Die Stärke liegt im Dialog

Die beobachteten Produktionen und die daran anschliessenden Gespräche mit den Verantwortlichen zeigen, wie sich die publizistische Leistung zunehmend auf die Digitalität und die sich wandelnde Mediennutzung ausrichtet. Die vielfältigen Distributionskanäle sind nur ein Indikator dafür. Der Publikumsrat begrüsst diese Entwicklung und stellt fest, dass SRF bei aller Innovation dennoch die Generation der «1950er-Fernsehkinder» vollauf berücksichtigt. Es ist aber wie für jeden Sender eine Herausforderung, ein Programm anzubieten, das alle Generationen anspricht. Die Publika – im Plural – wirken zunehmend disparat, sodass die gemeinsame mediale Referenzmenge geringer wird. Sie erfordern eine differenzierende publizistische Leistung, welche aus Sicht des Publikumsrats bei SRF professionell vorangetrieben wird.

Der Themenmix war in der Beobachtungsphase stark von sportlichen Ereignissen geprägt: die Olympischen Spiele in Peking, die Fussball-Europameisterschaft der Frauen sowie der Rücktritt von Roger Federer. Doch auch Klassiker wie zum Beispiel das «Tagesgespräch» im Bereich Audio gehörten zu den Beobachtungen, die der Rat mit den Macher:innen besprach. Der Publikumsrat produzierte im Anschluss jeweils ein kurzes Video, in welchem er in wenigen Sätzen die Beobachtungen zur jeweiligen Sendung zusammenfasst. Seit der Sommerpause basieren die Videos auf einem unmittelbar vorausgehenden Vorgespräch zwischen Publikumsrat und SRF. Die wesentlichen Punkte werden gemeinsam herausgeschält und dann als Gespräch aufgezeichnet, was den Videos mehr Dynamik verleiht.

Im Fokus des Publikumsrats stand auch die Sendung «Tagesgespräch» von SRF 1 und SRF 4 News.

Der Publikumsrat als diversifiziertes Gremium ist weiterhin auf Kurs und freut sich über das Zusammenwirken mit den Programmkommissionen der Mitgliedgesellschaften.

Ombudsstelle

Auf der Ombudsstelle SRG.D dominierten die Themen Coronavirus, Energiekrise und Ukrainekrieg. Bei Letzterem ist eine Minderheit der Meinung, dass SRF eine einseitige Sicht des Krieges vertrete, wenn es nur Russland und nicht auch den Westen für den Krieg verantwortlich macht. Die Zahl der Beanstandungen blieb auch 2022 hoch. Nach wie vor sorgen Informationssendungen – mehr Videos als Audios – für die meisten Beanstandungen. Zusätzlich kamen Beanstandungen von Onlinekommentaren hinzu, seit die Löschung eines Kommentars zu einem redaktionellen Beitrag der SRG in Onlineforen und Social-Media-Kanälen gemäss Urteil des Bundesgerichts vom 29. November 2022 rechtlich angefochten werden kann. Ausserdem: Die Besetzung der Ombudsstelle in Co-Leitung hat sich 2022 bewährt. Der Publikumsrat freut sich sehr über die stabile Besetzung.

Publikumsrat SRG.D

Präsident: Martin Peier
Anzahl Programm­beobachtungen: 21
Anzahl Publikumsrats­mitglieder: 26
Ombudspersonen: Esther Girsberger und Kurt Schöbi

Bild: SRF/Gian Vaitl