«Wir legen Wert auf den Austausch von Best Practices»
Faktenreich, objektiv, transparent und unabhängig – die SRG setzt auf Qualität. Damit ihre publizistischen Angebote auch künftig eine hohe Glaubwürdigkeit geniessen, überprüft sie diese laufend mit einem breiten Instrumentarium.
Die Konzession stellt verschiedene Anforderungen an die Qualität des SRG-Angebots. Wie arbeiten die Unternehmenseinheiten RSI, RTR, RTS, SRF und SWI zusammen, um diese Anforderungen zu erfüllen und ihr Programm zu optimieren? Antworten gibt Olivier Tornay, Leiter Commissioning und Qualitätsverantwortlicher bei RTS.
Olivier Tornay
Leiter Commissioning und Qualitätsverantwortlicher RTS
(Bild: RTS/David Wagnière)
Die Qualität gehört zum Fundament eines glaubwürdigen und zuverlässigen Radio-, TV- und Onlineangebots. Welche Kriterien liegen ihr zugrunde?
Die Konzession der SRG legt in Artikel 4 konkrete Qualitätskriterien fest: Unsere journalistischen Inhalte müssen sich durch Relevanz, Professionalität, Unabhängigkeit, Vielfalt und Zugänglichkeit auszeichnen. Eine nationale Fachgruppe von Qualitätsverantwortlichen aller Unternehmenseinheiten hat diese Kriterien noch detaillierter aufgeschlüsselt und definiert. Zum Beispiel bedeutet Unabhängigkeit für unsere Redaktionen, dass sie die Themen der Berichterstattung frei und ohne äusseren Druck wählen können. Persönliche Interessen dürfen dabei keine Rolle spielen, sämtliche Interessenkonflikte müssen vermieden und die Recherchen aus eigener Initiative angestossen werden.
Wie arbeiten die Unternehmenseinheiten der SRG zusammen, um die Programmqualität zu gewährleisten?
Alle Qualitätsverantwortlichen treffen sich mindestens viermal pro Jahr zum gemeinsamen Erfahrungs- und Wissensaustausch. Dabei behandeln wir sämtliche Aspekte der Qualitätsanforderungen, welche die Konzession uns vorschreibt, mit dem Ziel, unsere Standards laufend zu verbessern und an anerkannten medienwissenschaftlichen Erkenntnissen auszurichten. Zum Beispiel geben wir regelmässig Qualitätskontrollen bei externen Expert:innen in Auftrag. Die Öffentlichkeit wird über die Ergebnisse dieser Qualitätsaudits informiert.
Welche Vorteile bringt der SRG-weite Austausch über die Sprachgrenzen hinweg?
Wir können dadurch unsere Prozesse und Instrumente vergleichen und harmonisieren und dennoch die Besonderheiten jeder Unternehmenseinheit berücksichtigen. Grossen Wert legen wir auf den Austausch von Best Practices anhand konkreter Beispiele. 2023 hat etwa RSI die Aktualisierung ihrer Content-Mandate präsentiert. Diese legen Ziele, Zielgruppen und weitere wichtige Parameter von geplanten Inhalten fest, um sicherzustellen, dass sie den Qualitätsanforderungen der Konzession entsprechen. SRF hat sein überarbeitetes Qualitätssicherungskonzept vorgestellt und SWI hat ihre neue Herangehensweise zur Erfüllung der «User Needs» – der Anforderungen, Erwartungen und Wünsche ihrer Zielgruppe – dargelegt.
Welche Aspekte der Qualitätssicherung haben die Unternehmenseinheiten 2023 optimiert?
Wir haben intensiv an den Empfehlungen des Qualitätsaudits gearbeitet, das die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) 2022 durchgeführt hat. Die Unternehmenseinheiten haben – wo notwendig – verschiedene Massnahmen ergriffen: Zum Beispiel sollen die Mitarbeiter:innen künftig besser einbezogen werden, wenn Qualitätsziele oder Prozesse der Qualitätssicherung angepasst werden. Weiter haben wir das Monitoring von Publikumsreaktionen auf Social-Media-Plattformen verbessert. Und wir arbeiten daran, unsere Personalentwicklungsmassnahmen noch effizienter zu gestalten.
Qualität in der SRG – interne und externe Aufsichtsorgane
SRG SSR
Um den Anforderungen der Konzession gerecht zu werden, hat die SRG ein umfassendes Qualitätssicherungssystem entwickelt. Die Unternehmenseinheiten der SRG – RSI, RTR, RTS, SRF und SWI – wenden dieses an und überprüfen dessen Einhaltung. Die Fachgruppe der Qualitätsverantwortlichen von RSI, RTR, RTS, SRF und SWI trifft sich zudem regelmässig auf nationaler Ebene zum Erfahrungs- und Wissensaustausch. Weiter überprüfen auch die verschiedenen Abteilungen der Unternehmenseinheiten die Angebotsqualität in ihrem Bereich und die Redaktionen stellen die Qualitätskontrollen vor und nach der Ausstrahlung mit spezifischen Kontrollverfahren sicher. Die Unternehmenseinheiten nehmen darüber hinaus auch das Feedback des Publikums entgegen – zum Beispiel via Kundendienst oder an Austauschanlässen.
Seitens Trägerschaft beobachtet der Publikumsrat der Regionalgesellschaften SSR.Corsi, SRG.R, SSR.SR, SRG.D und von SWI laufend die SRG-Angebote. Als Vertreter:innen der Zivilgesellschaft nehmen die Publikumsrät:innen ebenfalls Rückmeldungen aus dem Publikum entgegen und agieren als Bindeglied zwischen der Öffentlichkeit und der SRG. Mit Beanstandungen und Anliegen zum Programm beziehungsweise dem Angebot der SRG kann sich das Publikum an die unabhängige Ombudsstelle der jeweiligen Regionalgesellschaft oder von SWI wenden. Sie prüft die Beanstandung und fungiert als Schlichtungsstelle.
Externe Akteure
Wer mit den Ergebnissen der Ombudsstelle nicht einverstanden ist oder einen Entscheid erwirken möchte, kann Beschwerde bei der Unabhängigen Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen (UBI) erheben. Ist eine der beiden Parteien – Beschwerdeführer:in oder Programmanbieterin – mit dem Entscheid der UBI nicht einverstanden, kann eine Beschwerde beim Bundesgericht eingereicht werden.
Als Aufsichtsbehörden der SRG prüfen das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) sowie das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) die Einhaltung des Bundesgesetzes über Radio und Fernsehen (RTVG) sowie der Konzession.
Die Konzession verlangt, dass die SRG regelmässig Qualitätskontrollen durch externe Fachpersonen durchführen lässt. Dem kommt die SRG in Form von externen Qualitätsaudits nach. Von 2020 bis 2022 hat sie die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) mit dieser Qualitätskontrolle beauftragt. Ab 2024 wird die Fachhochschule Graubünden (FHGR) diese Aufgabe übernehmen. Die Ergebnisse der Qualitätsaudits werden jeweils unter srgssr.ch veröffentlicht.
Die Medienforschung nimmt das journalistische Angebot der SRG auch ohne gesetzlichen Auftrag unter die Lupe: Das Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft (Fög) der Universität Zürich publiziert zum Beispiel jährlich das «Jahrbuch Qualität der Medien» mit aktuellen Kennzahlen zu Medienqualität, Mediennutzung, Medienkonzentration sowie Entwicklung des Schweizer Mediensystems.
Ein weiteres externes Kontrollorgan ist der Schweizer Presserat. Er dient dem Publikum alternativ als Beschwerdeinstanz und wacht über die Einhaltung des für alle Journalist:innen gültigen Journalistenkodex.