Digitale Transformation

Die digitale Transformation ist noch lange nicht am Ende, im Gegenteil: Die SRG ist mittendrin. Wie behauptet sie sich gegen die Konkurrenz und wie schafft sie es, relevante Angebote für die Nutzer:innen bereitzustellen? Gert von Manteuffel, Leiter digitales Portfolio in der Direktion Entwicklung und Angebot, sagt, wohin der digitale Weg der SRG führt.

«Die Nutzung unserer digitalen Produkte muss Spass machen»

Gert von Manteuffel
Leiter digitales Portfolio in der Direktion Entwicklung und Angebot der Generaldirektion (Bild: SRF/Oscar Alessio)

Gert, die Nutzung des linearen Fernsehens, des sogenannten Broadcasts, ist rückläufig. Viele Menschen in der Schweiz sitzen nicht mehr vor dem Fernseher. Was bedeutet dieser Trend für die SRG?

In der Tat ist die Nutzung von Radio und Fernsehen weltweit rückläufig, insbesondere bei den Jüngeren. Das bedeutet, dass wir einen Teil der Bevölkerung mit unserem linearen Angebot nicht mehr erreichen. Um unseren Leistungsauftrag dennoch zu erfüllen, müssen wir uns digital transformieren und unser Publikum mit neuen Angeboten dort erreichen, wo es Medien konsumiert. Dies kann durchaus der gute alte Fernseher sein, der mittlerweile aber «smart» geworden ist. Damit unsere Angebote gefunden werden, müssen wir Apps mit klarer Positionierung und klarem Kundenversprechen anbieten. In der digitalen Welt sind daher viele neue Kompetenzen gefragt. Auch wir bei der SRG müssen uns diese kontinuierlich aneignen.

Die digitale Konkurrenz ist stark, gerade wenn es um Inhalte für Junge geht. Kann die SRG neben Netflix, Instagram und Tiktok bestehen?

Ja, das kann sie. Dies setzt aber voraus, dass wir uns anpassen – sei es im Angebot oder in der Art, wie wir arbeiten. Der Veränderungsprozess ist von nun an eine Konstante in unserem Leben und kann auch wehtun, wenn wir Gewohntes infrage stellen oder über Bord werfen müssen. Gleichzeitig dürfen wir durchaus auch selbstbewusst sein, denn wir haben viele Kompetenzen, die sich andere erst aufbauen müssen.

Die SRG hat sich zum Ziel gesetzt, dass die Schweizer Bevölkerung das digitale Angebot der SRG als persönlich bedeutsam beurteilen soll. Wie kann man dieses Ziel messen?

Die Frage ist weniger, wie wir es messen, sondern wie wir es erreichen. Die Messung erfolgt derzeit über Umfragen und wir arbeiten mit dem nationalen Research Board an einer Operationalisierung, sodass wir auch während des Jahres und anhand von «harten» Nutzungszahlen Massnahmen zur Steuerung ergreifen können. Die eigentliche Herausforderung besteht darin, relevante Angebote für unsere Nutzer:innen bereitzustellen, sodass sie diese regelmässig und intensiv nutzen. Neben dem Inhalt spielt im Digitalen immer mehr die gesamte Nutzungserfahrung oder neu-deutsch Customer Experience eine zentrale Rolle.

Was muss man sich darunter vorstellen?

Wir sehen einen grossen Hebel in der Verbesserung unserer eigenen digitalen Plattformen. Einerseits müssen diese auffindbar sein, was neue Kompetenzen in Marketing, Customer Relationship Management und digitaler Markenführung erfordert, andererseits muss die Nutzung unserer Produkte Spass machen. Guter Inhalt allein reicht nicht mehr aus, sondern muss ansprechend präsentiert werden und für die Nutzenden relevant sein. Dies erfordert zunehmend Personalisierung, was wiederum Handlungsbedarf in den Bereichen Metadaten, Nutzer- und Nutzungsdaten, Login, Algorithmen, Design und agile Produktentwicklung nach sich zieht. Mit der Streaming-Plattform Play Suisse haben wir bewiesen, dass wir das können. Wir werden nun unser gesamtes digitales Produkteportfolio koordiniert verbessern – ein fortwährender Prozess. Ich freue mich auf jeden Fall darauf, unseren SRG-Weg im Sinne des Service public zu finden.

Digitale Transformation in der SRG 

In der SRG steuert das Digital Board die digitale Transformation auf strategischer Angebotsebene mit einer programmlichen Perspektive. Es ist das höchste Gremium für digitale Belange unter der Geschäftsleitung. Das Ziel aller Initiativen im Rahmen der digitalen Transformation ist, die digitalen Angebote der SRG messbar gleich legitim wie die Broadcast-Angebote zu machen.