin, Sophie Hutter und Jérôme Humm (Bild: SRF/Zodiac Pictures Ltd).
Anzahl der im Jahr 2023 finanzierten Pacte-Koproduktionen
Programm 2023 2022 2021
Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 84 83 81
Radio Télévision Suisse (RTS) 69 57 58
Radiotelevisione svizzera (RSI) 28 28 18
Radiotelevisiun Svizra Rumantscha (RTR) 6 4 3
Total 187 172 160

In 28 Jahren investierte die SRG über 400 Millionen Franken ins heimische Filmschaffen. Daraus entstanden mehr als 3000 Filme und 20 Serien, was in den letzten zehn Jahren durchschnittlich 140 Koproduktionen pro Jahr entspricht.

Der neue Pacte de l’audiovisuel 2024 – 2027

Das neue Koproduktionsabkommen trat per 1. Januar 2024 in Kraft und behält seine Gültigkeit bis Ende 2027. Mit der Erneuerung des Vertrags verpflichtet sich die SRG, 34 Millionen Franken pro Jahr in den Schweizer Film zu investieren. In den letzten vier Jahren waren es noch 32,5 Millionen Franken. Diese Erhöhung gleicht die Teuerung und die steigenden Produktionskosten aus.

Das sind die Neuerungen im Pacte de l’audiovisuel:

  • Der Kinoanteil steigt von 9 auf 10 Millionen Franken. Davon profitiert auch der Animationsfilm, neu werden dafür 2 Millionen Franken aus den diversen Pacte-Budgets reserviert.
  • Die Nutzungsrechte wurden neu definiert: Produzent:innen haben neu die Möglichkeit, Spielfilme während 18 Monaten und Dokumentarfilme während 12 Monaten auszuwerten, bevor sie auf den Sendern der SRG und auf Play Suisse zu sehen sind. Die SRG besitzt die Onlinerechte von Serien neu während 18 Monaten, davon 6 Monate exklusiv.
  • Der Vertrag setzt einen Fokus auf eine nachhaltige Produktionsweise, das sogenannte «green filming». Konkret geht es um den Aufbau von Know-how zu Best Practice, um Nachhaltigkeitsbeauftragte, CO2-Rechner und die Selbstverpflichtung der Produzent:innen zur Einhaltung von Mindeststandards.
  • Die Partner:innen beauftragen eine Arbeitsgruppe, die im Hinblick auf den nächsten Pacte ab 2028 neue Regeln zur fairen Abgeltung von Urheberrechten bei Web-only-Angeboten ausarbeitet.

«Davos 1917»: historisches Spionagedrama in der Bündner Bergwelt

Mit «Davos 1917» versetzte SRF das Publikum in die Zeit des Ersten Weltkriegs. Die fiktive Geschichte rund um die Rotkreuzschwester Johanna, verkörpert von Dominique Devenport, ist von wahren Begebenheiten inspiriert und zeigt auf, wie die neutrale Schweiz Schauplatz europäischer Kriegspolitik war. Das historische Spionagedrama unter der Regie von Jan-Eric Mack, Anca Miruna Lăzărescu und Christian Theede stiess beim Publikum auf grosses Interesse: Rund 541’000 Zuschauer:innen in der Deutschschweiz verfolgten im Durchschnitt die Erstausstrahlung der sechsteiligen Serie live oder zeitversetzt am TV, was einem Marktanteil von 33,5 Prozent entspricht. Online verzeichnete «Davos 1917» in der Deutschschweiz über eine Million Aufrufe. Über alle Kanäle und Ausstrahlungen hinweg wurde die Serie in der Schweiz während rund 3,3 Millionen Stunden geschaut (Stand 7. Januar 2024). 

«Davos 1917» ist die bisher grösste SRF-Produktion und die erste Serie, die von Beginn weg sowohl für das heimische als auch das internationale Publikum konzipiert wurde. Die Serie ist eine Koproduktion von SRF, ARD Degeto, Contrast Film, Letterbox Filmproduktion und Amalia Film. Gedreht wurde sie in Davos, auf der Schatzalp, im Unterengadin sowie in Deutschland. Dank der länderübergreifenden Zusammenarbeit mit ARD Degeto erhielt das Schweizer Filmschaffen ein noch grösseres Schaufenster.

«Délits mineurs»: Eine Serie zum Umgang der Justiz mit Jugendlichen

Diebstähle, Schlägereien, Prostitution, überforderte Eltern, Mord: Die sechsteilige Serie «Délits mineurs», zu Deutsch: «Hartes Pflaster», von Nicole Borgeat und Jacqueline Surchat behandelt das heikle Thema der Jugendjustiz in Genf und war im September auf RTS, im November auf SRF und on Demand auf den Play-Plattformen und auf Play Suisse zu sehen. Die Koproduktion von Alva Film und RTS konzentriert sich auf die Begleitung von Jugendlichen, die sich der Schweizer Justiz stellen müssen.

Drei Frauen mit gegensätzlichen Methoden – eine Richterin (Marie Gillain), eine Sozialpädagogin (Noémie Schmidt) und eine Inspektorin (Assa Sylla) – versuchen, Jugendliche zu unterstützen, die von der Justiz verfolgt werden. Einer von ihnen, Marek, stellt sie vor eine schwierige Entscheidung: Soll man den jungen Mann einsperren oder Milde walten lassen und ihm eine neue Chance geben? Was ist wichtiger: die öffentliche Sicherheit oder die Chance auf Wiedereingliederung?

In Zusammenhang mit der Serie stellte RTS in Zusammenarbeit mit der Giesserei Kugler eine Ausstellung auf die Beine. Auch auf zwei Podien anlässlich des Internationalen Filmfestivals und Forums über Menschenrechte (FIFDH) wurde über die Serie diskutiert. Knapp 600 Personen nahmen insgesamt an den beiden Events teil.

RTS «Délits mineurs»

«Alter Ego»: Die erste Serie in der italienischen Schweiz

«Alter Ego», eine Serie mit sechs 45-minütigen Episoden, läutet bei RSI die Zeit einer neuen Erzählform ein. Die Serie ist zwar in der Tradition und dem Gebiet der italienischen Schweiz verwurzelt, will jedoch ein Publikum über die regionalen Grenzen hinaus erreichen.

Diese Erfahrung ist ein wichtiger Schritt für die Entwicklung von Kompetenzen im Schaffen von Serien und hat positive Auswirkungen auf die audiovisuelle Produktion südlich der Alpen. Diese und künftige Serien können dank RTS und SRF auf eine nationale Ausstrahlung in drei Sprachen zählen und sind auch auf der Streaming-Plattform Play Suisse verfügbar.

Die Regisseure Erik Bernasconi und Robert Ralston haben mit einem raffinierten und anspruchsvollen Krimi, einer aussergewöhnlichen Besetzung und einer fesselnden Geschichte überrascht. Die Serie ist eine Koproduktion mit Amka Films im Rahmen des Pacte de l'audiovisuel. Sie richtet sich an ein breites Publikum in der ganzen Schweiz und feierte am GIFF in Genf und am Castellinaria Festival Vorpremiere, bevor RSI LA 1 sie ab dem 5. Dezember zur Hauptsendezeit ausstrahlte. Das Werk wurde zum ersten Mal in der Schweiz nicht nur mit Audiodeskription, sondern auch mit einer Übersetzung in Gebärdensprache auf HbbTV und Play RSI angeboten.

«Wir danken Amka Films, den Filmemacher:innen und der gesamten Crew für ihr Engagement bei der Serie ‹Alter Ego›, die unser Publikum verblüffen und begeistern konnte.»

Alessandro Marcionni
Leiter der Abteilung «Doc & Fiction» bei RSI

RSI «Alter Ego»

«L’ultim Rumantsch»: die neue Serie von RTR

«L’ultim Rumantsch» ist ein fiktionales Familiendrama im Spannungsfeld der hart umkämpften Verlagsindustrie. Im Herzen der Serie steht die Familie Durisch, Eigentümerin und Betreiberin des grössten Medienhauses in Graubünden. Als Patron und Gründer Gion-Peder stirbt, bricht innerhalb der Familie ein Machtkampf aus. Gion-Peder hat seine Enkelin Ladina, die im Zürcher Exil lebt, im Testament bedacht. Ladina ist eine engagierte Aktivistin, die sich vehement für Tierrechte und den Klimaschutz einsetzt. Diese Themen stossen im traditionellen Medienhaus auf Widerstand. Jetzt soll aber das umstrittene Familienmitglied die letzte rätoromanische Zeitung «Posta» leiten. Schon bald findet sich Ladina in einem Sumpf voller Intrigen und Machtkämpfe wieder.

 «L’ultim Rumantsch» entstand aus der Zusammenarbeit von etablierten Filmschaffenden und jungen Talenten. Die Erfahrung von Expert:innen wie etwa Produzentin Sophie Toth (Shining Film) harmonierte perfekt mit der kreativen Energie und frischen Perspektive junger Autor:innen und Crewmitglieder. Dieser dynamische Mix trug massgeblich zum Erfolg der Serie bei. Zu sehen ist «L’ultim Rumantsch» auf rtr.ch und Play Suisse.

Annina Hunziker als Ladina Cadonau in «L’ultim Rumantsch» (Bild: RTR)

Play Suisse: Nachwuchs- und Filmförderung am Locarno Film Festival und Montreux Jazz Festival

Bereits zum vierten Mal hat Play Suisse, die Streaming-Plattform der SRG, am Locarno Film Festival einen kreativen Ort für junge Künstler:innen geschaffen: das Basecamp. 2023 kam der «Play Suisse Playground» hinzu – eine Spielwiese für Kunstschaffende, Filmemacher:innen und Besucher:innen des Locarno Film Festivals. Das Ziel des «Play Suisse Playground» war, den Austausch zwischen Kunstschaffenden und die interdisziplinäre Vernetzung von Fachleuten aus der Filmbranche zu fördern. Play Suisse war 2023 auch am Montreux Jazz Festival präsent – sogar mit einem eigenen Kinosaal. Dort fanden täglich kostenlose Vorführungen von Konzertaufnahmen, Dokumentationen und Interviews rund um das Montreux Jazz Festival statt. Der Kinosaal «Le Cinéma with Play Suisse» wurde so zu einem wichtigen Treffpunkt für Musiker:innen und Festivalbesucher:innen. Alle dort gezeigten Filme sind kostenlos auf Play Suisse verfügbar. Mit «Play Suisse Playground» und «Le Cinéma with Play Suisse» leistete die Streaming-Plattform der SRG auch im Jahr 2023 einen wertvollen Beitrag zum Kunst- und Filmschaffen in der Schweiz.