Die Informations- und Nachrichtensendungen der SRG bieten eine unabhängige Sicht auf das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Geschehen in der Schweiz und im Ausland. 2023 haben die Informationssendungen 39 Prozent der Sendezeit im Fernsehen und 15 Prozent im Radio ausgemacht. 

Die Spionageoperation von Katar: eine Recherche von «SRF Investigativ»

Die Fussball-Weltmeisterschaft in Katar bewegte auch die Schweiz. SRF beleuchtete den Grossanlass, die Fifa und das Gastgeberland deshalb aus verschiedenen Blickwinkeln. Für Aufsehen sorgte insbesondere eine Recherche von «SRF Investigativ»: Die Redaktoren Leo Eiholzer und Andreas Schmid zeigten auf, dass Katar über Jahre hinweg hohe Funktionäre des Weltfussballs ausspioniert hatte, um zu verhindern, dass dem Land die Weltmeisterschaft wieder entzogen würde. Während mehrerer Monate recherchierten die Redaktoren, beschafften Dokumente und führten zahlreiche Gespräche: «Die Recherche war enorm aufwändig. Hinzu kam eine anspruchsvolle textliche und audiovisuelle Umsetzung der Geschichte für viele unterschiedliche Kanäle. So etwas ist nur in Teamarbeit möglich», sagt Nina Blaser, Co-Leiterin von «SRF Investigativ». Am Morgen des 2. November erschien ein umfassender Online-Artikel. Am Abend sendete die «Rundschau» eine monothematische Ausgabe, filmisch umgesetzt von Keto Schumacher und Nina Blaser. Die Enthüllungen von «SRF Investigativ» schlugen hohe Wellen. Zahlreiche Medien in der Schweiz und im Ausland griffen die Recherchen in ihrer Berichterstattung auf.

Ausschnitt aus der «Rundschau»-Sendung von Keto Schumacher und Nina Blaser zur Spionageoperation von Katar.

«Couleurs locales»: tausend Mal gesendet und immer noch beliebt

Das RTS-Nachrichtenmagazin «Couleurs locales» veranstaltete anlässlich seiner tausendsten Sendung vom 13. bis am 17. Juni eine Sonderwoche auf RTS 1 und Play RTS. Auf dem Programm standen ein Wiedersehen mit Persönlichkeiten und symbolträchtigen Orten von «Couleurs locales» sowie eine öffentliche Sondersendung, die live in La Chia am Fusse des Moléson in Freiburg gedreht wurde. Jede Sendung von «Couleurs locales» wird draussen an einem anderen Ort in der Schweiz realisiert. Die Journalist:innen interviewen die Menschen also dort, wo sie ihre Arbeit machen oder zu Hause sind. Die Sendung ist insbesondere aus diesem Grund beim Publikum beliebt. «Die Einschaltquoten von ‹Couleurs locales› sind extrem gut», sagt Elisabeth Logean, Co-Chefredaktorin von «Actualité TV». «In den letzten Jahren sind die Einschaltquoten sogar nochmals gestiegen.» 2022 erreichte «Couleurs locales» durchschnittlich 107'000 Zuschauer:innen, was einem Marktanteil von 36,4 Prozent entspricht.

Spezialsendung von «Couleurs locales» anlässlich des Jubiläums

RSI-Korrespondent:innen berichten aus der Ukraine

Sich vor Ort ein Bild machen, Zeugenaussagen sammeln, einordnen: Mehrere RSI-Korrespondenten begaben sich zu diesem Zweck in die Ukraine. Sie sprachen mit Überlebenden aus Irpin und Butscha, mit Angehörigen getöteter Soldaten, mit Flüchtlingen aus Cherson, aber auch mit Menschen, die im Donbass geblieben waren, wie der ehemalige Bergarbeiter Vassilj. Die Reportagen, Berichte und Live-Übertragungen wurden in den Nachrichten von RSI ausgestrahlt und in den Sendungen «Modem», «Falò» oder «60 minuti» vertieft. 

RTR begleitet die Bündner Grossratswahlen

Mitte Mai fanden in Graubünden die Erneuerungswahlen des Grossen Rats statt. Dabei interessierten vor allem zwei Fragen: Wie wird sich das neue Wahlsystem auf die Verteilung der Sitze auswirken? Und: Wird erneut eine reine Männerregierung zustande kommen? RTR setzte bei der Wahlberichterstattung auf drei Schwerpunkte: Debatte, Analyse und Einordnung sowie Orientierung. Um eine Debatte zu lancieren, lud RTR die Bevölkerung im Vorfeld der Wahlen zu zwei Workshops ein. Die dort entstandenen Forderungen wurden anschliessend in einer Diskussionsrunde mit Parteivertreter:innen erörtert. Bereits ein halbes Jahr vor dem Wahlsonntag strahlte RTR die erste Folge des Podcasts «Pugn da vista» aus, der die verschiedenen Phasen des Wahlkampfes analysierte und einordnete. Ein besonderes Augenmerk legte RTR auf die Berichterstattung sowie eine verständliche Aufbereitung der Daten und Resultate. Dank gemeinsamem Effort von Redaktion und Multimedia-Spezialist:innen konnten sich die Bürger:innen auf rtr.ch über alle 491 Kandidat:innen gezielt informieren.

Die neu gewählte Bündner Regierung im Studio von RTR (Bild: RTR)

Ein publizistisches Angebot für das Ausland

Der Bundesrat beauftragt die SRG, für das Ausland ein publizistisches Angebot bereitzustellen. Diesen Auftrag erfüllt die SRG mit den Informationsangeboten von SWI swissinfo.ch, tvsvizzera.it, TV5 Monde und 3sat.  

SWI swissinfo.ch informiert seit Mai 2022 in ukrainischer Sprache

Die SRG-Unternehmenseinheit SWI swissinfo.ch berichtet in zehn Sprachen über die Geschehnisse in der Schweiz. Seit Mai 2022 publiziert SWI swissinfo.ch auch einen Teil der Beiträge auf Ukrainisch. Diese sind über die russischen, englischen, deutschen, französischen und italienischen Seiten von SWI swissinfo.ch zu finden. «Die freie Presse steht in der Ukraine und in Russland seit Kriegsbeginn enorm unter Druck. Deshalb haben wir uns nach Rücksprache mit dem Bundesamt für Kommunikation entschieden, einen Teil des bestehenden Angebots vorübergehend auf Ukrainisch zu publizieren», sagt SWI-Direktorin Larissa Bieler.

«Die Beiträge auf Ukrainisch haben einen symbolischen Wert, den wir nicht unterschätzen sollten»

Die russische Redaktion von SWI swissinfo.ch informiert die russischsprachigen Leser:innen auf ihrer Website und auf Social Media (Facebook, Instagram, Youtube, Twitter, VKontakte, Telegram) über Ereignisse in der Schweiz und im Ausland. Seit Mai 2022 übersetzt sie mit ukrainischen Freelancerinnen einen Teil des bestehenden Angebots auf Ukrainisch. Igor Petrov leitet die russische Redaktion von SWI swissinfo.ch seit 2013. Im Interview spricht er über seine Arbeit, politische Gefangene in Russland und die Bedeutung des ukrainischen SWI-Angebots für das ukrainische Publikum.

Igor, als Leiter der russischsprachigen Redaktion von SWI swissinfo.ch beschäftigst du dich schon lange mit den Entwicklungen in Russland. Welche Veränderungen konntest du in den letzten Jahren beobachten?

Diese Frage lässt sich in einem Satz beantworten: In den letzten 15 Jahren hat sich Russland von einem Land, das alle Chancen hatte, den Weg der Zivilisation zu beschreiten, zu einer Diktatur entwickelt.

Welche inhaltlichen Schwerpunkte setzt du in der Berichterstattung über den Krieg? 

Auch die Schweiz ist von diesem Krieg betroffen. Hier setzen wir an. Wir berichten beispielsweise über russische Gelder in der Schweiz, Antikriegskundgebungen auf dem Bundesplatz, das Dilemma der Wirtschaft oder die Schweizer Neutralität. Wir schreiben über die Hilfe für die Ukraine und darüber, was es für geflüchtete Kinder heisst, hier in die Schule zu gehen. Kurzum, die Themen unserer Beiträge sind so vielfältig wie die Realität vor unseren Fenstern. Um diese Realität geht es uns: Wir wollen darüber berichten, was in der Ukraine, in Russland und in der Schweiz tatsächlich passiert. Über das, was wirklich wichtig ist, und nicht das, was uns Medien gerne glauben machen, dass es wichtig sei.  

Gehst du ein Risiko ein, wenn du aus dem Ausland über den Krieg berichtest?  

In den ersten Monaten des Krieges war es in Russland bekanntlich verboten, den Krieg so zu nennen. Wer dagegen verstiess, wurde ins Gefängnis gesteckt. An dieser Stelle erlaube ich mir, an die politischen Gefangenen in Russland zu erinnern. Wir sollten sie nicht vergessen. Die Schweiz sollte  Druck auf Moskau ausüben, damit Menschen wie Alexey Navalny oder Ilya Yashin freigelassen werden. Was die Risiken unserer Berichterstattung angeht, sehe ich mich nicht in Gefahr, werde jedoch regelmässig per E-Mail beleidigt. Aber das ist nichts im Vergleich zur Tragödie, die das ukrainische Volk gerade erlebt.

Igor Petrov (1969) stammt aus Moskau. Nach seinem zweijährigen Militärdienst studierte er Geschichte und Soziologie an der Fakultät für Geschichte der Moskauer Universität, danach doktorierte er in Geschichtswissenschaften. Er war fast elf Jahre als Diplomat in Deutschland und in der Schweiz tätig, ist Übersetzer, Dolmetscher und Buchautor (Bild: SWI/Marina Karlin).

Die meisten Flüchtlinge aus der Ukraine, die sich im Moment in der Schweiz befinden, verstehen und sprechen Russisch. Weshalb braucht es zusätzlich ein Angebot auf Ukrainisch?

Es ist ein ungeheuerliches Paradoxon: Putin begann den Krieg unter dem Banner der «Befreiung der russischen Welt», und nun sind es gerade russischsprachige Städte wie Mariupol, die er in eine Wüste verwandelt hat. Für das ukrainische Volk wird Russisch über Generationen hinweg die Sprache der Aggressoren sein. So war es lange Zeit auch mit der deutschen Sprache in Europa. Genau deshalb braucht es Beiträge auf Ukrainisch. Sie haben einen symbolischen Wert, den wir nicht unterschätzen sollten. Dies bestätigen auch die Rückmeldungen, die wir vom ukrainischen Publikum erhalten.

Wer übersetzt die Berichte von SWI swissinfo.ch auf Ukrainisch?

Wir übersetzen ausgewählte Beiträge unseres Angebots auf Ukrainisch. Dafür beschäftigen wir vier hochqualifizierte Freelancerinnen. Eine von ihnen ist übrigens eine Geflüchtete mit Status S. Wir sind sehr froh, dass sie bei uns arbeitet. Unsere Übersetzerinnen sind Frauen mit Universitätsabschlüssen.

Worauf achtest du sprachlich, wenn du einen deutschen Text auf Russisch oder Ukrainisch übersetzt?

Wir übersetzen nicht bloss, sondern machen eine kulturelle Adaptation. Das russische Storytelling ist komplett anders als das deutsche oder englische. Damit unser Beitrag nicht nach einer holprigen Übersetzung klingt, sondern wie ein russischer Originaltext, müssen wir ihn buchstäblich auseinandernehmen, kontextualisieren und neu zusammensetzen. Es ist eine interessante und höchst kreative Arbeit.