Die SRG hat gemäss Konzession den Auftrag, das Verständnis, den Zusammenhalt und den Austausch unter den Landesteilen zu fördern. 2022 realisierten RSI, RTR, RTS und SRF mehrere gemeinsame Dokumentarfilme, experimentierten mit neuen Formaten und blickten bei grossen Veranstaltungen wie dem Locarno Filmfestival hinter die Kulissen. 

Seit vielen Jahren produzieren die Redaktionen aus den vier Sprachregionen gemeinsam Serien, Reportagen und Sendungen oder übernehmen sie von den jeweils anderen Sprachregionen. Ob bei Informationssendungen, Sport- und Kulturveranstaltungen oder Adaptionen von Dokumentarfilmen – die interregionale Zusammenarbeit zwischen den Redaktionen hat auch 2022 dazu beigetragen, dass sprachliche und kulturelle Grenzen überwunden wurden. 

«Die vielen interregionalen Projekte widerspiegeln das Engagement der SRG für die Stärkung des nationalen Zusammenhalts. Die Zusammenarbeit ermöglicht die Nutzung von Synergien und fördert den Austausch von Know-how zwischen den Regionen.»

Samantha Zurbuchen
interregionale Koordinatorin bei RTS

«Fight 4 Flags»: Spielerisch das Verständnis zwischen den Regionen fördern

In der nationalen Sendung «Fight 4 Flags» muss sich je ein Team aus den vier Sprachregionen der Schweiz völlig verrückten Herausforderungen stellen. In fünf Folgen treten die vier Teams gegeneinander an und versuchen, abenteuerliche Challenges quer durch die Schweiz zu meistern, um den Sieg für die eigene Region heimzutragen. Die Disziplinen sind nicht olympisch, dafür umso unterhaltsamer: vom menschlichen Curling über das langsamste E-Scooter-Rennen aller Zeiten bis hin zu einer Mischung aus Bungee-Jumping, Darts und Paintball. Das neue Format, das halb Spiel, halb Reality-Show ist, wurde ab Mitte September 2022 auf allen Fernseh- und Social-Media-Kanälen der SRG sowie auf der Streaming-Plattform Play Suisse ausgestrahlt. 

In der nationalen Sendung «Fight 4 Flags» werden vier Teams aus den vier Sprachregionen vor völlig verrückte Herausforderungen gestellt.

«Futura!»: die Zukunft im Blick

Zehn junge Filmemacher:innen, zehn Porträts und zehn unterschiedliche Lebenswelten: Das nationale Projekt «Futura!» erzählt die Geschichten verschiedener junger Menschen, spricht über ihre Verbundenheit mit einer Gemeinschaft, über das Zusammenleben, das Anderssein und unterschiedliche Zukunftsvorstellungen. «Futura!» ist keine klassische Serie, sondern vielmehr eine Sammlung von 15-minütigen dokumentarischen Kurzfilmen. Jeder Film kann für sich allein stehen und als einzelnes Werk betrachtet werden. Doch es gibt auch verbindende Elemente: So beschäftigen sich alle Kurzfilme mit Fragen rund um die Zukunft und stellen charakterstarke Protagonist:innen in den Fokus. Das Projekt bietet jungen Filmemacher:innen aus drei verschiedenen Produktionsfirmen und Sprachregionen eine Plattform. Bei der Auswahl der Filmemacher:innen wurde vor allem auf ein junges Alter und die berufliche Erfahrung der Regisseur:innen geachtet. Die Arbeit mit den drei externen Produktionsfirmen verlief erfreulich, ebenso die interne Zusammenarbeit mit den Redaktionen in Basel, Lugano und Genf sowie dem Filmteam in Bern und dem Team von Play Suisse. 

«Futura!»: Zehn Kurzfilme aus drei Sprachregionen

Dokumentarfilme, die einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen

Dokumentarfilm «Fifa – Das Monster»  

Der Dokumentarfilm über die Hintergründe der Vergabe der Fussball-Weltmeisterschaft an Katar im Dezember 2010 ist das Ergebnis einer gemeinsamen Recherche von RSI, RTS und SRF. Es war der erste Versuch der SRG, alle drei Unternehmenseinheiten gemeinsam an einem grossen Rechercheprojekt arbeiten zu lassen. Unter der Leitung der Redaktion von «SRF DOK» wurde ein gemeinsames Rechercheteam zusammengestellt, das aus je einer Vertreterin oder einem Vertreter von RSI, RTS und SRF bestand, die sich einem spezifischen Aspekt der Recherche annahmen. Während sich RSI auf die Ermittlungen der US-Justiz konzentrierte, befasste sich RTS hauptsächlich mit der Fifa und ihren Mitgliedern. An der Recherche waren weitere Journalist:innen der SRG beteiligt, wodurch das Thema aus verschiedenen Blickwinkel betrachtet wurde. So entstanden Synergien, die es ermöglichten, Themen von nationaler Tragweite zu behandeln und diesen Dokumentarfilm zu realisieren.

«Fifa – Das Monster»: Die Journalist:innen Ludovic Rocchi (RTS), Maria Roselli (RSI), Hansjürg Zumstein (SRF) der Recherchegruppe (von links nach rechts) analysierten über tausend Seiten Dokumente der US-Justiz (Bild: SRF/Severin Nowacki).

Dokumentarfilm «Locarno Confidential» 

Anlässlich der 75. Ausgabe des Internationalen Filmfestivals von Locarno überlegte sich das Produktionsteam, wie es die Geschichte des Festivals im Vergleich zu früheren Jubiläen aus einer neuen Perspektive nachzeichnen könnte. Es entschied sich dafür, viele kleine Geschichten zu erzählen – oft nur Anekdoten –, welche das Festival geprägt haben. Die Dokumentation erinnert nicht nur an Filme und grosse Namen, sondern auch an alles, was sich neben der Leinwand und hinter den Kulissen abgespielt hat. Neben Archivbildern besteht der Dokumentarfilm aus zahlreichen Interviews mit Zeitzeug:innen, die das Festival in verschiedenen Phasen hautnah erlebt haben. Daraus ergibt sich das Porträt eines Festivals, das in Locarno verwurzelt und gleichzeitig international ausgerichtet ist – und rasch zum grössten Filmevent und Teil der Identität der Schweiz wurde. Mit seiner Herangehensweise wollte das Team viele verschiedene Facetten des Festivals beleuchten und Erfahrung sammeln mit diesem Ansatz der historischen Erzählweise. SRF strahlte den Film im August 2022 mit deutschen Untertiteln aus. Anschliessend wurde er auf Französisch adaptiert und im November 2022 bei RTS gezeigt.  

«Locarno Confidential»: Marco Solari, operativer Präsident des Locarno Film Festival, und Lorenzo Buccella (RSI) sprechen hinter den Kulissen über die Geschichte des 75-jährigen Events (Bild: RSI/Michael Beltrami).

«Jedes gute Projekt kann nationales Potenzial haben und auch in den anderen Sprachregionen auf Interesse stossen. Immer häufiger machen unsere Themen nicht mehr vor der Sprachgrenze halt und es gibt viele Möglichkeiten, diese Projekte auf unseren Kanälen zugänglich zu machen.»

Caterina Saldarini
Interregionale Koordinatorin bei RSI

«Rendez-vous im Park»: unterwegs in den Pärken der Schweiz

In dieser Serie machten sich eine Moderatorin und zwei Moderatoren aus drei verschiedenen SRG-Unternehmenseinheiten gemeinsam auf den Weg, um fünf grosse Schweizer Naturpärke zu entdecken. Begleitet von Menschen aus der Region und ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit tauchten sie in die porträtierten Orte ein. Auf diese Weise entdeckten sie die natürliche, historische und kulturelle Schönheit der Pärke sowie lokale Produkte. Die Produktion wurde von RSI umgesetzt. SRF und RTS adaptierten die Serie auf Deutsch und Französisch. RTR war an der fünften Folge beteiligt, da sie zahlreiche Interviews auf Rätoromanisch enthält. Dadurch, dass eine SRG-Unternehmenseinheit die Leitung und die Regie für die Serie hatte, konnten die Episoden von A bis Z homogen und kohärent erzählt werden. Das Besondere an der Serie ist, dass sich die Moderator:innen in ihrer Muttersprache unterhalten konnten. «Rendez-vous im Park» hat gezeigt, dass es möglich ist, mehrsprachige Dokumentationen zu produzieren. Zudem hat das Projekt dem Publikum einige der schönsten Regionen der Schweiz sowie interessante Erfahrungen im Bereich der nachhaltigen Entwicklung nähergebracht. Die zweite Staffel befindet sich derzeit in Produktion.  

Bigna Silberschmidt (SRF), Alain Orange (RTS) und Christian Bernasconi (RSI) laufen für «Rendez-vous im Park» über Stock und Stein (Bild: SRF/Miriam Künzli).

Besser verstehen, was die Schweizer Bevölkerung beschäftigt

2022 hat die SRG mit der Planung eines nationalen Projekts zur Förderung der Debattenkultur und zur Stärkung der Schweizer Werte begonnen. Das Ziel ist ein innovatives redaktionelles Angebot, das es ermöglicht, noch näher beim Publikum zu sein. Teil des Projekts ist eine Onlineplattform, auf der sich die Nutzer:innen zu einem aktuellen Thema sicher äussern können, ohne dass sie sich vor Hassreden oder Fake News fürchten müssen. Die Diskussionsinhalte werden automatisch in die Sprache der jeweiligen Nutzer:innen übersetzt. Debattiert wird über Themen und Fragen, welche die Schweizer Bevölkerung beschäftigen. Eine breit angelegte Meinungsumfrage soll Aufschluss über die zu diskutierenden Themen geben. Ein interregionales Redaktionsteam wird die Debatte moderieren. Das Projekt wird im Rahmen eines nationalen Thementages im Sommer 2023 lanciert.  

Programmaustausch und -adaptation zwischen den Sprachregionen

Der Programmaustausch zwischen den SRG-Unternehmenseinheiten war schon immer der Kern der interregionalen Zusammenarbeit. 2022 konnte die SRG mehrere hundert Dokumentarfilme, Serien und Reportagen für die verschiedenen Landessprachen adaptieren und so etwas zum gemeinsamen Verständnis der schweizerischen Identität beitragen.